Füße kalt, Herz schlägt laut, aufgerichtete Nackenhaare – kurz vor der ersten zählenden Veröffentlichung

„Oben – Unten“ – mein erstes Veröffentlichungsbaby muss wirklich gut aussehen.

Wir haben Ende Juni, die erste Veröffentlichung rückt im Kalender näher. Meine erste richtige Veröffentlichung. Das erste Buch ist schon Teil einer ganzen Serie von weiteren Geschichten, die alle noch ein wenig unsortiert in Ordnern mäandern, unreif vor sich hin gären. Doch dieses erste, wie immer, dieses erste ist für mich der Erfahrungsprozess zum Lernen wie es geht. Ich bin gespannt, in Sorge, aufgeregt und neugierig, ungeduldig, nervös und zuversichtlich. Alles gleichermaßen. Zum einen will ich mich mit dem ganzen rechtlichen Kram nicht befassen, andererseits will ich es genau wissen. Zum einen will ich gar kein Marketing betreiben müssen, zum anderen überlege ich schon, wie ich Interviews gebe und Lesungen halte. Dieses Hin und Her und mein Gefühlsleben ist in viele kleine Mosaikstücke zerrissen. Für mich ist es ein großes Ereignis mit einem Feuerwerk an Gefühlen. Für die Welt ohne Bedeutung. Ob mein Schreiben die Kraft und das Feuer hat, so viele Herzen und Träume zu bewegen wie Rowling oder King? Träumen wird man ja wohl dürfen und möglich wäre es mit diesem Stoff. Möglich bestimmt. Möglich wäre es. 

Vielleicht wird es einen Tag geben, an dem sich meine Idee und meine Geschichte in die Herzen von sehr vielen Menschen hineinliest, dass ich von einem großen Erfolg sprechen kann. Wird das dann für mich noch so viel Bedeutung haben wie dieser erste Moment meiner Veröffentlichung, wo ich so unsicher, so unerfahren und so unwissend war? Meine Hochzeit war ein großes Ereignis, die Geburten meiner Kinder waren viel bedeutender, viel emotionaler und unendlich mehr verändernd.

Ja, ich wünsche mir Leser und Leserinnen, die in meinen Geschichten träumen, Phrasen meiner Texte zitieren und mit Freunden über die „Hätte, Wenn und Aber’s“ diskutieren; die mir Fragen stellen; denen auffällt, wie viele kleine freche Zitate aus anderen Geschichten Eingang gefunden haben; die mir erzählen, welche Textstelle sie lustig, traurig oder witzig fanden, die mehr wissen wollen über Paul, Mani, Anna, Miri und die anderen alle; die zum nächsten Teil Spekulationen haben und sich auf meiner Fanwebseite tummeln und mit anderen Geschichtenkennende austauschen wollen; die sich über das Verhalten, die Gewalt und die Ausweglosigkeit ärgern; die auch wollen, dass dieser fortgesetzte Geschlechterkrieg ein Ende findet…

Und Angst habe ich, dass ich einer Welle des Hasses ausgesetzt werde, weil mein Roman zum Werkzeug von Vorurteilen gemacht wird. Männerhasserinnen und Frauenhasser im gleichen Maßen haben hier viel Platz für Vorurteile. Dabei ist es nicht so, dass ich Vorurteile schüren will, sondern die Facetten des falschen gegenseitigen Bekriegens abbilden will. Ob das dazu führen kann, dass Männer lernen wollen, Frauen zu verstehen und das Frauen lernen wollen, Männer zu verstehen?