Ende der patriarchalen Strukturen? – Wenn sich Liebe vom Rest trennen ließe

Das Glück ist perfekt, der Himmel voller Geigen. Das Gegenüber eine spannende, vielseitige, interessante Person mit einem unentdeckten Universum. Alles ist schön, alles ist gut. So soll es bleiben. Nach einiger Zeit kennt man den anderen, jede Geste ist durchstudiert, die Stimme verrät schon die Stimmung, während dies für andere Ohren unhörbar scheint. Es fühlt sich irgendwie richtig an, trotz Unstimmigkeiten.

Es folgt der Beschluss, zusammenzuziehen. Die Kollision zweier Universen: zwei Kulturen, zwei verschiedene Ritualsysteme, zwei moralische Konzepte, zwei verschiedene System, Probleme zu bearbeiten. Als Experiment sicher spannend: zwei Arten, mit Geld umzugehen, zwei Versionen, Kinder zu erziehen, zwei Formen, mit Freizeit, Sauberkeit, Ressourcen, Raum, etc. umzugehen. Die Scheidungsrate berichtet, wie oft dieses Experiment der Fusion missglückt. Eigentlich ist alles gut, solange es keine Kinder gibt. Ja, aber die sind geradezu der Motor des Karussells des Unglück. Ohne Kinder kann man das noch händeln, dann jedoch kommen Kinder und werden zur Zerreißprobe der Liebe selbst, während sie doch nichts weiter als Liebe bräuchten.

Können wir uns kein anderes Konzept denken?

Es gibt natürlich Modelle, gelebte Modelle, doch die machen uns Angst. Die fühlen sich falsch an. Sie lassen sich denken, wenn man jenseits der Kinderbekommenszeit steht, aber es muss richtig sein, dass Mama und Papa die Kinder aufziehen, allein und wie sie es für richtig halten. Das muss stimmen. Unser morphologisches Gesetz.

Nur: Das Unglück scheint ein individuelles ist aber doch ein gesellschaftliches Problem: Siehe Schule, siehe Jugendhilfe, siehe Selbstmordrate und Jugendlichen, siehe Scheidungsrate … Wenn es uns so gut mit diesem aus meiner Sicht patriarchalen Konzept ginge, dann dürfte das nicht schlimmer und schlimmer werden, seit die Frau aufgestanden ist, eine gleichwertige Person neben dem Mann zu sein!

#Selbstbestimmtheit; # Selbstverwirklichung; # Gleichberechtigung; # Feminismus

Was ist das Modell, dass vielleicht Heilung verspricht?

Tatsächlich kennen wir es als matriarchales System. Aber leitet das die Frau? Nein, sie ist nur der Fokus, weil sie diejenige ist, die die Kinder bekommt, weil sie die Hauptpflege mit den Kindern hat. Es ist eine egalitäre Gesellschaft. Die Verschiedenheit oder Komplementarität von Geschlecht und Alter wird ohne Hierarchie hat gemeinsame Geltungskraft. Es geht also nicht darum, dass Frauen diesmal die Männer beherrschen. Wirklich interessant erklärt das die Autorin Heide Göttner Abendroth in einem Vortrag über Matriarchate.

Das Matriarchat zeigt uns eine ausgeglichene, gleichberechtigte und friedliche Gesellschaft, ohne Krieg und das Gesetz der Herrschaft. Ich bin überzeugt, dass das Matriarchat für eine humane Welt gebraucht wird.

Frauennetzwerk für Frieden – Heide Göttner-Abendroth (frauennetzwerk-fuer-frieden.de)

Nun, sicher ist, dass es nicht die Lösung gibt, die uns alle rettet, die das Paradies auf Erden schafft, denn wir sind Menschen und Menschen sind Tiere. Ich will auch keine Lanze für Matriarchale Systeme brechen und das als neue Heilslösung propagieren. Mir geht es nicht um eine vollständige Umstrukturierung der Gesellschaft, sondern um die Frage, ob wir nicht auch eine andere, friedlichere Form des Zusammenlebens denken können, als die Version „Mama+Papa+Kind(er)“. Das Konzept dazu möchte ich euch hier vorstellen: Großfamilien als organisierte Einheit mit genug Raum für alle, Verbleib in der eigenen Familie (der Ursprungsfamilie), statt zu wandern und was Neues zu mischen. Vor der Sesshaftigkeit könnte eine Zeit des Ausprobierens stehen, eine Zeit der Wanderschaft, des Weltenbummelns. Wenn man jedoch plant, Kinder zu bekommen, dann sollte man in seinen KLAN zurückkehren und dort im Team oder vernetzt leben können, um Kindern Halt zu geben. Diese Ursprungsfamilie stabilisiert das Miteinander für die Kinder, weil eben nicht verschiedene Kulturen, Moralvorstellungen und Lebensweisen kollidieren. Das Familienleben ist nicht anfällig und davon abhängig, ob die Eltern streiten, ob sie sich lieb haben, ob sie ihre Probleme nicht in den Griff bekommen, ob sie die Karriere an erste Stelle stellen, ob sie infantil sind oder die Kinder nur einen Status symbolisieren oder ob sie die Kinder bekommen haben, um von anderen Probleme abzulenken. All das wird es vermutlich trotzdem geben (denken wir nur, wie explosiv Beziehungen zwischen Mann und Frau sind), aber sie werden nicht mehr die Welt der Kinder aus den Angeln heben. Wenn ein lieber Menschen stirbt, ist das immer noch schlimm, aber das Netz ist da, welches die Kinder hält. Stirbt Vater oder Mutter, endet die Ehe wegen Alkohol, Beruf oder ähnliches, dann ist die Welt des Kinds in Gefahr, dann erlebt das Kind ein Trauma. Das zieht sich durch das Erwachsenwerden und bis zu den eigenen Kindern, bei denen sich die Dramen der Kindheit gern wiederholen.

Die Onkel (also die Brüder der leiblichen Mutter) übernehmen die Vaterrolle oder anders gesagt, sie übernehmen in der Erziehung den männlichen Part. Ganz wichtig, denn das nicht der leibliche Vater der sein muss, der diesen Part im Leben der Kinder verwirklicht, ist nicht ungewöhnlich. Also auch meine Kinder haben andere Männer als nur ihren leiblichen Vater in der Verantwortung erlebt. Daran kann erstmal nichts falsch sein. Es ist nicht so, dass der Vater in einem Matriarchat zu seinen Kindern keine Beziehung haben darf, aber er hat seinen Klan, in dem er lebt, mit den Kindern, die er als Onkel/Vater betreut. Und wenn er mit einer Frau zusammen ist, kann er auch mit ihr Leben, bei ihr sein, wird aber in ihrem Klan immer Gast sein. Das kann auch lebenslang funktionieren. Das entscheidende Kriterium ist hier nicht die Beziehung zwischen Mann und Frau, die das Familiendasein trägt, sondern die Familie in mehreren Generation, die einheitlich bleibt.

Ja, das macht Angst. Die Vorstellung, man ist aus seinem Gott-Status gehoben oder man hat keinen Einfluss, wie das eigene Blut erzogen wird oder dass man die Frau weiter mit Treueschwüre knebelt, weil man selbst so eifersüchtig ist oder was auch immer. Was wir aktuell haben, ist jedoch seit Generationen unschön. Die kulturellen Mischungen sind explosive Ladungen – gerade wenn toxische Männlichkeit gefärbt durch eine Religion unsere „Errungenschaften“ von Gleichberechtigungen und unsere Versuche von Selbstermächtigung unterwandern, weil es auf dem Bett der Liebe Einzug in das Leben der Frauen hat, die sich offensichtlich noch nicht lange genug gegen dieses Gift wehren können.

Was aber, wenn die Ursprungsfamilie nicht der Boden ist, auf dem man gedeihen kann?

Dann kann man immer noch so gehen, wie in dieser Welt auch. Was soll daran anders sein? Auch, wenn ich als einsamer Wolf leben will, denke ich, dass man das in einer matriarchalen Struktur durchaus kann.

Wenn man einen neuen Weg beschreiten will, dann sollte es nie diktatorisch sein. Vorbehaltlos sich anschauen, wie erfolgreich die Mutigen sind und dann sehen, ob das Konzept als eigene Idee denkbar ist, mehr kann man doch nicht wollen? Ich würde mir wünschen, wenn meine eigenen Kinder das hinbekommen würden – für sie selbst. Mein Denken ist zu spät, um es anders gemacht zu haben. Rückblickend würde ich das gern, aber so kann ich nur noch theoretisieren und eine neue Idee in den Wind schreiben.

Vielleicht …