Geschlechterkampf ist Teil unserer Kultur. Wann sind Frauen gleichberechtigt? Und zu was?

Seit ich damals den Roman „Report der Magd“ von Magret Atwood gelesen und auch die Serie aktuell verfolgt habe, drängt sich einmal mehr wieder die Frage auf, was passiert mit uns Frauen, wenn alles wieder auf Null gesetzt wird?!

Dystopie an die Frau – Report der Magd

Diese Geschichte beginnt damit, dass ganz harmlos alle Konten der Frauen eingefroren werden, dass sie ihre Geld für ihre Arbeit über ihren Mann oder ihren Vater ausgezahlt bekommen. Der zweite Schritt ist die berufliche Freisetzung der Frauen. Wie kocht man einen Frosch? Man setzt ihn ins Wasser und erhitzt langsam das Wasser, er merkt überhaupt nicht, wenn es zu spät ist. Und so perplex reagieren die Frauen auch. Missverständnis! Das kommt alles wieder in Ordnung. Wie sagt Hermine zu Harry im 5. Teil von „Harry Potter“: „Guck mal, die Sache ist ganz einfach …“ Harry unterbricht sie: „Hier ist gar nichts einfach, Hermine.“ Die Story setzt also in unser aufgeklärten Zeit ein. Frauen arbeiten in allen Berufen, verbinden Beruf und Kinderwunsch (mehr oder weniger gut) und leben in offenen Verbindungen mit Männern. Wie ein böser Traum (von ein paar faschistischen radikalen Christen) bricht die Veränderung über Nacht herein und entmündigt die Frauen und damit beendet sie den Wimpernschlag des feministischen Aufbegehrens gegen die jahrtausendalte Unterdrückung der Frau. Sherlock muss erst Watson in der „Braut des Grauens“ erklären, dass die eine Hälfte der Menschen die andere Hälfte der Menschen unterdrückt und versklavt und dass er damit die Frauen meint, die gegen Männer Krieg führen sollten. Wenn wir ganz ganz ehrlich sind, dann leben wir immer noch sehr ungleich! Männer arbeiten und haben abends eine Familie, Frauen haben Beruf und Kinder zu vereinen, kümmern sich um die Betreuung, huschen zwischen Arbeit und Kind hin und her. O-Ton Ex: „Du wolltest doch die Kinder!“ Männer wollen in der Regel ja keine Kinder, sie wollen nur Sex. Wenn wir noch ein bisschen ehrlicher sind, dann ist die Kleinfamilienregelung für die Frau ein 12-Jahre-K.O.-Vertag: Wohnung in Ordnung halten, Kind versorgen (oft mit schlechtem Gewissen) und Beruf. Bitte noch mit Karriere.

Harari – historischer Hintergrund

Yuval Noah Harari legt in seiner „kurzen Geschichte der Menschheit“ die These nahe, dass es zu unserem genetischen Konzept gehört, als Frau unterdrückt zu werden. Er behauptet, dass so einhellig und durchgängig in allen Gesellschaften und Kulturen unterschiedlichste Epochen Frauen eben zweitrangig behandelt wurden, dass scheinbar ein Konzept dahinter steckt. Das Patriachat sei ein sehr beständiges Konzept und die derzeitige Gleichberechtigung eine Ausnahmeerscheinung. Ich befürchte, dass er Recht hat. Aber wieso ist das so? Und daraus resultiert die nächste Frage: Wie lässt sich das verhindern? Mal davon abgesehen, dass heutige junge Frauen die Feministinnen als Emanzen verschreien, weiterhin viel mehr Wert auf ihr Styling legen, als darauf, ihre Rechte zu erhalten. Vom Balzverhalten her scheint es so, als müssten die Weibchen des Homosapiens das tun, was gemeinhin dem Männchen unterstellt wird, nämlich die BALZ übernehmen. Frau wirft sich in Schale, tut alles, um attaktiv zu sein. Natürlich für sich. Was aber völliger Quatsch ist. Sie will schöner sein als ihre Konkurrentinnen. Bestes Kleid, beste Maniküre, beste Schuhe, beste Manieren. Männer machen sich nur im Notfall Gedanken, ob sie gut ankommen, stellen das aber offensichtlich nicht so in Frage wie Frauen. Frauen beschäftigt eine Frage wie: Ob er meine Bessenreißer bemerkt hat, oder meine neue Frisur oder mein neues Make-up ode mein neues Deo? Männer beschäftigt das sicher wenige. Mir hat noch nie ein Mann gesagt, dass ich zu schlecht rassiert sei unter den Achseln. Frauen allerdings fanden das sehr notwendig, mich als Stinktier zu bezeichnen, weil meine Achselhaare zu lange waren. (Der Kontex Haarlänge gleich Gestank ist mi übrigens noch immer ein Rätsel.)

Außerdem sind Männer vor allem bequem und warten scheinbar lieber, während Frauen irgendwie auffällig aktiver sind. Das führt dazu, dass auch beim Flirten das Weibchen den dominaten oder aktiven Teil einnimmt. Dass der Geschlechterdisput nicht auf die unterschiedlichen Geschlechtsorgane ganz biologisch zu reduzieren ist, erklärt Harari auch. Die Natur von Mann und Frau ist nicht so unterschiedlich. Da brauch ich auch nicht weit nachdenken, schon unsere Sprache – das Hauptwerkzeug unserer Kultur – ist männlich geprägt. Es ist selbstverständlich Änderungen unterworfen, doch wie schwer es ist, eine nicht gewalttätige Sprache zu führen, dazu hat Marshal Rosenberg lang uns häufig unterrichtet und daraus sein Lebenswerk gemacht.

Allerdings will ich glauben, dass es auch mit der Biologie zu tun hat. Als ich meine drei Kinder bekam, merkte ich, wie sehr sich alles in mir nach Schutz ausrichtete und ich Dinge zu akzeptieren begann, die ich in meinem vorherigen Leben nicht toleriert hatte.

Den Mann nervende Weiblichkeit

Beispiel TANGO: Im Tango führt der Mann. Im Tango fordert der Mann die Frauen auf. Im Tango zeigt der Mann Profil in jeder Hinsicht. Real besehen tanzen Männer lieber mit den Frauen, die sie schon kennen (aus dem Tanzkurs, wo die Leitung übernimmt, dass regelmäßig getauscht wird) oder die sie kennengelernt haben. Sie sagen nicht nein, wenn eine Frau sie auffordert, aber es wird nicht so gern gesehen. Frauen sitzen wie auf einer Stange und warten auf die Aufforderung und animieren mit Blicken und Kommentaren, versuchen das Eis zu brechen. Das ist nur ein Symbol dafür, was überall sonst auch passiert. Im Swingerclub warten Männer vor den Räumen, ob eine Frau reingeht, aber sie flirten nicht und sie werden nicht aktiv.

Zwei Vermutungen legt das nahe: 1. Männer waren noch nie der Teil, der sich um die Balz kümmern mussten, weil sie wählen konnten. 2. Das entspricht unserem Zeitgeist, dass die Männer eher passiv sind. Früher war das anders.

Ich denke, dass die erste Annahme vernünftig ist, da sich Männer im Zweifelsfall mit Gewalt nehmen konnten, was sie wollten, ohne das es zu Problemen führte bzw. in vielen Teilen der Erde führt. Außerdem sind die Rituale, die wir historisch überlebt haben (Taschentuchaufheben, Verlobungszeit, Werbephase, Achtung vor den Eltern, Mitgift), sicherlich eingeführt worden, weil Männer eben eher passiv sind. Mich erinnert das an eine meiner Lieblingsserien, nämlich an „Outlander“.

Outlander ist eine US-amerikanische Science-Fiction-Fantasy-Fernsehserie von Ronald D. Moore. Sie basiert auf der im Original gleichnamigen Romanserie von Diana Gabaldon. Die Serie startete in den USA am 9. Wikipedia

Jamie Fraser – der Hauptcharakter –  ist ein ganz ungewöhnlicher Mann, weil er eben für seine Frau einsteht und um sie kämpft. Er begreift das als selbstverständlich. Auch ihre Ehre wieder herzustellen, ist für ihn selbstverständlich. Insgesamt ist er der Inbegriff dessen, was sich eine Frau an ihrer Seite wünscht. Nicht optisch, nichts unbedingt als dieser Mann, sondern eher die Art und Weise, sein Vorgehen, seine Selbstverständlichkeit, seine Eindeutigkeit und seine Akzeptanz. Ich bin immer wieder beeindruckt und denke, gibt es solche Männer in der Realität?! Ich weiß natürlich, dass diese fiktive Figur eine Phantasie einer Frau ist. Konventionen der gegengeschlechtlichen Annäherung fehlen auf jeden Fall. Gleichzeitig ist die Frau in der Lage, dieses Defizit auszugleichen und hat die Balz übernommen. Die Kleidung zeigt das. Dennoch ist die Frau nicht befreit, der Mann auch nicht.

Wenn nun wir mal diskriminieren?

In sozialen Medien wie Twitter lässt sich verfolgen, dass das Thema Gleichbehandlung oder Gleichberechtigung nicht erreicht ist. Manche Frauen müssen sehr hartnäckig verteidigen, dass Männer noch immer gewalttätig sind, dass noch immer nicht die gleichen Rechte für Mann und Frau gelten, dass immer noch nicht beide Geschlechter gleich behandelt werden. Meinen Unterricht – Philosophie sei dank – nutze ich gerne für Experimente. Es gibt Jungen, die würden vermutlich ohne Zögern erklären, dass ich männerfeindlich bin. Bin ich sicher nicht, denn ich mag Männer, meistens. Doch wenn ich in der Presse oder bei Twitter lese, was Frauen passiert, was sie erleben mit Männern, dann erinnert mich das an eigene Erfahrungen, an unschöne Begegnungen mit Männern. Umgekehrt hab ich davon noch nie Männer sprechen hören.

Mein Unterrichtexperiment: Ich erkläre den Jungen, dass Männer aufgrund ihrer Hirnaktivität eigentlich nicht so erfolgreich sind wie Frauen, weil die nun mal ein größeres Hirn haben und sowieso viel sozialer ausgerichtet sind. Ich lass das wie eine Pointe am Anfang klingen, sage den Mädchen, dass sie einfach nachsichtiger sein sollten. Die Jungs lachen in der Regel tatsächlich über diesen Witz. Ich frage sie, wieso sie das nicht als Diskriminierung wahrnehmen?! Meistens bleiben sie auf der Sacheebene, nämlich dass dafür die wissenschaftliche Forschung fehle. Ich konfrontiere sie damit, dass ich sie gerade diskriminiert habe. Reaktion: Sie empfinden das nicht als Diskriminierung. Meine Vermutung: Wir Frauen sind diskriminierungsempfindlicher als Männer, weil wir eine Historie der Unterdrückung und der Gewalt in unserem Bewußtsein veranktert haben. Sklavenmoral á la Nietzsche. Sprich: Der Sklave nimmt sein Sklave-Sein an und verhält sich sklavisch, wodurch der Herr sich als über ihn stehend erlebt und darin bestätigt fühlt. Der Kreislauf erhält sich selbst. Der Sklave ist dem Herrn dankbar, wenn er ihn in die Freiheit entlässt. Real gab es nie diesen Unterschied, es war immer eine kulturell entwickelte Trennlinie. Übersetzung: Wenn der Mann uns als gleichberechtigt akzeptiert, sind wir ihm für diese Handlung dankbar. Er selbst erfreut sich daran, dass er so nett ist. Damit wird die Ungleichbehandlung eigentlich bestätigt.

Wieder Beispiel Tango: Grundsätzlich geht es beim Tango darum, dass der Mann die Frau führt, er mit seiner Führung deutlich macht, was Frau zu tun hat. Sollte die FOLGENDE den FÜHRENDEN nicht verstehen, funktioniert an der Stelle das Zusammenspiel von beiden Akteuren nicht. Anders als bei anderen Tanzformen lernt man beim Tango mögliche Muster und mögliche Reaktionen, nicht ganze Schrittfolgen auswendig. Anders als bei anderen Tänzen wechseln die Tanzpartner häufig und viel. Frauen neigen bei Tanzveranstaltungen eher dazu, sich zu entschuldigen, wenn sie den Mann nicht richtig verstanden haben. Anfangs versuchen sie irgendwas zu tanzen, damit sie dem anderen das Gefühl geben, ihn verstanden zu haben. Damit überspielen sie die eigene Unsicherheit und auch die Pause beim Tanz, falls unklar, ist was nun der nächste Schritt ist. Zwei Muster sind bei Frauen besonders deutlich: Angst, dass Falsche zu machen und dem Mann entgegenkommen zu wollen. Beides bedient das obige Muster, dass der Mann richtig ist und die Frau falsch. Ich habe aufgehört, mich für Missverständnisse zu entschuldigen und höre nun häufiger, dass der Mann meint, er habe falsch geführt. Außerdem bleibe ich stehen, wenn ich nicht verstehe, was der andere will. Und siehe da, der Mann bewegt sich. Fazit: Soll der Mann sein Verhalten verändern, dann muss ich es auch. Er wird aktiv, wenn ich Raum dafür schaffe … Also ist das historisch determiniert oder nicht?!

Wenn Männer aus ihrer Herrenrolle heraus mit uns noch immer „ungleich“ verfahren bzw. kein Bewußtsein dafür haben, wie empfindlich dieses neue Konstrukt ist, was können wir dann jetzt tut, damit es so bleibt bzw. sich in ein freudliches nicht-kriegerisches Milleau hin bewegt? Und da scheint das Problem eben auch bei uns Frauen zu liegen, denn Frauen verhalten sich auch untereinander in ihrer Rolle annehmend. Wie eben beim Tango. Außerdem: Ich lerne Männer kennen, die im Prinzip den gesamten Diskussionen wegen Fraufeindlichkeit oder Diskriminieruung oder Gewalt gegen Frauen sehr ratlos gegenüberstehen und die Diskussion ablehnen. Sie verhalten sich so, wie beim Tango, wenn Frauen sich für ihr Fehlverhalten entschuldigen. Manchmal denke ich, wir Frauen führen die Gespräche gegen Windmühlen, die ebenfalls nur von uns gehört werden. Allerdings sind wir zueinander dabei wenig kooperativ. Ich glaube, dass Männer sich mehr in Ruhe lassen und auch in Ruhe gelassen werden wollen und sie deswegen den ganzen Zauber/Hassel rund um diese Debatte nicht mitführen wollen.

Da ich ja kommende Generationen vorbereite, also auch kommende Frauen in ihren Rollen, muss auch da ein Ansatz her. Und da bin ich unschlüssig, wie man einem Frosch beibringt, dass er doch reagieren muss, wenn man ihn auch nur langsam erhitzen will.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich denke, der Ansatz muss sein, dass wir Frauen uns kooperativer verhalten und aus unser Opferrolle austreten, weniger lamentieren, weniger diskutieren und mehr bestimmen, mehr fordern ohne Diskussion. Kurz und knapp.

Wie gut mir das gelingt, hab ich gerade bewiesen … 🙂

Feldhamster – NaturVision Filmfestival in Ludwigsburg

Gleich mit dem Start der Sommerferien NRW eröffnete das Filmfestival NaturVision in Ludwigsburg. Für dieses Festival schnitt und vertonte Sabine Willmann als Produzentin und Regisseurin den Film „Konsum“ bis kurz vor der Premiere beim Open Air Festival. Das Bild oben zeigt zum Beispiel das Gespräch mit der Crew und  Sabine Willmann nach dem Präsentieren ihres Films „Konsum“. Ich bin der Einladung von Sabine gefolgt und habe vier sehr interessante und aufschlussreiche Tage erlebt, als ich sie auf ihrem Weg durch die Festivaltage begleitete. Sabine war nicht nur als Filmemacherin unterwegs und gab Interviews, sie zeigte sich als Fachfrau bei einer Tagung und leitete ein Seminar, weiter übernahm sie organisatorische Aufgaben als ehrenamtliches Mitglied der Festivalveranstalter.

Filme für Schulklassen und mehr

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Doch der Reihe nach:

Mittwoch (18.7) kam ich in Stuttgart an. Dort hat mir Sabine beim Indischen Filmfestival eine Karte hinterlegt, denn sie war sich sicher, dass sie das zum Film pünktlich nicht schaffen würde. Ich war pünktlich da, doch der Film Kuchh Bheege Alfaaz [Rain Soaked Words] (Eröffnungsfilm) von Onir hat mich nicht so sehr begeistert. Vielleicht fehlt mir auch das indische Gen dazu. Die Geschichte war mir zu durchsichtig, zu flach gefilmt und das Poetische ist mir durch die Sprache abhanden gekommen. Nachdem ich mich vor dem Filmende rausgedrückt hatte, kam doch noch Sabine und begrüßte einhundert Hände.

Am Donnerstag holte sie mich bereits um kurz vor 9 Uhr bei ihrer Freundin ab, bei der ich dankenswerterweise übernachten durfte. Auf dem Tagesprogramm standen Filme mit Schulklassen und anschließenden Gesprächen mit dem Regisseur oder einem Schauspieler des Films.

 

Ridoy – Kinderarbeit für Fußballschuhe

Ich habe den Film „Ridoy – Kinderarbeit für Fußballschuhe“ von Irja von Bernstorff mit einem 12-jährigen Jungen gesehen, der in seinem Land Felle gegerbt hat, damit seine Familie überlebt. Dazu haben wir dann mit der Regisseurin via Skype gesprochen.

Außerordentlich interessant war die Frage, was weiter mit dem Jungen geschehen war, als die Lederfabrik schließen musste, denn das verriet der Film nicht. Dieser Film wurde später auch mit einem Preisgeld in der Rubrik „Kinderfilmpreis“ gekürt. Ein Film, der sehr nachdenklich macht – Jugendliche wie Erwachsene.

Einen Film sah ich über Naturhelden, einen über das Erzgebirge, einen über Foodsharing und Unverpackt-Läden und einen über die Alm und Ochsenzucht. Die Gespräche wechselten mit dem Publikum. Sabine war sehr geduldig mit den Schüler*innen und hielt das Gespräch noch lange im Gange, obwohl die Kinder bereits unruhig waren. Ich hätte längst vorher abgebrochen und doch, war ihre Taktik die passendere.

Für die lange langatmige Eröffnung wurden wir mit dem Eröffnungsfilm am Freitag belohnt: Sex, Lies and Butterflies – Wunderwesen Schmetterling von Ann Johnson Prum. Ein so poetischer und schöner Tierfilm ist mir selten vor die Linse gekommen. Ja, ich bin gar kein Doku-Fan; Tierfilme habe ich als Familienfilme mit meiner Mutter in Erinnerung: Die Wüste lebt.

3712 Stimmen wurden am letzten Wochenende beim NaturVision Filmfestival im Central Filmtheater im Wettbewerb um den LKZ-Publikumspreis abgegeben. Den ersten Platz machte die Dokumentation „Sex, Lies and Butterflies – Wunderwesen Schmetterling“ von Ann Johnson Prum.

Amerikanischer Distelfalter (Vanessa virginiensis)

Mit Recht – würde ich sagen, denn der Film fängt nicht nur schöne Bilder ein, sondern erzählt die wundersame Entwicklung und Reise des Distelfalters, wie er von einem blauen Ei zu einem Schmetterling entwickelt und wie er in der Wüste startet, seine Eier ablegt und Richtung Norden aufbricht; wie dann Generation für Generation weiter Richtung Norden wandert, bis die letzte im Spätsommer in den skandinavischen Ländern landet. Und dann verschwindet der Falter? Nein! Die letzte Generation des Sommers fliegt hoch in der Luft zurück in die Sahara, von wo aus die erste Generation gestartet war. Und der Kreislauf wiederholt sich. Faszinierend schöner Film, der keine Minute langweilig ist, denn es wird von allen möglichen Schmetterlingsarten erzählt.

Freitag und Samstag und Sonntag noch mehr Filme – meine Highlights

Der Film „Wunder von Mals“ von Alexander Schiebel erzählt von einer kleinen Stadt, die sich nachdrücklich und unaufhaltsam gegen Apfelplantagenkonzerne und ihre Pestizide gegen die Insekten wehren, weil sie sich vergiftet fühlen.

Mich beeindruckte die nicht-wertfreie Darstellung und die freundliche Hoffnung der Malser, einem kleinen Städtchen in der Schweiz. Ich merkte, wie ich während des Schauens immer wütender wurde, weil diese Geschichte zeigte, wie die Demokratie von einflussreicher Firmenpolitik mit Dreck beworfen wird – oder mit Gift vergast. Irgendwo tief in mir glaube ich auch an die Demokratielüge, ich will sie glauben. Da fand ich es gerade sehr spannend, dass sich die Malser nicht entmutigen ließen und auch nicht aggressiv wurden, dass ihre Ideen innovativ und juristisch sowie moralisch richtig waren. Ich habe mir den Film angesehen, weil ich wissen wollte, wie man sich denn gegen die finanzielle Übermacht wehren kann. Wie kann das gelingen!?

Zum Filmischen kann ich sagen, dass ich hier gerade die Frauenpower mochte, ebenso das episodische Erzählen, und die Verquickung, die sich erst durch das Gesamtbild ergab. Es bleiben am Schluss Fragen offen, wie die Prozesse seitens der Großkonzerne ausgehen, wie es dem Bioapfelbauer nach der versauten Ernte ergeht und ob sie letztlich den Kampf gewinnen. Durch das Nachgespräch klärte sich die Fragen dann noch. Der Regisseur räumte auch ein, dass er letztlich parteiisch gedreht habe, dass er die Antworten der Goßkonzerne und Landespolitiker nicht abgefragt habe, weil er auch eine Haltung habe. Diese Haltung habe er mit dem Film gezeigt. Wer weitere Infos dazu sehen will: http://wundervonmals.com/ Hier findet ihr auch Hintergrundinformationen und viele kleine Videoclips.

copyright by http://www.systemerror-film.de/#galerie (freier Download)

Manche Filme – nicht nur Spielfilme – gehen mir nahe, weil ich doch sehr nah am Wasser gebaut bin. Dazu gehört der Film „system error“ von Florian Opitz. Der Spiegel erklärt zu dem Film:

Antikapitalismus-Film „System Error“ Besuch bei den Wachstumsjüngern

Vom argentinischen Sojabauern bis zum Trump-Berater: Manager und Politiker setzen auf ewiges Wirtschaftswachstum. Der Dokumentarfilm „System Error“ erforscht ihren Glauben, ganz erklären kann er ihn nicht.

Dieser Film machte mir körperlich Schmerzen, als ich sah, wie die Rinder in Amazonas gehalten werden, manchmal sind Bilder schlimmer als die Phantasie es vermag. Nicht, dass ich das nicht irgendwie weiß, wenn ich darüber nachdenke, doch manche Dinge haben kein Bild, wenn es ein abstrakter Begriff ist, und wenn sich dann die Bilder aufdrängen – was ja beim Film sozusagen symptomatisch ist -, dann werde ich sie nicht mehr los. Als ich diesen Film sah, mit Tränen in den Augen dachte ich, dass damit auch meine Schüler*innen erkennen, dass es keine heile Welt in der Finanzwirtschaft geben kann, dass das Geld sich nicht selbst vermehrt und dass sicher nicht alle reich sein können. Diesen Kontext konnte und musste der Zuschauer selbst erschließen. So geschickt waren die Bilder und die Marx-Zitate verwoben worden.

Im Gespräch erklärte Florian Opitz, weshalb er sich entschieden hatte, den Film so abzudrehen, obwohl keine Frau in seinem Film zu sehen ist. Auf der NaturVision wurde immer wieder deutlich, dass sich Regisseur*innen ständig auch mit der Gender-Frage, der Quotenregelung und mit dem Bild der Frau auseinandersetzen müssen. In diesem Film habe sich keine Frau vor der Kamera darstellen wollen, zumal es ohnehin in diesen Segmenten wenige Frauen gäbe.

Außer Filme?

Neben den Filmen gab es noch viel mehr Programm: Markt von Übermorgen; Science Slam; Workshop zum Thema „Nachhaltigkeit beim Dreh“; Preisverleihung, Get together, etc.

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Der Science Slam am Freitagabend war sehr beeindruckend. Fünf unterschiedliche Wissen-schaftler traten gegenein-ander an, darunter eine Frau – wo schon so viel wert auf Gender gelegt wurde. Wissen witzig und unter-haltsam zu verpacken war nicht so leicht, wie es sich anhörte. Wir hörten vom Schlaf der Schnecken (die letztlich gewannen), von einer alten Liebe zum Auto und dem Recycling-Konzept, von Fischen, die so tun, als wollten sie eine ganz andere Fischdame für sich gewinnen und zwei weiteren Inhalten, die ich vergessen habe. Wie erstaundlich, dass eine war so lehrerlike aufgezogen, dass ich gedacht habe, dass ich mir das für immer merken müsste.

 

5. NaturVision Science Slam

Freitag, 20. Juli 2018, 19 Uhr

Albrecht Vorster von der Uni Tübingen ist der Sieger des 5. NaturVision Science Slams. Er erforscht an Schnecken den Einfluss des Schlafes auf Lernverhalten und Gedächtnis. Und am Ende des Abends war allen klar, welchen Hintergrund Omas Schlafprobleme haben. Wir gratulieren Albrecht und danken allen Slamern für den grandios witzigen und lehrreichen Abend, Philipp Schroegel für seine tolle Moderation und dem Institut Dr. Lörcher für die Unterstützung des Slams.

Schließlich wäre noch das Get together zu erwähnen. Ich sass zusammen mit Sigrid aus Münster, die ich auf anhieb sympathisch fand, und dem großen Wolfsfreund Andreas Hoppe, den irgendwie alle aus irgendwelchen Tatorten kennen – nur ich nicht. Sehr angenehmer Mensch mit diesem winzigen Hund, den er bei sich hatte.

Am Ende bei der Preisverleihung wurden viele Filme gekürt, die ich dann nicht gesehen hatte. Der kurze Einblick nach der Verleihung rührte mein Bedauern dabei häufig an. Allerdings bin ich froh, dass ich „das System Milch“ von Andreas Pichler nicht zufällig als Film erwischt hatte, schon der Ausschnitt verleitete mich dazu, einmal mehr meinen Milchkonsum in Zweifel zu ziehen.

Ausblick 2019

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Brunnen in Stuttgart

Nächstes Jahr fällt der Start des Festivals noch in unsere letzte Schulwoche vor den großen Ferien.

Termin für das NaturVision Filmfestival 2019

Das nächste NaturVision Filmfestival findet vom 11. bis 14. Juli 2019 im Central Filmtheater Ludwigsburg statt. Die Einreichfrist für den Internationalen Wettbewerb wird der 25. Februar 2019 sein.

Dennoch hab ich mir schon gedacht, dass ich gerne wieder hinfahre. Allerdinds wird Sabine nicht dasein, sie wandert mit ihrem Mann in Amerika herum. Schade.

 

Danke dir, liebe Sabine! Hab so viel hinter die Kulissen geschaut, bin mit etlichen Menschen in Kontakt gekommen und durfte ganz der Laie bei allem dabei sein. Es war so spannend und aufregend und umfassend für mich, vielen DANK.