KAST-Forum – eine Woche „KAST“ für alle

Das Programm ist raus und nun geht’s los. Das Programm … das Programm … Jeeppiiieee.

 

KAST?

Was ist das denn?

Also die KAST ist vor allem zunächst ein VEREIN von Theaterverrückten Menschen aus ganz Deutschland. Der Verein besteht seit mehr als 60 Jahren und organisiert ein Mal im Jahr ein Forumstreffen an verschiedenen Standorten in Deutschland, bei dem sich die Teilnehmer*innen zu unterschiedlichen Themenfeldern und Theaterbereichen weiterbilden können:

Bühnenkampf … Theater mit Jugendlichen … Improvisationstheater … Kabarett … Clownerie … Erzählen … Theatermachen … Regie … Sprechtechnik … Theater mit Kindern … Frauentheater … Bewegungstheater … Figurentheater … Pantomime … Tanztheater … Schminken … Zirkus … Straßentheater … Spiel mit Masken … Schwarzlichttheater … Percussion … und noch mehr

Dieses Forum ist dann für alle Interessierten offen, das heißt, man kann sich für die Workshopwoche mit Vollpension anmelden. Da es jedoch viel mehr ist als nur so eine Fortbildungswoche, hole ich hier ein bisschen aus.

FORUM – kreative Arbeitskreise für Spiel und Theater

  • für Menschen von 7 bis 97 Jahren
  • für Menschen unter 7 Jahren: qualifiziertes Angebot der Kinderbetreuung
  • einmal im Jahr, in der Woche nach Ostern

Das FORUM – intensiv und kreativ!
Für alle, die im Bereich der Kultur, Jugend-, Bildungs- und Sozialarbeit tätig sind oder allgemein Interesse an Theaterarbeit haben und neue Impulse suchen, veranstaltet die KAST jährlich die Theater-Werkwoche „FORUM“.

FORUM 2018
vom 3. – 8. April 2018 in Wiesbaden – Wilhelm-Kempf-Haus

Das Programm Ostern 2018

Dieses Jahr werden (wieder) acht Arbeitskreise angeboten, wobei zwei für Kinder und Jugendliche sind. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre noch ein Jugendlicher, denn die Angebote sind oft sehr reizvoll. Im einzelnen bietet das Forum von KAST dieses Jahr:

  1. Chanson und Stimme (Etwas für die Stimme gibt es immer, denn das ist auch was für die ältesten Seminarteilnehmer.)
  2. Commedia dell’Arte (Richtige Theaterarbeit an der Maske: Wie entwerfe/entwickle ich einen Charakter ohne Worte und doch mit Handlung?)
  3. Pantomime (Körpersprache, Körperarbeit. Mit Bewegung gibt es immer was, für alle, die sonst auf dem Stuhl gefesselt sind.)
  4. Kostüme (Der Handwerkskurs, auch solch einen gibt es in jedem Jahr)
  5. Bühnenpräsenz (Arbeit auf der Bühne, Grundlagentraining. Das kann doch eigentlich jeder, oder?)
  6. Stand-up-Comedy (Etwas ganz Kurzweiliges für den Spaßfaktor gibt es eigentlich auch jedes Jahr. Witzig ist ja nicht unbedingt einfach oder flach. Selber Schreiben – das gibt’s auch einmal pro Jahr.)

Das war es für die Erwachsenen – natürlich können auch die Jugendlichen schon mal an dem einen oder anderen Kurs teilnehmen, hängt aber von der Kursleitung ab. Und wenn ihr jetzt denkt, dass ihr doch lieber alle Kurse besuchen wollt, dann geht es euch so wie mir. Bedauerlich ist allein, dass es nur eine Woche dauert.

Die letzten zwei AK’s:

  • AK7 Impro für Jugendliche (ab so ca. 12/13 Jahren)
  • AK8 Für Kinder – Ton ab! Bühne frei. (ab 7 Jahren)

Sechs Tage im Kreativen Feuer

Immer findet das FORUM direkt nach Ostermontag für sechs Tage statt, damit möglichst viele Bundesländer zur gleichen Zeit frei haben. Natürlich wohnen wir im Bildungshaus. Das Interesse ist es, dort die Bildungsstätte unter Alleinherrschaft zu führen, äh … eben allein zu sein. Wir beziehen Zimmer, manche mit und manche ohne Luxus/ Dusche. Es gibt Vollpension: Frühstück, Mittagsbuffet, Kaffee und Kuchen, Abendbuffet. Die Qualtität variiert je nach Gasthaus:

  • Rastatt war von der Essensqualität sehr gut, dafür die Räume nicht ganz so passend für die Seminare, eine gute Bühne und die Umgebung ist stadtnah und natürlich zugleich, also sehr abwechslungsreich
  • Wiesbaden hat gutes Essen, interessante Raumgestaltung, eine schöne Bühne und eine Umgebung im Grünen
  • Altenberg hat billiges Essen, zu spartanische Schlafräume und leider keine wirkliche Bühne, dafür eine herrliche landschaftliche Umgebung.

Wenn es darum ginge, welcher Standort am besten ist, dann würden wir vermutlich Jahr für Jahr nach Wiesbaden oder Rastatt fahren. Das Interesse ist es jedoch, möglichst unterschiedliche Bereiche Deutschlands anzusteuern, damit es mal die einen und mal die anderen nah oder fern haben. Die Bezahlbarkeit muss gewährleistet sein, denn die Preise für die Woche sind seit einigen Jahren konstant (ich kenne nur den aktuellen Preis). Günstig vom Ort her ist Altenberg für uns, doch ich bin bereit, lieber nach Wiesbaden zu fahren. Hattingen wäre auch so ein schöner Ort, lecker Essen und so, doch bislang konnte ich dafür niemanden wirklich begeistern – tatsächlich fehlt eine gute Bühne. Welcher Ort auch immer, wir nehmen Unannehmlichkeiten beim Essen oder bei den Räumen in Kauf, denn letztlich sind wir in erster Linie für das Arbeiten und Spielen und uns Begegnen da.

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Eingangshalle im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden – Drehort unseres Märchens

 

Die sechs Tage verlaufen nach dem gleichen Rhythmus:

  1. Dienstag bis 14 Uhr gemeinsam Kaffee-Kuchen-Zeit. Ab 14 Uhr sitzen wir im großen Stuhlkreis für wichtige Neuigkeiten, erste Instruktionen, Danksagungen und Hinweise. Um 15 Uhr pünktlich starten die AKs. Abends gibt es einen buntes Kennenlernspiel, das eine Theaterspielaufgabe enthält und dazu einlädt, schnell spontan kreativ zu sein. Organisiert wird es durch den Vorstand und durchgeführt wird es jährlich von anderen Leuten. Danach sitzt man gesellig bei Wein und Bier und Chips zusammen, wobei man mit den alten Bekannten und den neuen Gesichtern ins Gespräch kommt. Die Jugendlichen verabschieden sich und spielen Spiele wie Werwölfe.
  2. Mittwoch: Tagsüber finden die obligatorischen Kurszeiten statt. Abends wird eine Theateraufführung oder Performance oder Musikstück von aktuellen oder ehemaligen Forums-Teilnehmern präsentiert. Ein Infoboard berichtet darüber.  Die Jugendlichen sind weiterhin die Jugendlichen.
  3. Donnerstag haben alle ihre Kurse, und entwerfen in der Regel ihr 10-minütiges Bühnenprogramm. Am Abend findet die offene Bühne statt, zu der sich jeder mit eigenen Programmpunkten melden kann. Es werden Auszüge aus eigenen Theaterproduktionen, Sketche, Witze, Gesang, etc. gezeigt. Alles ist möglich. Die Jugendlichen spielen vermutlich wieder Werwölfe.
  4. Freitag  sind alle zu beschäftigt für die Bühne, denn es wird hier noch geprobt, dort noch was einstudiert, zum Schluss noch was getackert oder geklebt. Alle AK’s schleichen sich für Generalproben auf die Bühne, wo zwei Fachmänner für Licht, Ton und Kamera bereitstehen und Feedback geben. Man trifft sich in der Bar und schnackt zusammen – irgendwann gegen 22 Uhr, falls man Ruhe bekommt. Also die Jugendlichen …
  5. Samstag ist der Aufführungstag. Es gibt natürlich noch eine Probenzeit vorher. Es beginnt mit den Kleinen um 16 Uhr. Außenstehende Menschen dürfen eingeladen und verköstigt werden. Das Programm wird vom Abendbuffet unterbrochen. Es läuft bist 22 Uhr. Anschließend verabschieden sich i.d.R. die Gäste, wenn auch sie bleiben dürften. Partyzeit. Es wird gefeiert bis morgens in die Frühe. Übrigens, die Jugendlichen feiern mit.
  6. Sonntag ist der Abschiedstag. Spätes Frühstück, letzte Abschiedsrunde in den Gruppen, kleine Präsente für die Leiter und schließlich der große tränenreiche Abschied um 14 Uhr in der Aula. Und da sind alle pünktlich.

Meine Kinder sehe ich kaum, vielleicht für ein Gelegenheitsküsschen. Ich schreibe ihnen auch nicht vor, wann sie ins Bett müssen. Bleimüde schleichen sie irgendwann gegen 3 Uhr oder so in die Betten. Morgens hüpfen sie raus und sind nachts wieder bis in die Puppen auf. Ich auch. Die Gespräche am Abend, die Arbeit am Tag und alles dazwischen ist einfach dieser Raubbau wert.

Ein Rückblick persönlich

Inzwischen war ich vier Mal mit meinen Kindern beim FORUM und ich habe bislang ausschließlich Gutes zu berichten, sieht man von Unterkunft und Essen im Vergleich ab. Einziger Nachteil: es findet nur einmal im Jahr für 6 Tage statt.

  • AK Stimme und Gesang – das erste Mal dabei 2014 bei Andrea Haupt

Mit der Stimme einen Krimi produzieren, ein Hörspiel. Alle Geräusche wurden mit Stimme oder Körper erzählt: die Kuckucksuhr, dat Mofa, die Waldgeräusche … Hinter einem Vorhang haben wir unser Hörspiel am Samstag abgehalten.

 

 

  • AK Film und Regie – bei Sabine Willmann 2015

Wie viel Film kann man schaffen? Wir haben zwei Filme produziert: einen Lehrfilm über gutes Sprechen und Zuhören; einen Märchenfilm von 8 Minuten Spielzeit, all in mit Storyboard, Drehbuch und Skript. Das war eine sehr stramme Leistung – im Sinne des Wortes. Kurz vor der Vorführung, war der erste Cut überhaupt fertig. Mein Lieblingsmoment: der Stop-Trick.

 

 

  • AK Zeitgenössischer Tanz – bei Bettina Forkel 2016

Ein Mann verloren in einem Frauenspiel. Bettina hat ein umfangreiches Choreografieset im Gepäck und zieht es durch: was Improvisiertes, was Durchgetaktetes, was Erzählerisches. Wir sind richtig beschäftigt und haben Donnerstag einen traumhaften Muskelkater.

 

 

  • AK Bühnenbild – bei Siegfried Albrecht 2017

Klein aber fein: Bühnenmodelle mit Figuren im Maßstab 1:20. Ein Mensch ist acht Köpfe hoch und zwei Köpfe breit – im Idealfall. Das Spiel mit den Farben und dem Licht in der kleinen Modellbühne. Dreidimensionaler Raum, zweidimensionales Bild: ein bisschen Architektur, ein bisschen Kunstgeschichte und dazwischen Patex. Bilder von Treppen, Türen und drehbaren Bühnen entstehen im dreidimensionalen Raum. Mir eröffnete sich eine neue Welt.

 

 

So grundsätzlich verschiedene Sachen habe ich dort gemacht und gelernt, dass jedes Seminar für mich ein Lernzuwachs war – trotz meiner theaterpädagogischen Ausbildung. Selbst das Sprechseminar bei Andrea Haupt, bei dem ich anfangs dachte, dass ich in dem Bereich schon sehr gut ausgebildet sei. Dabei begegne ich jährlich denselben Menschen, Sabine zum Beispiel, oder Birgit und Ulla und Claudia, und ganz neuen fremden Gesichtern. Ein tolles Konzept. Und ich bin wieder dabei!

Begegnungen mit sehr freundlichen Menschen, bereichernde Seminare, kurzweiliges Programm und dazwischen Essen und wenig Schlaf. Ich freue mich schon …

Und was mach ich dieses Jahr? Vermutlich Pantomime oder Commedia dell’Arte oder Kostüme … also eines von den Dreien.

Tangowoche in Krakau – Tanzen, Gehen, Stehen

 

Plötzlich ist es soweit. Rückenschmerzen, hochgelagerte Beine und kaum beweglich. Das ist ein guter Start. Gut, ich fliege trotzdem. Meine WetterApp sagt mir, dass ich lieber für warme Sachen sorgen sollte. Im Anfall von Sparwahn hatte ich auch noch ein vier-Mann-Zimmer gebucht. Das soll sich ja ändern lassen, prophezeie ich mir möglichst gelassen. Bis dahin dachte ich mehr an die möglichen Nachtattacken durch betrunkene Polen als an deren Geruchsentwicklung.

TAG 1: Samstag 21-10-2017

Am Flughafen begegne ich Rolf und Guido, die mit mir im gleichen Flieger nach Polen sitzen. Sie hatten Priority gebucht und können schneller durch die Bordingkontrolle. Bereits am Flughafen in Krakau sorgt Rolf dafür, dass wir zwei weitere deutsche Gäste im Taxi mitnehmen, die uns später auf einer Milonga wiederbegegnen werden. Mit dem Sammeltaxi geht es dann ins jüdische Viertel. Ein Termin ist bereits für alle Frühankommer in der ZARA-Bar gesetzt. img-20171021-wa0055.jpegNachdem ich das Momotown-Hostel im Hinterhof fand, scheitert der Versuch einer Umbuchung und ich stelle fest, dass ich mit drei Männern ein Zimmer für die Nacht zu teilen habe. Der Gedanke beschäftigt mich überraschend intensiv, obwohl Scott – der Amerikaner – einen sehr freundlichen Eindruck macht. jetzt aber doch was essen. An einem Platz stehen einige Imbisswagen, dazwischen Stühle und Tische. Hatte ich nicht eine Falaffeltasche bestellt? Aber was ich esse, ist eine sehr polnische XXL-Version mit vielen Essiggurken. Sehr lecker, aber verdammt viel. Und Roy ist gar nicht da.

Dank Google finde ich mich echt schnell in dem Viertel zurecht. Ein paar Eckdaten und schon findet Googlemaps die richtige Adresse. In der ersten Bar gilt es sich zu sammeln, später werden hier die kommenden Übungsstunden stattfinden. Überraschend viele sind vorzeitig gelandet. Wiebke, Peter und Jürgen hatten bereits eine Milonga ausgekundschaftet, zu der wir nach einem ersten Bier aufbrechen. Guido und Rolf setzen sich ab und wollen erst einmal speisen gehen. Nach ausgiebiger Suche und einem ersten Eindruck der Stadt, landen wir gar nicht mehr auf einem Tanzabend sondern in den Katakomben einer Kellerbar. Lecker Bier gibt es hier und mächtiges Ambiente.

 

Uneingeschränkt kann ich zugeben, dass mir ein bisserl bang wegen der Nacht mit den drei fremden Männern ist. Bis auf den sympathischen Scott (62 Jahre) sind die anderen dieser und zwei weiteren Nächten stumme oder schnarchende Gesellen ohne kommunikativen Grundfertigkeiten. Ich klettere also in mein Hochbett und schlafe trotz Lärm und Gesäge ziemlich fix ein.

TAG 2: Sonntag 22-10-17

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Blick aus dem 4Bett-Zimmer des MOMOTOWN-Hostel auf eine Synagoge

Nach einer mutigen Nacht stelle ich meinen Mut auf eine weitere Probe und besuche den Frühstücksraum. Breakfast auf Papptellern mit Plastikgeschirr. Ich trinke dann mal Tee. Ich versuche einen Toast und gebe mir eine Schale Cornflakes als Start in den Tag. Nach so viel Tapferkeit suche ich das Jüdisches Viertel bei Tag auf und wandere Richtung Marktplatz und Trompeterkirche.

 

Dabei geniesse ich die freie Zeit bis zur ersten Unterrichtseinheit, obwohl das Wetter verregnet ist. Vorher denke ich daran, meinen Rücken zu schonen, lege mich vorsichtshalber in das 4-Mann-Zimmer und spreche noch ein wenig mit Scott aus den USA, der mich mit dem deutschen „Jawohl, Fräulein!“ erheitern will.

Roy bucht einen Flug nach Krakau und kommt nach. Da wäre eine Umbuchung in ein Doppelzimmer von Vorteil. Ich leite alles in die Wege und tatsächlich: ab Dienstag nur noch ein Mann im Raum.

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Sonntag gibt es noch kein Training, so kann ich wirklich ein paar Stunden schlafen, bis wir uns zum ersten gemeinsamen Essen in einer Bar treffen. Nach und nach tröpfeln alle ein, zwei sind noch nicht gelandet. Das Essen ist nicht das beste, es erinnert an Kneipen-Fast-Food. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass es nicht mal ein gutes Dessert gibt – das hätte mich entschädigt. Anschließend ziehen wir noch durch die Bars, die wir in der Ecke so finden und von denen Rolf und Guido denken, dass sie für die Masse an Leuten genug Raum böten. Rolf zeigt sich als Eisbrecher, der ständig neue Leute anspricht und interessante Gespräche eröffnet. Auch in dieser Nacht klettere ich nicht früh und nicht nüchtern ins Bett – und es gilt diese Leiter nach oben zu überwinden.

TAG 3: Montag 23-10-17

 

Direkt ins Café, Toasts mit Ei und Marmelade am verregneten Tag zum Frühstück. Nicht rumlaufen. Schreiben. Kaffee trinken, Tee trinken und später im Zimmer ausruhen vor den Tangostunden. Was für schöne Cafés in dem jüdischen Viertel zu finden sind, was für tolle Bars. Kein Ort der Welt beherbergt mehr Cafés, Restaurants und Bars.

Dann kommen wir zum Tango zusammen. Peter macht das Aufwärmtraining mit uns, dann Piroetten drehen und an der Technik feilen. Den ersten Teil der Figur gibt es als erstes Technikübungsfeld: der Mann führt eine Moulinette. Daran feilen, feilen, feilen wir ohne zu bemerken, dass 2,5 Stunden verflogen sind – ganz ohne Pause.

 

Anschließend gehen Elke, Rolf, Guido und ich Essen vom Feinsten. Zwar wollten wir in das Restaurant, von dem Rolf und Guido so schwärmen, doch da bekommen wir keinen Tisch. Direkt nebenan gibt es dafür noch etwas Platz und wir essen ganz fürstlich mit einem auf den Punkt gebratenem Fleisch, leckerer Beilage und einem unglaublich leckerem Dessert.

Für die erste Milonga in Krakau machen wir uns dann alle wieder frisch und sorgen uns mit selbstkritischen Gedanken, ob wir denn wenigstens zum Tanzen kämen. Spät am Abend tanze ich dann mit einem Kursfremden – einem Ungarn.

Ein letztes Mal klettere ich – diesmal mit Fußschmerzen – in mein Hochbett.

TAG 4: Dienstag 24-10-17

Ich nehme Abschied von Scott und wechsle gleich auch das Gebäude. Roy beantworte ich dann mit Fotos alle Fragen zur Raumausstattung und kaufe sogar für gemeinsame Frühstücke ein – ich bin guter Hoffnung, das alles zu verzehren.

Anschließend fahren wir mit dem Touristenwägelchen durch das jüdische Viertel bis zum Juden-Getto der Nazizeit. Rolf hat das bereits klargemacht, als ich zur Gruppe dazustoße. Ich steige hinten auf und quatsche munter mit Elke, weil wir kaum was verstehen. Guido fragt uns anschließend ab, ob wir überhaupt etwas mitbekommen haben.

Nach den Tangostunden habe ich etwas Zeit, bis Roy eintrifft und wir Essen gehen. In dem kleinen Resstaurant, welches Rolf und Guido ausgeguckt haben, tauchen mit Abschluss unseres Desserts nach und nach immer mehr Leute unserer Tangotruppe auf. Da an dem Abend keine Milonga stattfindet, gehen wir statt dessen von Bar zu Bar.

TAG 5: Mittwoch 25-10-2017

Frisch ans Werk wechseln wir die Uferseite und begeben uns in gewachsener Runde (Rolf, Elke, Guido, Roy, Volker, Petra und ich) zum Schindler-Museum nahe dem ehemaligen Getto. Der didaktische Ansatz des Museums verfehlt durch die Gestaltung von Raum und Ton nicht die intendierte Wirkung. Mich macht all der Tod von den Soldaten und den Juden gleichermaßen betroffen, die Gewalt und vor allem das Mechanisierte daran wirken bedrückend. Mir kommen die Tränen, als ich denke, dass das nie aufhören wird, so lange Männer in führenden Positionen sind – außerhalb vom Tango natürlich. Lustig ist das keineswegs, eher traurig, dass wir nach so vielen Jahrtausenden nicht weiter sind und uns noch immer für ein Stück Land oder einen Liter Wasser oder ein Laib Brot bereit sind zu erschlagen, statt zu teilen. Daran gibt es auch nichts zu beschönigen, letztlich sind es diese Dinge – für Gott zu töten ist in der Sache selbst absurd.

Nach den Tangolektionen folgt das Essen, wonach die Milonga folgt…

Zum Tango lässt sich sagen, dass das Feilen an den kleinen technischen Details wirklich sehr gut war. Rolf und ich entspannten uns zusammen immer mehr. Vor allem als ich Roy versorgt und konzentriert sah, ging es mir auch besser. An dem Nachmittag hatte ich jedoch Probleme mich zu fangen – mir ging der Museumsbesuch doch noch recht nahe.IMG-20171025-WA0013

Essen: so billig und so lecker haben wir selten gegessen. Mehr als genug Essen war es und so lecker – die Kohlrouladen und auch das Boef Stroganof. So gut und viel.  Nach so viel Essen tat Bewegung gut, deswegen gingen wir noch zur Milonga – wenigstens gucken. Ein Foto vielleicht.

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Getanzt hab ich nicht, bin doch sehr angeschlagen inzwischen und schone mich für den Folgetag. Der Ort der Milonga ist jedoch besonders. Es war die Bar, in der wir schon am ersten Abend in den Katakomben gestrandet und getrunken hatten. Das Ambiente ist großartig.

TAG 6: Donnerstag 26-10-2017

Hätten wir gedacht, dass wir so müde sind? Sicher nicht, denn wir hatten ja Pläne. So haben wir es gerade mal so geschafft, pünktlich zum Ausgangspunkt des Tanzspaziergangs zu kommen. 13 Uhr, Treffpunkt „Kopf“. Ein Kaffee hat vorher noch geklappt. Hier die Route zu unserem Spaziergang: Karte zu unserem Tangospaziergang

Wir starten mit vier oder fünf Tänzen auf der „Kopf“-Seite bei den Tuchhallen. Im Hintergrund rauschten die Straßenarbeitermaschinen. Jacken in der Mitte, drumherum die Tanzfläche, Jürgens leise Musikbox lag irgendwo dazwischen. Wir ahnen die Musik mehr, als dass wir sie hören. Roy filmt.

 

Vor der St. Peter und Pauls Kirche halten wir uns strikt an drei Tänze – also nur eine Tanda – , auch, damit es nicht zum Ärger kommt. Für den Waveler Schlossplatz haben wir dank Perin die Erlaubnis erhalten, dort zu tanzen. Perin singt zu ihrer Guitarre, Peter teilt ein Duett mit ihr. Die Stunde ist günstig mit Sonnenlicht erhellt. Passanten bleiben stehen, manche gesellen sich zu uns und tanzen mit. Nach einem kurzen Kaffee mit einem Stück Kremowska eilen wir zur nächsten Tangoeinheit. Roy bemüht sich wiederholt sehr, alle Anweisungen von Jürgen, von Wiebke und Peter umzusetzen und übt sich im Gehen. Wir versuchen uns an dem letzten Teil unserer Figur – einen Wickelgancho. Zu gern würde ich ein Video davon zeigen, denn es sieht – bei Wiebke und Peter – sehr elegant aus, aber das Videoformat ist hier nicht zulässig.

 

Roy bekundet danach, dass er noch gar nicht genug hungrig sei, da er noch vom VORabend gesättigt sei. Wir haben für 19 Uhr einen Tisch reserviert. Die Gruppe ist gewachsen und zählt nun zehn Personen, als wir alle in der Bonbonierka sitzen. (Wiebke, Peter, Jürgen, Perin, Guido, Elke, Roy, Pierre und Rolf) Das Essen – so versicherten Dagmar und Carsten – lohne sich. Wir warten und warten, eine Stunde lang, bis endlich das Essen serviert wird. Roy bekundet, dass er nun doch hungrig sei. Anschließend geht’s zur – letzten – Milonga im 2. Stock. Jürgen eilt schon vorzeitig und unruhig davon, denn er will noch „mit dem Essigläppchen durch den Schritt“. Wiebke und Peter rennen ebenfalls schnell noch nach Hause, um sich umzuziehen und letztlich verfolgen Roy und ich Perin durch das vernieselte Krakau, denn sie marschiert schnellen Schrittes voran. Auf der Milonga bleibt Roy nur kurz und verschwindet, als ich auf einen Mojito warte, den ich fast selber machen will, damit es voran geht.

Aufgebaut ist die Lokalität wie eine Wohnung: die Bar in der Küche, im Essraum der Sammelplatz für alle, im Wohnraum das Tanzen, im Vorraumbereich die Toiletta. Nach und nach versammelen sich auch alle aus unserem Kurs dort, so dass wir zumindest unter uns tanzen können. An diesem Abend tanze ich dann auch mal mit Polen. Ein Erfolg, so denke ich – doch unsere Kursleute können mehr.

TAG 7: Freitag 27-10-2017

Eigentlich wollen Roy und ich blau machen. Ja, so richtig faul sein. So viel Bewegung trotz Rückenschmerzen. Und dann noch so abwechslungsreich. Jetzt ist eine Pause dran – eigentlich. Vor allem Tango hat heute eine halbe Stunde Verlängerung bekommen. Als wir aber nachrechnen, dass wir sonst für das Mittelalter-Marktplatz-Museum unter Tage keine Zeit mehr hätten, da nehmen wir es, wie es sein muss und stiegen in die Bahn. Mich hat nachhaltig am meisten die Geschwindigkeit, mit der dieses Museum erschaffen wurde, beeindruckt. 2005 begannen die Ausgrabungen vor den Tuchhallen im großen Stil. Dann haben sie alles ausgewertet und pädagogisch-didaktisch so aufbereitet, wie die Dokumentation es heute zeigt. Das ging sehr schnell. Am Schluss noch nen Kaffee und ein Croissant und dann ist es schon wieder Zeit, zum Unterricht zu kommen.

Heute ab 15 Uhr wird alles wiederholt. Danach tanzen wir einen Durchgang mit jedem ähnlich der Berliner Runde, auch Roy muss durch alle Damenhände. Kleine Stärkung mit Torte und Kaffee zwischendrin. Und dann ist plötzlich und auch erfreulicherweise 18 Uhr. Die letzte Runde bedurfte viel Konzentration, denn so 10 Tänzen hintereinander immer eine neue Führung ist anstrengend.

20171027_185111Tangoreise10Anschließend durchgeschwitzt und hungrig geht es zum Abschlussessen in das jüdisches Restaurant HAMSA für alle, einmal die Straße kreuzen. Logistisch hinterher die Rechnung für jeden wohlgefällig zu trennen, ist eine Meisterleistung von Elke im Team mit Roy, denn in Polen geht ja alles auf eine Rechnung. Anschließend ohne Milonga finden wir uns in einer Rockerbar wieder, in der Karaokeabend ist und ein Irish Pub sein will. Anfangs singt Perin mit ihrer Giutarre, zwischendurch von Peter begleitet, später machen sich auch andere schöne Stimmen auf und singen bunt gemischt ein lustiges Repertoire. Wir haben alle viel Spaß daran, singen feuchtfröhlich mit. Eine runde Sache, solch eine schöne Woche zu beenden. Manche nämlich fliegen bereits Samstag zurück.

TAG 8: Samstag 28-10-2017

Wieder kaum Kraft für ein frühes Aufstehen. Also dann nur im Camelot-Café zum Frühstück, bevor wir zum Treffpunkt um 14.30 Uhr für die Fahrt zur Salzmine eilen. Die letzten sind wir nicht, doch Perin verpasst dann leider den Ausflug gänzlich. Die Salzmine hält zunächste einmal freundliches Treppenabsteigen für uns bereit, der Rückweg erfolgt zu aller Erleichterung mit dem Aufzug.

 

Ein Ausflug, der sich lohnt, auch wenn die Gruppenleiterin viel zu leise sprach, so sind manche Dinge auch ohne Worte beeindruckend, wie diese Abendmahlkopie von Da Vinci aus Salz.

Zurück bin ich schon wieder müde, hungrig und will keinen langen Abend. Also gehen wir zusammen mit Elke und Rolf Essen. Jeder schlägt die erste Wahl der anderen aus und so platzieren wir uns in ein Restaurant mit Livemusik im Wohnzimmerstil.

IMG-20171028-WA0039Und obwohl ich müde bin, kann ich das ein Vivaldi-KOnzert in der St. Peter und Pauls Kirche dennoch als schönen Abschluss nicht ausschlagen. Wir beeilen uns und kommen doch zu spät. Dadurch erhalten wir einen Nachlass von 20%. Wir setzen uns leise in die Kirche dazu und lauschen der Musik, in der mir dünkt, auch Bach und Mozart zu entdecken.

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TAG 9: Sonntag 29-10-2017

Wecker um vier – Regen. Schlüssel abgeben – zum Taxi eilen – Flughafen – Regen – letzten Mücken äh Sloti an den Taxifahrer abtreten und einchecken. Am Flufghafen fliegen wir mit Wiebke, Peter, Jürgen, Rolf und Guido zurück. Guido sieht nicht so gut aus, übersteht zu meiner Überraschung den Flug. Dann trennen wir uns.

Nächstes Jahr —

auf nach Lissboa