Schreiben – korrigieren – weiterschreiben

„Unten“ ist fertig, „oben“ ist fertig – also theoretisch. Die Handlung ist erzählt. Allerdings muss ich „oben“ deutlich überarbeiten. Streng kürzen, denn es handelt sich um einen Berichtstil. Anna berichtet von ihren Forschungsarbeiten. Das ist langweilig. Sie hat keine aktive Handlung zu berichten, selbst das ist eben ein Bericht. Das ist auch langweilig … Puh. Mein erstes Problem.

„Oben“ habe nicht gut gesichert. Alle Arbeiten von Oktober bis Dezember sind futsch und muss ich nachholen … Bin demoralisiert und scheue mich vor der Menge der Arbeit … Alles geht mir damit sehr langsam von der Hand. Mein zweites Problem.

3. Problem = ich übertrage den gesamten Wordtext Stück für Stück – wegen der Überarbeitungen – in ein anderes HTML-Programm, damit ich daraus ein E-Book für meine Betaleser machen kann. So können sie hinterher entscheiden, ob sie die Tage chronologisch erst Oben oder Unten lesen wollen oder ob sie jeweils einen Handlungsstrang nach dem anderen lesen mögen. Das ist viel Arbeit – too.

4. Problem = Unterwegs beim Korrigieren kleiner und großer Schwächen des Textes, suche ich nach besseren Formulierungen, such ich nach Bildern und ergänze eine ganze Menge. Der Text vorher war ein Rohprodukt. Etwas davon zu kürzen, was schlecht ist, das fällt mir nicht schwer, aber es kommt so viel Neues hinzu, dass ich die 10-Prozent-Marke nicht erfüllen kann.

5. Hürde = Zeit: In 16 Tage läuft meine Zeit ab und bis dahin, werde ich nicht mal mit den Leseproben für die Literaturagenturen fertig – so viel Ehrlichkeit ist kaum zu ertragen.

Dabei ist es so, dass ich den Text durchgehe, eine Textstelle überarbeiten will und dafür noch mal hier was lese, da noch einmal quergucke und dann den Text nach stilistischen Schwachstellen filtere. Anschließend versuche ich die Textstellen zu verdichten und sprachlich aufzuhübschen. Inzwischen finde ich schneller Bilder oder sprachliche Vergleiche oder Metaphern, doch mache Textstellen verlasse ich, ohne sie gut überarbeitet zu haben. Ich komme mir vor, als hätte ich ein riesiges Haus, von dem ich genau weiß, was wohin soll, doch in dem einen Raum sind noch alle Möbel mit Tüchern verhangen, manchmal finde ich sogar noch Spinnweben, in dem anderen Raum ist der Boden fertig, aber es stehen keine Möbel drin, nur Platzhalter und im dritten Raum ist alles bis zur letzten Ecke fertig. Durch den streife ich auch immer wieder, freue mich, dass er so weit ist. Halte mich auf, um noch eine Fluse vom Stuhl zu entfernen, obwohl ich weiß, dass alle Räume fertig werden müssen. Dann trenn ich mich schweren Herzens und fang lustlos an einer andern Stelle in dem großen Haus an. Allerdings packt mich dann das Schleifen des Tisches für den Raum so sehr, dass ich ganz vertieft bin, für Stunden. Schaue ich dann hoch, stelle ich fest, dass ich nicht so viel geschafft habe, wie ich gerne hätte. Dann flitze ich schnell durch die Räume, um mal eben noch was an Boden zu gewinnen.

Vielleicht bin ich zu detailverliebt, doch andererseits kann ich das nicht übertreiben.

Ich will es gut machen. So gut, dass es keine Langeweile gibt, wenn man mit dem Buch anfängt.