Ringsum Wasser, schlammgrünlich im IJsselmeer, in der Sonne kleine Glitzerpunkte überall, am Bug schäumt das Wasser leicht auf und verkräuselt sich. Und man kann nichts tun als es zu genießen, als zu liegen oder zu sitzen und zu genießen, was das Leben dir gerade bietet. Natürlich kann ich dabei Lesen, quasseln oder ein paar Notizen machen, doch irgendwann fängt dich das Meeresrauschen mit dem leisen Säuseln in deinem Ohr „Pause, Pause, Pause“ oder „Wozu? Wozu? Wozu?“ ein.
Was für eine Lebensallegorie erzählt uns dieser Moment, dieser eine, den ich festhalten möchte?
Es ist einer jener Glückmomente, die ich wie kleine Perlen sammle und am Ende des Tages betrachten will. Diese gesammelten Glücksperlen sollen mich einst noch einmal glücklich machen, wenn es langsam in meine Kopf zu dämmern beginnt und wenn ich nur noch die Erinnerungsreisen antreten kann.
Ich strample mich im Alltag ab, möglichst viele kleine Oasen der Entspannung zu finden, möglichst in der Gegenwart zu verweilen und doch ist es eine der schwersten Disziplinen. Meditation, Yoga, Besinnung auf den Moment, auf den Tag, nicht in die Zukunft eilen, nicht in der Vergangenheit weilen und dazwischen nicht nur träumen, von etwas, was nicht ist und nicht kommt. Nicht zu viel planen, nicht zu viel organisieren, nur auf das Überschaubare setzen und doch: das Musical, der Umzug, das große Aussteigen 2025, die Optionen danach, die Chancen danach, die Angst davor, hier noch eine Tangoreise – vielleicht eine letzte – und KAST noch einmal als Teilnehmerin, der Roman, der nächste Roman, die nächsten Texte, die Ausschreibung im Winter und jetzt jetzt jetzt. Kaum häng ich einer dieser vielen Baustellen nach, öffnen sich kleine zusätzliche Baustellen, wie von Geisterhand. Dazu dann die Sorge, dass ich den Überblick verliere, dass meine Listen nicht gut sind, dass ich mehr und schneller was tun muss.
Dann das Segeln. Wie einfach kann es sein, aus der Zeit zu fallen. Der Blick verläuft sich in der Weite, kaum etwas auszuwerten, kaum etwas zu bedenken, zu entschlüsseln. Der Wind trägt alle nicht zu trägen Gedanken einfach fort und übrig bleibt dieses „Ah, ist das schön“.
Also dieses Wochenende – ich will das nicht verhehlen – hatte noch mehr zu bieten. Olli ist ein Meister in der Küche, er verzückt und verwöhnt unsere Gaumen. Andre, Barnie und Jonas sind sehr lustige Menschen, die die Heiterkeit der Gruppe befördern, bis man Bauchschmerzen bekommt. Leon ist reifer geworden, interessant, ihm zuzuhören. Yvonne meistert die Gesprächstiefen; der Rest geht auf in Wolken der leichten sprudeligen Sorglosigkeit netter Unterhaltungen. Hier und da werden Impulse gesetzt, kommt es zu ungeahnten Tiefen, die jedoch keine Schwere bieten. Alle Frauen sind herzlich und offen, Franzis Liebe und Sorge zu ihren Kindern wäre zu nennen, ebenso wie Jennys Freude an der Unabhängigkeit für eine Woche oder Monikas Bestimmtheit bei feministischen Themen und ihren guten Blick für Fotos (wie dieses hier). Insgesamt also ein Wochenende der Bereicherung und Entspannung.
Oh, ich will das wieder haben … wieder ein Wochenende entspannt auf Deck liegen, an Tauen ziehen, in der Küche den Abwasch nach einer superleckeren vegetarischen Bolognese machen und wieder mich in den Schlaf schaukeln lassen. Ich will wieder durch eines dieser verträumten süßen kleinen Orte schlendern und ein Bier trinken, dass hier viel zu süß wäre. Ja ich will.
Hey, Scarlett, das war eine sehr schöne Fahrt und dies ist ein sehr schöner Text! Danke dafür!
Danke für deinen wertvollen Beitrag. Es war ein großartiges Wochenende mit Barnie, dir und all den anderen, wundervollen Menschen. Zeit zu entspannen, zu genießen und kleine Abenteuer zu erleben. Nichts davon möchte ich missen und nichts hätte es so gut beschreiben können, wie deine Worte.
Danke für eure lieben Kommentare. Freut mich, dass es euch gefällt. Ich wollte möglichst wenig Persönliches von euch einfügen und trotzdem zum Ausdruck bringen, wir angenehm, bereichernd und entspannend ich die Zeit mit euch auf den Schiff empfand.
Spätestens bis nächstes Jahr.
Liebe Grüße
Scarlett