Wenn das Ende in Sicht ist – noch 15 Monate Schule

Freudige Erwartung und unsichere Beklemmung. Immer dieselbe Mischung. Bei mir überwiegt die gespannte, neugierige Erwartung dessen, was als nächstes passiert. Um mich herum höre ich Warnungen. Jetzt geht es mir doch gut. Jetzt kann ich ohne Bedenken machen, was ich will. Jetzt ist doch alles sicher! Verrückt, wie alle daran schrauben, meine Beklemmung hochzusetzen. Ein paar wenige Menschen um mich herum freuen sich für mich, weil ich mich von einer schweren, erdrückenden Last befreie. Als wäre Geld wirklich alles, was gut und sicher ist. Als wäre wirklich Geld das, was uns glücklich macht. Klar, es beruhigt sicher vor allem die Ängstlichen, doch kann ich mir dafür auch keine Gesundheit kaufen, wenn mich die Schule leer und ausgehöhlt hat. Das kranke System schafft kranke Menschen. Wie viele zerbrechen daran?

Auch amüsant ist, dass die meisten Menschen zu denken scheinen, dass nach der Schule und dem Job als Lehrerin nichts mehr kommen kann. „Was willst du denn machen?“ Toll ist der Satz: „Hast du dir das gut überlegt?“ Nein, hab ich nicht, ist eine Bierlaune gewesen und ich kann nicht mehr zurück. Haha. Es gibt Ideen für eine andere Tätigkeit, es gibt Pläne, es gibt Optionen. Irgendwas findet sich bestimmt. Soll ich mir Sorgen machen? Bis dahin ist noch viel Zeit zu überwinden, oder wenig. Je nach Betrachtung.

Wir haben September und ich wollte bis November den Roman veröffentlicht haben. Ich befürchte, das wird nicht klappen. Weil jetzt schon September ist. Ich will das nicht über’s Knie brechen, doch ohne zumindest ein Korrektorat wird das nicht gelingen. Und niemand fühlt sich verpflichtet, wenn er nicht dafür bezahlt wird. Dafür zu bezahlen scheint mir unsinnig, weil ich ohnedies daran nicht verdiene. Merde also.
Wir haben September und der Tangotext für den Barcelona-Band ist noch nicht geschrieben, sollte aber. Ich hab da nicht mehr viel Zeit für. Statt also diesen Text anzufangen, hab ich mich für diesen Blogeintrag entschieden. Was ist also falsch?
Wir haben September und das Musical ist dran. In einem Jahr genau wird die Aufführung sein. Genauer sogar drei oder vier Aufführungen – vor den Herbstferien. Der Text steht noch nicht ganz, der Text ist nur grob geplant. Also wird es Zeit, den fertig zu machen.
Wir haben September und ich wollte im Oktober umgezogen sein, spätestens. Eigentlich ja direkt nach den Sommerferien. Ich will schließlich Geld sparen, dafür brauche ich eine kleine Wohnung. Mir fällt es schwer, nach einer Wohnung zu suchen, weil ich nicht weiß, wie das mit dieser Wohnung werden soll in Herne. Diondra ist auf dem Sprung. Wenn sie wirklich aktiv sucht, dann wäre es sinnvoller, wenn wir zusammen aus der Wohnung rausgehen und alles gemeinsam auflösen. Außerdem erfordert es endlich von mir eine Entscheidung, wohin mit dem Krempel, den ich behalten und verwalten will?!
Wir haben September und die Steuern warten schon lange. Sie sind ja eigentlich schnell gemacht, aber ich brauche dennoch Zeit dafür. Alles zusammensuchen und eintüten und sichten und auflisten … Puh. Ich meine, es lohnt sich ja, diesen Aufwand zu betreiben. Manchmal frage ich mich, ob mir das Geld das nicht wert ist. Vor allem muss ich das Steuerprogramm käuflich erwerben.
Was ich auf die Reihe bekomme, hat selten damit zu tun, was ich eigentlich muss. Ich ahne, dass es einen Moment gibt, an dem es einfach von der Hand fließt, doch was, wenn ich einfach nur versacke?

Fünfzehn Monate, das ist nur scheinbar viel Zeit. Eigentlich ist die Zeit schon um. Vor allem, wenn ich überlege, was darin alles schon wieder verschwindet: das Musical, Lesungen, Tangofahrten, Auto besorgen und umbauen, alle Verbindungen zu Vereinen und ähnlichem kappen; dann wird die Zeit doch sehr schmal.