Mexiko – Mexiko Teil 2: Tagesberichte mit Bildern

Über die einzelnen Tage gibt es Unterschiedliches zu berichten. Ich bemühe mich um stichwortartige Verknappung, wo es möglich scheint, und lasse Bilder sprechen.

Map, die in unserem Zimmer hing.

TAG 1: Ankunft Ciudad de Mexico am 1. Juli 2022

Ankunft morgens am Flughafen: Orientierungslos, Suche nach dem richtigen Bus, erste Herausforderung: ein Ticket und eine Buskarte. Zweite Herausforderung: ohne WLan den Weg ab dem Museum zu finden. Meine Vorbereitung war allerdings sehr gut. Es war um die Ecke. Gastgeber Bernardo empfing uns sehr freundlich, obwohl er uns eher erwartet hatte. Ich entschuldigte mich für meinen Fehler bei der Buchung. Er nahm es mit freundlicher Gelassenheit.

Jetlag. Erstes Frühstück auf der Straße – ein vegetarischer Taco. Rumlaufen, Fotos machen, Kaffee trinken und Erkundungen für die nächsten Tage eingeholt.

Bevor wir recht zeitig in unser Zimmer zurückkehren wollten, haben wir auf der Partymeile, die erst abends erwachte, ein eigenartiges Gericht mit in Mole-Soße (Schokolade und Gewürze) getauchten Empaladas gegessen. Mehr brauchte ich davon auch nicht zukünftig.

Bernado – unser Gastgeber – hat dann erst einmal eine Menge Fragen beantwortet und für uns drei Touren klargemacht, da wir sprachlich definitiv damit nicht fertig geworden wären. Somit war klar, was wir zumindest die nächsten drei Tage machen würden. Außerdem handelten wir aus, dass wir unseren großen Koffer bei ihm unterbringen und noch eine Abschlussnacht vor unserem Abflug in seiner Obhut verbringen. Die Verhandlungen waren hart, weil er weniger Geld wollte, als ich ihm wegen seiner verlorenen Nacht zahlen wollte.

TAG 2: Geführte Tour nach PUEBLO

1/3 Tour: Pueblo mit Guide Ricardo. Wir hatten eher unbedarft diese Tour durch Bernado buchen lassen, den Guide an der Papststatue aufgesucht, mit dem wir den Kontrakt hatten und festgestellt, dass dieser kein Wort mit uns spricht. Eher funktioniert das so, dass die Touristentourfänger letztlich die eingefangenen Touristys auf die jeweiligen Touren verteilen, dafür eine Vermittlergebühr bekommen und die eigentliche Arbeit die Touristenführer machen lassen.

Erst vor Ort erfuhren wir, dass wir eine Tour von 12 Stunden gebucht hatten, aus denen dann nur 10 wurden. Die Fahrt im kleinen Van war der Horror für meinen Rücken, denn die Schlaglöcher auf den Straßen haben es in sich.

Frau mit Fächer
Santa Maria Tonantzintal in Pueblo

Der erste Halt war bei einem Schmuckhändler vorgesehen, der uns zeigte, wie eine Gravur auf das Metallplättchen angebracht wurde. Natürlich durften wir dann noch dort einige Zeit in de Geschäft verbringen, um noch irgendwelche Masken oder Ketten oder irgendeinen anderen Schmuck zu kaufen. In dem Fall haben wir uns mit dem geschenkten Plättchen nach der Schau und einem ausgiebigen Applaus begnügt. Ich hab auch ein Video davon gemacht. Falls ich es hier einstellen kann, folgt dies, wenn ich zurück in Deutschland bin.

Der nächste Halt war der Höhepunkt der Attraktion – zumindest für uns, denn wir wollten die Kirche auf der Pyramide in Puebla gerne sehen. Die Kirche Santa Maria Tonantzintla thront auf einer der höchsten Pyramdiden Amerikas, die aus dem Grunde auch nicht abgetragen wurde. Erst 1931 bei Ausgrabungen wurde die darunterliegende Tempelanlage entdeckt. Wir hatten gehofft, in diesen Teil der freigelegten südlichen Anlage hineinzukommen, doch dafür war keine Zeit.

Danach folgte eine weitere Kirche, den insgesamt sollte es 365 Kirchen in Pueblo geben. Diondra meint, es ein Hörfehler, Ricardo hätte von ganz Mexiko gesprochen. DIe Kirche danach konnte wir von außen fotografieren, danach wartete das Essen schon auf uns.

Foto mit David und Leticia in Pueblo auf dem Weg zur nächsten Kirche

Das Buffet war so wenig vegetarisch, dass man Angst bekommen könnte: immerhin eine Suppe, etwas Reis und nicht zu vergessen soßenfreies kaltes Gemüse. Natürlich ist das unser Problem, wenn wir kein Fleisch essen wollen, wir könnten ja. Die Gesellschaft bei Tisch gleicht das sehr angenehm und geistreich aus, denn wir haben mit zwei Pärchen am Tisch gesessen, die sehr gut Englisch sprachen und wirklich interessante Persönlichkeiten waren. Luc und Olivia aus London, die seinen 30. Geburtstag feierten, und David und Letizia aus Venezuela, die in Amerika erlebten und im gleichen Job tätig waren.

Wir besuchten gemeinsam noch eine Kirche, in der gerade ein Paar heiratete, weswegen wir sehr still sein sollten. Danach durften wir uns auf dem Marktplatz frei für 45 Minuten bewegen, was uns zu ein bisschen Quatsch veranlasste.

Wir trafen uns zur nächsten und letzten Kirche wieder, nicht ohne auch da noch einmal hineinzugehen und Fotos machen zu müssen … Es wirkte so, als sei in die Kirche ein Container für die Orgel eingebaut worden. Sehr dunkel.

Danach fuhren wir zurück. Wir sind erschossen mit Jetlag-Nachwehen ins Bett gefallen.

TAG 3 – geführte Tour nach Xochimilco und den blühenden Gärten

2/3 Tour: Xochimilco mit dem Guide Francesco:

Als alte Hasen wussten wir schon, dass wir herumgefahren werden, dass wir jedoch nur einen Fotostopp am Olympic- und am Fußballstadion einlegen würden, hatten wir nicht erwartet. Jeweils raus aus dem Auto – mit wirklich besser gefederten Polstern – und wieder rein nach zehn Minuten. Danach dann ging es zu den sogenannten “schwimmende Gärten“ alias „Chinampas“, wo wir auch als erstes ein Boot besuchten und erst danach Zeit für die ganzen Büdchen, Touristenverkaufszelte und Händler hatten.

Nachdem wir noch Zeit für Banjo und Händler hatten, fuhren wir erst einmal zur Universität, um aus dem Auto heraus Fotos zu machen. Irgendwie hab ich das wohl auch verpasst. Dann möchte ich euch überraschen und sagen, dass wir uns eine Kirche angesehen haben, weil wir uns inzwischen in dem Stadtteil Coyoacán befanden.

Dort gab es einen schönen Künstlermarkt und natürlich ganz viele Straßenfutterstellen. Einige unserer Tour hatten im Vorfeld Karten für das Museum Frida Gahlo gebucht, so dass wir einen wirklich längeren Aufenthalt hatten. Wir gingen einen Mojito trinken, denn es war sehr heiß.

Anschließend ging es zielstrebig zurück, wobei wir zwei Mitfahrende verloren haben. Da auch das Essen auf dem Schiff nicht sonderlich üppig ausfiel, versuchten wir es in der Bar des Hostel Regina, die vor allem auch Diondra gefallen hat. Ich fand die Gestaltung interessant und hab sie fotografiert.

TAG 4: Ausgrabungsstätte in Mexiko City – die Tempelanlagen der Azteken

3/3 Tour: Teotihuacán mit Guide Gabriele:

Angenehme Guidin mit zu viel Rundreise und zu wenig Tempelanlage. Als wir in den Bus stiegen, sahen wir das Texaner-Pärchen vom Vortag wieder. Der Mann erklärte uns, dass er seine Tochter bereits zwei Mal in Deutschland besucht habe und ihn der Winter wie der Sommer sehr gefallen haben.

Zunächst lernten wir bei dem ersten Stopp bei einem Geschäft (natürlich), was das besondere des Obsidian ist, denn man kann damit in die Sonne sehen. Dann erfuhren wir dort auch, was der Allrounder Aloe Vera alles kann: Fasern für Papier und Kleidung liefern, Papierschicht, die wasserabweisend ist, Gift und natürlich für die Kosmetik lässt sich diese Pflanze verwenden. Da sie außerdem auch vergoren werden kann, kam es zu einer Metzcal-Verköstigung, verschiedene Schnapse und Liköre wurden angeboten, die teilweise wirklich nicht gut rochen.

Sonnentempel

Danach fuhren wir dann zum Ausgrabungsort “Platz der Götter“ und bekamen Einzelunterricht zum Mond- und zum Sonnentempel. Der Mondtempel soll das Wasser symbolisieren und der Sonnentempel eben das Leben selbst und sollte die Sonne anbeten. Die Tempelanlage besteht dabei aus mehreren Schichten, die nach und nach aufgetürmt wurden – so die gängige Meinung der Archäologen. Natürlich waren das nicht Aliens. Natürlich wissen wir auch genau, wozu was diente und natürlich sah alles so aus, wie wir uns das heute rekonstruieren. Viel interessanter war da schon, dass die Führerin Gabriele jeden Tag diese eine Tour führt. Jedes Wort klingt wie auswendig gelernt. Selbst die Witze wirkten wie hinzugefügt. Nach der einführenden Erklärung zu den zentralen Tempel hatten wir 45 Minuten für uns. Das war nicht wirklich befriedigend.

Essen sollte nun folgen. Diondra und ich hatten schon wieder Sorgen, dass wir nur Salat und Suppe bekommen. Zwar war es diesmal nicht ganz so schlimm, aber es war auch nicht das, was wir unter “lecker“ verstehen. Gemüsespieße ohne was dabei und Empanadas in Mole. Davon abgesehen war die Höhle als Ort des Restaurants wirklich ganz besonders und hat uns nachhaltig begeistert. Von außen ganz unscheinbar mit einer Art Dixiklo und Hundewelpen wirkt es eher verlassen wie der Kakteengarten. Nie hätten wir das gefunden oder gar gesucht. Aber von Innen war es sehr einladend und atmosphärisch.

Priester bei der Weihe

Nach so viel Leben musste es dann auch noch ein bisschen Gotteshaus geben und die Basilika de Guadalupe mit sechs Kirchen stand noch auf dem Plan. Der letzte Stepp für diesen Tag. Vorher mussten wir noch in ein Geschäft – natürlich -, weil man da Bildchen und Kerzen kaufen konnte. Dann konnte man die auch weihen lassen, sich inklusive. Das machte der Pastor ganz fachmännisch und am Fließband. Da fand sich auch unser Texikaner-Pärchen wieder, die ihr Marienbildchen haben segnen lassen. Sie sahen später auch sehr beseelt aus.

Basilica de Guadalupe – links ein kleiner Teil der modernen aktuellen Kirchen, daneben drei, die bereits absinken, auf einer Anhöhe dahinter ebenfalls noch eine, eine sechste befindet sich links und ist von den anderen verdeckt.

Warum sechs Kirchen? Nun, das Gebiet ist Sumpfgebiet und alle Kirchen sinken mit der Zeit ab. Damit es aber nicht zu einer unheiligen messelosen Zeit kommt, hat man eben immer noch eine Kirche auf diesen riesigen Platz dazu gebaut. Da ist auch noch was Platz für die nächsten zweihundert Jahre. Die aktuellste ist eine runde Bauform, die wirklich sehr modern wirkt. Bis sie eben auch absinkt. Mal sehen, wer sturer ist, die Gläubigkeit der Mexikanys oder der sumpfige Untergrund. Abschließend sei noch gesagt, dass die geweihten Kerzen auch angezündet werden und bebetet werden konnten. Anschließend pustet ein Mitarbeiter die Kerzen aus und entsorgt sie sehr unheilig und nachhaltigkeitslos – was hier nicht nur die Kirchen betrifft, sondern auch andere Bereiche des täglichen Lebens.

TAG 5: Besuch des Parks “Chapultepec“

Hauptplatz vor dem Parkzugang vom Park Chapultepec

Wir erzählten Bernado, dass wir von den Touren wirklich gesättigt wären. Er fragte uns, ob wir denn schon in dem Park Chapultepec waren. Auf dem Map in unserem Zimmer zeigte er uns, wie wir dahin kämen. Orientierungspunkt war das Museum der schönen Künste. Wir fanden tatsächlich die Straße REFORMA. Sie ähnelt der Ramla in Barcelona. Lang mit vielen Statuen, die dann auch die Bildchen an den Haltestellen markieren.

Für den Park war es eine große Grille, so dass wir wussten, wann wir aussteigen musste. Die Busfahrt kostete 20 Pesos und war mit der Karte zu buchen. Es hielt ein Doppeldeckerbus. Angestellt wurde sich brav und gewartet, bis man in einen Bus durfte.

Weil vor dem historischen Museum eine so lange Schlange war, gingen wir erst in dem Park und in dem Zoo spazieren.

Da der Zoo in dem Park angelegt war, war er entweder sehr klein oder die Tiere hatten zu wenig Platz. Letzteres war sehr viel wahrscheinlicher, wenn man bedachte, wie Mexikanys mit Tieren umgingen. Die Realität war noch um einiges erbärmlicher für die Tiere. So hatte ein weißer Tiger weniger Platz als die Antilopen, die auch ein viel zu kleines Gehege hatten. Schlimmer war aber, dass überall Stein und Beton eingesetzt worden war, um die Gehege zu gestalten. Selbst mir als Laie scheint es nicht artgerecht zu sein. Sehr sehr traurig. Der Zoo selbst war eintrittsfrei zugänglich.

Diondra Highlight in dem Park waren allerdings die Eichhörnchen, die so gerne Futter aus den touristischen Händen stibitzen. Danach aber stellten wir uns der Schlange für das historische Museum. Wir gaben uns der Schlange hin, die überraschend zügig voran kam. Wir konnten mit Karte sogar noch einen kleinen Vorteil aushandeln. Dann ging es erstmal einen guten Berg hoch, weil das Schloss oben trohnte. Das Foto ging offensichtlich verloren. Allerdings sind viele von innen vorhanden, die ich mal ebenso kommentarlos hier einpflege wie ich sie wahrgenommen habe, da ich die sprachlichen Erklärungen nicht folgen konnte.

Zurück sind wir schnellstens, als dicke Wolken aufzogen und es in der Ferne schon blitzte. Heute wollten wir das Indische Restaurant aufsuchen, dass ausschließlich vegetarische Gerichte auf der Karte führte. Nach diesem leckeren Essen fuhren wir über Nacht mit dem Bus nach Oaxaca. Diondra konnte wohl überhaupt nicht schlafen, ich zumindest ein wenig.

TAG 6: Ankunft OAXACA

Nach einem Kaffee, einem Toilettenbesuch und der Befragung unseres Navis, gingen wir zu Fuß mit Rucksack zum Hotel “Capital O Parador Crespo“, luden dort erstmal unser Gepäck ab und gingen dann ordentlich Frühstücken. Im Ort dann direkt vor der Kirche Santa Domingo sahen wir diese Ausstellung von Melonenstücken, die von ortsansäßigen Künstlys gestaltet wurden.

Ein eigenartiges Erlebnis im Touristeninformationshäuschen Hat uns zwar nicht weitergebracht, aber eine Karte beschert. Eigenartig war, dass wir eigentlich keine Frage stellen konnten, sondern eher auf Spanisch mit Informationen beschossen wurden. Ebenfalls merkwürdig war, dass wir dann befragt wurden, woher wir kämen, wie lange wir blieben und wo wir untergekommen seien. Diondra hatte aber schnell auf der Karte einen Schmetterling entdeckt und wollte diesen Schmetterlingsgarten besuchen.

Pizza im eckigen Karton

Erst mal ins Hotel einschecken, dann ein Schläfchen. Danach entschieden wir, dass wir nicht mehr probieren, uns an das Essen anzupassen. Wir gingen Pizza essen. Eine Pizza mit Sesamrand. Mal was ganz anderes. Weil wir uns völlig überschätzt hatten, was unseren Hunger anging, hatten wir zwei halbe Pizzen übrig, die wir eigentlich einen Tag später essen wollten. Als wir an einer jungen Frau mit zwei kleinen Kindern vorbeikamen, schenkten wir ihnen die Pizza. Die kleinen Händchen von dem Jungen wurden plötzlich riesig.

Oaxaca hat zu dieser Ausstellung auch noch andere Ansichten, die jetzt folgen:

TAG 7: Ausflug zu “La Mesita“ in San Pablo Etla

Unser Ausflug nach San Pablo Etla zum Schmetterlingsgarten entpuppte sich als „Reserva Ecológica La Mesita“; so kann man es auch bei Tripadvisor finden. Um das herauszufinden, hatten wir eine verrückte Taxifahrt nötig, während der wir zwischendurch dachten, dass der zweite Mexikaner, der in San Pablo Etla hinzugestiegen war, nachdem wir unserem Taxifahrer klargemacht hatten, dass unser Reiseziel was mit “Mariposas“ zutun hatte, vielleicht der Doktor sein würde, der uns die Organe entnähme, die jetzt zum Verkauf ausstanden. Wir fuhren tatsächlich so hoch auf den Berg, dass ich den Taxifahrer später nicht fahren ließ, ohne seine Nummer zu haben, also Rückfahroption.

Tatsächlich hatten wir eine sehr exklusive Führung durch den Park, den Garten oder das angelegte Grün, mit Erklärungen zu den Statuen, zu den Pflanzen, zur Bewässerung, zu den Studentenprojekten, den Möglichkeiten zur Übernachtung für Vogelbeobachter oder Wanderer. Schmetterlinge wurden tatsächlich auch gezüchtet, mussten aber in Rahmen der Coronakrise alle freigelassen werden, weil sie nicht mehr versorgt werden konnten. Bio-Studentys übersetzten fleißig, was der Mann zu berichten hatte, der das Projekt vor 12 Jahren ins Leben gerufen hatte. Ihm ging es um die Verbindung von Natur und Tourismus im guten Miteinander. Nachhaltigkeit und Erhaltung stehen in Vordergrund.

Nach unserer Führung wollten wir langsam auch wieder in die Zivilisation, so dass uns der Mann, dessen Namen wir trotz allem nicht herausfinden konnten, wieder in den Ort fuhr. Mit uns wartete er auf den Collektivo, dem lokalen Bus. Für 8 Pesos, also ca 35 Cent fuhren wir wieder in die Stadt zurück. Der Bus war doppelt so schnell wie unser Taxifahrer, aber auch auf der Fahrt fürchtete ich mich um mein Leben. Diesmal wegen der rasanten Fahrt.

Unser Abendessen bestand dann aus Pasta mit Pesto. Sehr exklusiv, verhältnismäßig teuer und Diondra fühlte sich bei der Bedienung wie eine Königin.

TAG 8: Straßenfest in Oaxaca

Eigentlich wollten wir einen ruhigen Tag verbringen, denn der Darm quälte uns und wir mussten von einem Hotel zum anderen “Hostel Nordes“ umziehen. Als wir dann doch rausgingen, haben wir uns von einem Kellner überreden lassen, schon nachmittags auf nüchternen Magen Cocktails zu trinken. Die nachgeschobenen Pommes halfen hier auch nicht mehr viel. Aber das Straßenfest, der bunte Umzug zur Feier der Region Oaxaca war dann noch viel lustiger.

Danach sind wir in einem Irish Pup noch etwas trinken gegangen und haben dabei Ronaldo und seine Freundin kennengelernt. Ronaldo war wirklich sehr lieb und an Deutschland interessiert. Diondra und er haben Kontaktdaten ausgetauscht und er hat uns noch ein paar Tipps für unseren Aufenthalt gegeben. Diesmal haben wir auf einem Dach eine Sonderanfertigung eines vegetarischen Gerichts bekommen: Pasta con Queso und gemischter Salat con Frutas. Gekrönt wurde es durch ein sehr emotionales Mutter-Tochter-Gespräch.

TAG 9: Andere Dinge – nicht so sehr touristisch

Heute wollten wir uns zum einen erkundigen, wie wir ohne Touritour zum Huerve el agua kommen. Außerdem wollte ich einen Supermarkt aufsuchen. Sehen, wie Einheimischen so einkaufen und mich an den niedrigen Preisen ergötzen. Tatsächlich lag das Fleisch so offensichtlich aus, scheinbar hat niemand wegen Salmonellen bedenken. Wir wollten nur ein paar billige Barrilanudelpakete einkaufen. An der Kasse standen wir dann Schlange. Eigentlich alles gut.

ABER mich brachte das Schneckentempo der Mexikanys an der Kasse wirklich fast um. Ja, die sind sehr gemütlich – so kann man es positiv ausdrücken. Ich meine, die meiste Zeit nervt es, wenn die so langsam vor sich hin schlängeln, aber an der Kasse hab ich überlegt, ob ich der Kassiererin helfen soll. Aldi-Kasse keine Chance, nicht mal bei EDEKA. Ich meine, die machen alles langsam, aber unendlich gewissenhaft.

Eine Galerie haben wir besucht, die uns wirklich gut gefallen hat, ansonsten mussten wir uns ein wenig um die Mitbringsel kümmern. Es sollen schließlich alle was davon haben, dass wir gute Touristinnen werden wollen.

Der Künstler Rolando Rojas war uns durch die Melonenstücke bereits aufgefallen. Sein Stil ist unverkennbar.

TAG 10: Gut gehen lassen und weniger als für einen Herrenschnitt bezahlen

Ich hab mir die Haare für 7,50 € umgerechnet inklusive Trinkgeld – einem sehr großzügigen – bezahlt. Davon träumen alle Frauen, dass sie in puncto Haarschnitt mal wie ein Mann berechnet werden. Mir erschließt sich auch nicht, wieso das so ungerecht gehandhabt wird. Das Haareschneiden kann und darf ja wohl nicht so viel mehr kosten, schließlich hat der Mann dieselben unterschiedlichen Haare wie eine Frau. Das wäre sinnträchtiger, nach Haarart zu unterscheiden. Geschlechtsdiffarmierung.

Ein anderer Tag. Ein langes Telefonat mit Elias und mit Karsten. Langes dazwischen ohne große Aktivitäten. Diondra kann viel Zeit damit verbringen, Videos zu gucken und in ihren Foren zu lesen. Ich kann viel Zeit damit verbringen, diesen Artikel vorzubereiten. Es dauert, alle Bilder zu laden und einzupflegen. Dabei kann man lecker Frühstück serviert bekommen. Einzige sinnvolle Tat: wir haben den Bus zurück nach Mexico City gebucht und wir haben zwei Touritouren gebucht.

TAG 11: Ausflug Huerve el agua

Bevor wir uns eingelassen haben, haben wir uns genau erkundigt, was drin ist und was nicht drin ist in der Tour, denn wir wollten vor allem eines: viel Zeit auf dem Berg im Wasser. Zwei Stunden wurden versprochen. Als kleine Gruppe fuhren wir los, vielleicht 12 oder 14 Leute insgesamt.

Huerve el agua

Tatsächlich fahren wir bis zum Zielort durch. Auf der Hinfahrt komme ich mit dem Irland-Pärchen ins Gespräch. Sie machen eine Jahrestour durch Südamerika, Ausgangspunkt ist Mexiko. Am Anfang der Fahrt hatte ich eine Deutsche gehört, sie sitzt beim Fahrer vorne. Beim Aussteigen machen wir uns bekannt. Jenny und ihr Freund Lukas verbringen ein halbes Jahr in Mexiko, das wollen sich beide gönnen, bevor sie sesshaft werden und eine Familie gründen.

Wir gehen schwimmen. Alles zum Picknick dabei, können wir auch noch einen Hund mit Nudeln versorgen. Das Wasser, der Ausblick, alles fantastisch. Dann entdecken wir noch ein deutsches Paar in der Truppe: Michael und Anette. Auch ein halbes Jahr schon unterwegs; Startpunkt Brasilien, Endpunkt Mexiko City.

Abends in dem Restaurant Humito

Abends beim Essen vertieften wir das Gespräch. Wie seltsam, beide Paare hatten nach dem Coronatief für sich entschieden, dass sie ihre Jobs kündigen und erstmal eine Zeitlang aussteigen. Insofern seltsam, da dass ja sehr selten vorkommt und dass man sich dann bei einer Tour trifft. Das eine Paar relativ am Beginn, das andere am Ende seiner Tour.

Anette beschreibt Mexiko als sehr westlich, nachdem sie all die anderen Länder durchquert hatten, seit sie in Brasilien angefangen hatten. Alle drei bis spätestens fünf Tage sei es weitergegangen. Auch Jenny berichtet ähnliches. Ihr längster Aufenthalt waren wohl zehn Tage, wenn ich mich richtig erinnere. Sie weiß noch nicht, ob sie das durchhalten und bis zum Herbst tatsächlich in Mexiko bleiben.

Mitgenommen habe ich, dass man sich als wohnungslos meldet und sich von der Krankenkasse abmeldet.

TAG 12: Mezcal-Tour mit 1000 Touri-Tempeln

Also, es war günstig und außerdem dachte ich … 1000 Stationen haben wir nicht geschafft, aber nahe dran.

Der Baum von Thule steht direkt links neben der Kirche
  • Erstens der Thule-Baum: weltweit angeblich der älteste; soll vor 1400 von einem Priester gepflanzt worden sein.
  • Zweitens: 3 Mal eine Mazcal-Verköstigung in ganz unterschiedlichen Brennereien. Nach der letzten floss auch der Mezcal während der Fahrt.
Alex und Joan
  • Drittens: einen traditionellen Marktbesucht in METLA – oder auch einen typischen Touristenmarkt
  • Viertens: Eine Teppichweberei, mit erhellender Erkenntnis, wieso diese Touren so angelegt sind, denn die Amis mögen diese billigen Touren (für sie mindestens noch einmal zwei Drittel preiswerter als für uns, da sich hier das Preisleistungsverhältnis 1:3 ungefähr verhält.
  • Fünftens: Ein Mittagessensbuffet, das wirklich gut war. Wir hatten sehr nette Gesellschaft von Joan und Alex, die Lucy und ich vielleicht in L.A. wiedertreffen.

Nach diesem Trip sind wir dann fast schon Richtung Bus gewandert, erstmal zum Hostel, das Gepäck holen, dann den Luxus des Taxis und dann hieß es drei Stunden warten, bis wir in den Bus steigen konnten. Der musste dann auch noch einen Umweg fahren – drei Stunden Verspätung.

TAG 13: Das letzte Mal Mexiko City

Und Bernardo hatte uns schon gewarnt, dass die U-Bahn geschlossen ist – wenn ich richtig verstanden habe, wohl für Jahre, weil dort ein Gleis eingebrochen ist. Also falls ich das richtig verstanden habe. Alternativ also von dort aus mit dem Taxi. Und das war neu: Ein Taxi wird erst bezahlt, dafür stell ich mich in die Schlange, dann bekomm ich einen Beleg. MIt dem Beleg stell ich mich in die nächste Schlange und warte darauf, dass ich ein Taxi besteigen darf. In der Schlange kümmere ich mich die ganze Zeit um mein Gepäck, ab der Bürgersteigkante, wenn ich an der Reihe bin, und mit der Abgabe meines Belegs wird mir das Gepäck abgenommen. Fünf Personalmenschen sind damit beschäftigt, ordnungsgemäß alle Passagiere unterzubringen.

Auch diesen Tag haben wir damit verbracht, eher nichts touristisches zu tun: Koffer umpacken, Einchecken, Vorbereitungen für die Abreise treffen und all so was. Natürlich auch noch ein bisschen spazieren und sowas, dabei noch ein Kleid für die Hochzeit der Schwester der Freundin gesucht. Gefunden haben wir das auf den allerletzten Drücker im letzten Geschäft, die erste Anprobe. Wirklich richtig gut.

TAG 14: ABFLUG

Unsere Vermieterin – eine Dänin – hat uns dann ein Uber-Taxi gerufen. MIt vereinbartem Festpreis. Allerdings dürfen die offiziell nicht zum Flughafen fahren. Aus dem Grund saß ich vorne und tat so, als sei ich persönlich bekannt. Das funktioniert deswegen gut, erklärte mir unsere Gastgeberin, weil man den Namen genannt bekommt und das Auto, mit dem man gefahren wird. Da das aber nach keinen Taxi aussieht, funktioniert das Ganze wohl. Es war ein angenehmes Gespräch bis zum Ziel. Der Fahrer verabschiedete sich mit einer freundlichen Umarmung und ich sah mich mit dem Testzentrum konfrontiert.

750 Pesos für den Test, also ca. 40 €, für Diondra ging ich in Vorleistung, weil sie das Geld auf keinen Fall hatte. Auch das klappte wunderbar. Mit dem Negativ-Testat (was sollte es auch sonst sein?) bin ich in die Abflughalle, da dann erstmal der Temperaturcheck und dann noch mal das Impfpaket beleuchten – was ja schon vorher drei mal passiert ist. Dann noch einmal Temperaturcheck. Sehr lustig hier auch die mehrfachen Maßnahmen beim Test: zwei Masken plus die Plastikhaupe plus meine Maske bis zur Nase gezogen (also der Mund ist wichtigstenteils bedeckt). Da kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Trotz all der Messerei brauchte ich dann trotzdem noch eine Maske überall, die reicht aber auch unter dem Kinn. Gleiches gilt für die Passkontrolle. Ich wurde mehrfach geprüft, ob ich wirklich dieselbe Person wie im Pass bin. Tja – die sind eben wirklich sehr gewissenhaft und gründlich, wenn auch langsam

Mexiko — Teil 1. Wir wollen vielleicht doch gute Touristinnen sein.

Nach einigen Tagen findet man sich auch in der größten Großstadt zurecht. Mexiko ist eine Metropole, nicht nur eine Großstadt.  Und eine kleine Herausforderung war es schon, denn es gibt so viele Dinge, die hier anders sind – anders als in Deutschland, anders als in Europa.

Manos solidarias – cuidad de mexico

Gefahr Gefahr Gefahr

Als wir uns für die Reise vorbereiteten, erklärte uns jeder, wie gefährlich diese Stadt und dieses Land und diese Menschen seien. Wir wollen die Gefahr nicht gerade suchen, um zu bestätigen, was so viele behaupten, doch bislang haben wir nur Menschen getroffen, die unglaublich freundlich und hilfsbereit waren. Wir wollen nicht unvorsichtig werden. Uns beschleicht auch schon mal ein komisches Gefühl, wenn wir auf “untouristischen“ Wegen wandeln.

Dann passiert das: Vorhin (5.7.22) standen wir völlig orientierungslos am Gleis – direkt aus der U-Bahn hinausgequetscht -, als ein Mann mitbekam, was wir suchten und uns kurzerhand ganz ohne Aufforderung zu unserem Zwischenziel brachte und sich von uns freundlich verabschiedete. Kein Propina (Trinkgeld), kein lästiges Gequassel, einfach freundlich. 

Mexikaner und Schuhe 

Überhaupt zeigt sich diese Stadt anders, als erwartet: Erstens sehr viel touristischer (keine Ahnung, weshalb ich das nicht kommen sah); zweitens weniger heiß; drittens haben die Städter hier ein hohes Sauberkeitsbedürfnis (was bei dem Schmuddellock nicht ersichtlich war). Hier werden nicht nur die Straßen, Hauswände, Läden regelmäßig geschrubbt, sondern vor allem die Schuhe.

Erst ein neugieriger Blick ins Gesicht, gefolgt vom Blick zu den Schuhen, dann ein abschätziger Blick zurück ins Gesicht. Schuhe sind hier sauber und glänzen. Der Schuh verrät, wer du bist – so informierte uns Gabrielle, eine Reiseführerin. Das erklärt auch, wieso so viele Schuhputzer mit einer akribischen Ernsthaftigkeit dem Schuh zu Leibe rücken. Ein ehrbarer Beruf. Diondras Schuhe waren immer besonders dreckig, staubig und einfach pfui. Ergo hab ich sie auf den Thron gesetzt und den Meister Jonathan aus meiner Tochter wieder einen ansehnlichen Menschen machen lassen. Wie so viele andere Tätigkeiten, die hier auf der Straße stattfinden, so auch das tägliche Schuhputzen.

Und der Vollständigkeit halber: betritt man ein Lokal, ein Geschäft oder ein Museum, so sind immer so kleine Fußnäpfchen dort, die wir als Europäer natürlich nicht kaputt machen wollten und geschickt umschifften. Wer tritt schon freiwillig in ein Fettnäpfchen. Alles falsch, man tritt mit den Füssen in die Wasserpfütze, dann auf den ersten und schließlich auf den zweiten Lappen. Je mehr Schuhreinigungsoptionen, desto wertiger, aber mehr als drei Stellen habe ich noch nicht gesehen.

Schlange stehen – so britisch

Vielleicht auch deswegen stehen die Mexikanys gerne Schlange. Überall und auf besondere Weise. Für den Bus stellen sie sich sauber auf und warten, bis sie dran kommen. Plötzlich geht die Tür zu und der Bus fährt weiter, obwohl die Schlange nicht abgearbeitet ist. Das ärgert hier niemanden, denn schon 2 Minuten später steht ein neuer Bus dort, der auch nur eine für ihn angenehme Anzahl an Fahrgästen auflest.

1. Schleuse mit Sicherheitskräften an der U-Bahn

U-Bahn, noch so ein Ding: Erst wird man sehr lange Wege unterirdisch geschickt, so dass wir schon befürchteten, ausgetunnelt worden zu sein. Dann wird man an schleusenähnlichen Toren eingesammelt wie Fische im Netz. Damit nicht alle Passagiere ziellos am Gleis herumlungern, hat man auch hier zu tun, vermuten wir. Sicherheitskräfte öffnen die riesige Tore und lassen eine bestimmte Anzahl an Personen durch.

Diese werden vor dem nächsten großen Tor abgefangen. Zum Schluss am Gleis angekommen, folgt ein Einweiser, der alle Fahrgäste anhält, vor allen möglichen Zugängen zur Bahn stehen zu bleiben (wir könnten so viele sinnvolle Jobs generieren, für die man wirklich keine Ausbildung braucht). Die Bahn fährt ein. Oh, schon voll. Macht nichts, man wird noch mit hineingeschoben und klebt nun als Sardine zwischen all den freundlichen Mexikanys. Ob da nichts mehr geht? Wir probieren es. Vielleicht ist das für manche die Möglichkeit, Kuscheleinheiten zu bekommen, denke ich im Stillen. 

Aber das mit der Schlange ist wirklich so ein Lieblingsding, denn überall begegnet uns das Phänomen. Wir stehen ordentlich Schlange, um unser Gepäck zurück zu bekommen. Gewissenhaft – hier wird alles gewissenhaft gemacht – nimmt der Gepäckmann unser Zettelchen mit der Gepäcknummer entgegen, nachdem er vorher alle hat Schlange stehen lassen und alle Gepäckstücke in Reih und Glied sortiert hat. In Deutschland käme man vielleicht auf die Idee, auf sein Gepäck zu zustürmen, es dem Gepäckmann zu entreißen. Hier nicht. Er sucht es aus den Möglichkeiten aufgrund der Zahl heraus, wenn man an der Reihe ist. 

Bei jeder Gelegenheit stehen die Mexikanys vor jedem Museum, vor jeder Toilette gelassen in einer Reihe. Dazwischen werden wir Wartenden unterhalten mit hübschen fliegenden Plastikvögeln; mit zwei Metallkugeln an einer Schnur, die man ganz toll aneinander schlagen kann; mit lärmproduzierenden Mundpfeifen, die klingen, als ob kranke Adler kreischen. Wir freuen uns auf unsere nächste Schlange. 

Tourismus und sein Tand

Ausschnitt einer langen Straße in Oaxaca auf dem Marktplatz

Nicht nur für die Touristen gibt es an jeder Ecke Schund und Tand zu kaufen, sondern auch für die Mexikanerinnen und Mexikaner selbst wird das Zeug überall angeboten. Man könnte denken, sie ersticken in den Glitzertäschen, den Regenbogenfarbenen Äffchen für den Kopf oder dem ganzen Zuckerzeug für jede Gelegenheit. Aber nein, scheinbar gibt es gar nicht genug von all dem.

Für die Touristen regnet es an jeder Ecke zusätzlichen Schnickschnack wie Aztekenmasken, Marienbildchen, Hüte, Edelsteine, Mayaschmuck, Schale und Tücher mit Stickereien, Körbe und irgendwelche lärmmachenden Dinge, die man wirklich nicht braucht. Aber, wenn man nicht will, lassen sie einen direkt in Ruhe und nehmen es sehr selten übel, dass man nichts kaufen will. 

Wir sind manchmal willig. Ich zumindest war wirklich beeindruckt von der Obsidianerklärung. Man kann durch dieses Gestein in die Sonne sehen und das ist ein faszinierender Anblick, wo der Stein doch selbst so schwarz ist. Da hab ich mich hinreißen lassen und für Elias und für Martin was gekauft. Kleidung haben wir auch gekauft – aber nicht so ganz touristisch, nichts im Indianerstil (sagt man das noch?). Meist prallt dieser Kaufdrang an uns ab. Essen ja, aber dieser ganze Touri-Kitsch?

Banjos – Sanitäre Anlagen – für Mujertas

5 Pesos oder 10 Pesos muss man dafür schon mal lassen, dass wir Frauen Wasser lassen dürfen. Gut, Männer auch, aber nur Frauen sehe ich so regelmäßig auf die Toilette zusteuern. Zunächst mal bedeutet das, dass man irgendwie immer diese Münzen parat haben muss, also wirklich als Münze, denn die werden in den Apparat eingeworfen, damit man das Drehkreuz passieren kann. 

Durch das Kreuz durch muss man sofort nach Papel Ausschau halten, denn die gibt es selten in den Kabinen. Meist hängt ein Spender davor oder eine Frau oder ein Mann reichen dir eine Anzahl von Papier, welches du dann benutzen darfst. Wichtig: Wie in China wird auch hier das Papier nach dem Betupfen (Abtrocknen) der Vulva in einen Papierkorb entsorgt. Auf keinen Fall in die Schüssel werfen. 

Apropos Schüssel: Die ist sehr niedrig mit festem Sitz oder auch gar nicht, nur das blanke Porzellan. Darin steht tief das Wasser. Schlanke sind hier im Vorteil, denn dann spritzt das Wasser-Urin-Gemisch am Bauch vorbei. Ich halte inzwischen immer ein Stück meines heiligen Papiers vor die Öffnung, damit ich nicht alles andere nass mache. Vermutlich mach ich das einfach falsch. 

Sprache eins – Sprache zwei  und immer nur Übersetzen

Die Mexikanys sprechen schnell, stehen den Spanierys in nichts nach und dann ist Englisch nicht immer die sichere Verkehrssprache. Verwuschelt. Englisch sprechen hier nicht alle. Wir radebrechen uns was auf Englisch und Spanisch zusammen. Die Mexikanys sind ja schon dankbar – wie alle anderen auch – wenn man sich bemüht. Da sie ja sehr sehr freundlich sind (siehe oben), helfen sie, wo es geht. Und Google ist auch hier unser Freund, wir übersetzen uns das Nötige zusammen. Manchmal eben auch über die Bande, nämlich über den Umweg Englisch. Mir rauscht dann manchmal so der Kopf, weil ich mir das komische Spanisch ins merkwürdige Englisch übersetze und dann wieder ins Deutsche. Puh. Ich wünschte, ich könnte auch so beeindruckt sein wie David, eine Reisebekanntschaft, der meinte, dass die Deutschys ja in den Schulen drei Sprachen lernen. Er hat mir auch erklärt, dass in Amerika in einigen Schulen sogar sehr gerne Deutsch gelernt wird, weil die Amerikaner in dem kleinen Deutschland tatsächlich ein Land mit Zukunft sehen. Tja, was nützen mir die Sprachen, die ich gelernt habe, wenn ich doch zu wenig flüssig Vokabeln kann. 

Außerdem als lustiger Spaß nebenbei hab ich aktuell eher die italienische Vokabel parat. Was hab ich nach „caliente“ gesucht und nur „caldo“ gefunden! Bis mir ein freundlicher Mexikaner auf Englisch erklärte, dass Caldo doch im Spanischen was anderes sei (Cloud meine ich). Das war wirklich witzig. So langsam reaktiviere ich die spanischen Wörter und kann das ein oder andere flüssig bestellen, kann bezahlen ohne Peinlichkeiten, aber mir persönlich fehlt das Gefühl, sprechen zu können. Ich will mich doch ausdrücken und nicht nur fehlerfrei einen Satz sagen. Wie oft ich mitleidig angesehen werde, wenn ich sage „sin carne“ und ich einfach nicht verstanden werde. Ich meine, erst verstehen sie mich nicht, dann verstehen sie mich auch nicht, wenn die Bedeutung endlich klar geworden ist und das mitleidige Gesicht bleibt. Ebenso wie die Frage: Pollo? No Pollo? Als wäre Hühnchen kein Fleisch.

Essen – Ein Fest?

Für wen? Als wir uns in dieses Land aufmachten, da dachte ich, dass ich hier lecker Essen bekäme. Klar. Mais und Bohnen, aber sonst?

1. Frühstück in Mexiko auf der Straße

Mais ist mein Problem nicht, Bohnenmatsche schon, zugegeben. Aber so richtig problematisch ist, dass hier wirklich alles mit Fleisch ist. Garküchen überall, doch vegetarisch ist wirklich ein Fremdwort. Auf den Touristenfahrten dann für Büffet so viel zu zahlen wie die Fleischer, die drei Mal so viel Auswahl hatten, ist ärgerlich. Nein, hier bemüht man sich nicht, etwas für die Vegetarys zu tun. Wieso auch, die sind einfach nur zu bedauern. Also wenigstens Hühnchen oder Fisch müssten wir doch essen. Gar nicht? Naja, also der Salat und der Nachtisch sind auf jeden Fall vegetarisch, und die Suppe. Reis geht auch noch. Fertig. Hmm, lecker. Einmal gab es tatsächlich zwei Gemüsespieße mit Avocadodipp. Auch nett. Enschaladas werden hier in Soße ertränkt. Selbst, wenn die Pfannkuchen mit Käsefüllung und Pilzen geschmacklich durchgehen, die Soße vernichtet den Eindruck. Es gibt hier zwei typische Soßen: eine mit Schokolade, scharf und irgendwie Erdnuss oder so und die andere „richtig scharfe grüne“ Soße. 

Auf der Straße gibt es viele kleine Garküchen, in denen Tacos zubereitet werden. Aber auch sonst bekommt man ganz viel an kleinen Ständen zu kaufen. Obst, Maiskolben, kleine Küchlein, Nüsse in klebriger Substanz, bunter Zucker am Stil. Auf frisch geschnittenes Obst kommt noch einmal eine Ladung roter Zuckerschnee, dann noch eine klebrige süße Fruchtsoße, die die sehr süßen Mangos, Wassermelonestücke und Ananas noch süßer machen.

Und an allem wird Lemone gequetscht. Ich sag ja, richtig süß, richtig sauer oder richtig scharf. Die Mexikanys brauchen es eindeutig. 

Auf der zweiten Touristenfahrt erklärte mir dann ein Texaner, dass ich als Deutsche ja wirklich leiden müsste, wo wir so gutes Bier und so gutes Essen haben. Tue ich, tue ich. 

Heute waren wir indisch essen. Das war wirklich lecker. Nicht wie in Deutschland – natürlich nicht – aber es war gut. Der Inder war auch gleich ein reines vegetarisches Restaurant. Endlich mal keine mitleidigen Gesichter, weil wir kein Fleisch essen wollen. Was ich wirklich liebe, all die vielen frischen Säfte und das frische Obst – selbst, wenn es nicht überall gleichermaßen lecker ist. 

Die Geschichte – dafür müsste man die Sprache können

Hier ist alles so spanisch ausgerichtet, dass man eigentlich nur dann was von einem Besuch hat, wenn man die Sprache flüssig spricht und liest. Das ist ein kleines Problem. In Europa sind wir verwöhnt, wenn wir neben der englischen Übersetzung noch eine in deutsch oder französisch finden. Hier ist man nicht mal auf einen zweite Sprache eingestellt. Verständlich, weil doch Spanisch die am häufigsten gesprochene Sprache ist und alle Tourstys sie verstehen. Wir eben nicht so sehr.

Vor allem die Historie betrifft dies, oder der Besuch von archäologischen Ausgrabungsstätten oder Museen. Ja, das ist eigentlich interessant. Für mich sogar der Hauptgrund für die Wahl dieses Landes. Tatsächlich wäre eine gute Dokumentation darüber aufschlussreicher. Allerdings haben wir auch davon keine gefunden. Das ein oder andere verstehen wir durch die zwei Sprachen hindurch schon.

Wandmalerei im Schloss Chapultepec, heute ein historisches Museum, Ciudad de Mexico
Santa Maria Tonantzintla in Cholula steht nicht nur auf einem Hügel, sondern steht auf der Spitze einer 65 m hohen Pyramide (eine der größten Amerikas)

Die Indios waren brutal und die Christen waren brutal. Die Indios hielten die Christen für verrückt, weil sie die Wahrheit in Büchern suchten – bzw. Gott. Gesiegt haben die Christen, haben die Indios unterworfen und entweder abgeschlachtet oder zu Christen bekehrt. Und Christen sind die Mexikanys gute geworden. In Puebla soll es 365 Kirchen geben, eine pompöser als die andere. Frech auch auf die größte Tempelanlage einfach eine Kirche auf die Spitze zu bauen, statt die gesamte Pyramide aus 7 Etagen abzutragen.

Tiefer eindringen kann ich allerdings nicht. Ja, ich verstehe, dass die Christen – Männer, Soldaten – einsam waren und schon deswegen um die Frauen der Indios kämpfen mussten. Raub der Sabinerinnen … es muss sich zwischen Menschen alles wiederholen, bis zum Exidos. Und daraus lernen wir nicht. 

Aber mehr als vorher weiß ich nicht. Mein Mitleid ist gestiegen. Und wenn ich die Mexikanys so ansehe, dann ist daraus auch ein ganz eigener Menschenschlag geworden.  Bildsprache, das erkennen wir ziemlich früh, ist in dieser Kultur präsent, wenn die Busstationen bebildert sind, um sie leichter erkennbar zu machen. Nicht nur für die Touristys hilfreich, denn in einem Doppeldeckerbus ist ein auf einer Stange aufgesetztes Bild von Ferne leichter zu erkennen als ein Bushaltestellenname auf Augenhöhe.

Wer weiß, wofür es gut war.

Der erste Science Slam meiner Karriere ausgerichtet an der Gegart in Dortmund – mutige Slammys (das ist sicher)

GEGART – Poster

Am 15. Juni 2022 versammelte sich die Q1 der Gesamtschule Gartenstadt im Blue Notez Keller nicht, um der Hitze der Sonne zu entfliehen, sondern um durch die Darbietung der Slammys in Wallung zu kommen. Vier junge Männer und eine junge Frau aus der Q1-Stufe traten auf der Bühne gegeneinander an, ihr fachliches Wissen zu messen und ihren Unterhaltungswert durch den Applausometer zu testen. So weit, so gut. Die Themen waren vorbereitet – mehr oder weniger intensiv, die Texte waren gelernt – auch das in ganz unterschiedlicher Manier. Selbst das Pareto-Prinzip legen Jugendliche noch sehr großzügig aus.

Das Paretoprinzip, benannt nach Vilfredo Pareto (1848–1923), auch Pareto-Effekt oder 80-zu-20-Regel genannt, besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse erfordern mit 80 % des Gesamtaufwandes die quantitativ meiste Arbeit.

Wikipedia

Jugendliche, die auf die Bühne gehen und ihr Gesicht präsentieren, bemühen sich um einen Erfolg. Doch an einer Gesamtschule bedeutet der Erfolg, Mut für eine halbe Aufgabe erbracht zu haben. Nicht sechzig Prozent Einsatz für die erfolgreiche Darbietung wird erbracht, sondern ausschließlich zwanzig für ein grobes Zusammenbauen einzelner Aspekte. Wie ja auch schon die Kritik am Paretoprinzip vermuten lässt.

Heutzutage wird das Paretoprinzip häufig für Projekt- und Zeitmanagement zur Hilfe gezogen, um wichtige Arbeitspakete zu erkennen und schnelle Fortschritte bei relativ guten Ergebnissen zu erzielen (um hundertprozentige Ergebnisse zu erzielen, benötigt man 100 % der Bemühungen). Es hilft zudem, Arbeiten zu identifizieren, die aufgrund fehlender Effizienz aufgeschoben oder weggelassen werden können. Kritiker bemängeln an der Übertragung auf das Projektmanagement, dass das Prinzip dazu verführe, Aufgaben nicht mehr komplett abzuschließen, dass es aber gleichzeitig Aufgaben oder Projekte gebe, für die eine 80-%-Erledigung nicht ausreichend sei. Werden im Projektmanagement lineare Modelle wie das Wasserfallmodell verwendet, sind „Pareto-Ketten“ über mehrere Projektphasen ein Risiko. Die „unnötigen 20 %“ potenzieren sich bei solchen Ketten zu einem erhöhten Aufwand in den letzten Projektphasen, möglicherweise ergibt sich auch ein unbrauchbares Endergebnis.

Ebenfalls Wikipedia

Einer der Schüler ging auf die Bühne mit nichts als Geschwafel im Gepäck. Er ließ nicht erkennen, dass er die Veranstaltung damit persiflieren wollte, sondern im Gegenteil, dass er tatsächlich glaubte, seine Arbeit sei wertvoll. Vermutlich dachte er noch, dass die anderen viel zu viel Bohei aus dem Auftritt gemacht haben, wenn auch noch eine ordentliche Power-Point-Präsentation erstellt wurde. Ja, da bleibt auch nicht mehr, als den Mut zu bewundern, oder man wundert sich über die Borniertheit. Ist das aber ein Einzelfall? Sicherlich waren wir an dem Tag Zeuge von der gesamten Bandbreite an Einsatzbereitschaft, denn vor allem einer meiner Schüler hat sich wirklich sehr bemüht, den Text flüssig auswendig zu erlernen, Wirkung beim Publikum zu erzielen, die Zeit einzuhalten und eine Leitfrage mit einer eindeutigen Antwort herauszuarbeiten. Ich bedaure, dass er letztlich nicht gesiegt hatte, wenngleich auch sehr knapp gegen seine Darbietung zum Ottomotor entschieden worden war.

Filmplakat „idiocracy“ (2006)

Das jedoch ist gar nicht das Ende der Kette. Auf der anderen Seite steht, dass es der Jury unglaublich gut gefallen hat – die zumindest aus einer sehr gestandenen Kollegin bestand. Auch alle anderen Lehrkräfte waren angetan von diesem unendlichen Mut. Mein Hinweis, dass der „Science“-Aspekt doch sehr waghalsig gedeutet wurde, wurde weggewischt, denn das käme dann eben noch später. Ja, kommt das denn später noch? Oder befinden wir uns nicht schon längst in der Wirklichkeit des SiFi „Idiokratie“? Oder ist das nicht etwas, was schon unsere Altvorderen behauptet haben und ich selbst bin jetzt einer diese Altvorderen, die glauben, die Welt gehe mehr vor die Hunde als damals und eigentlich ist alles gut?

Ganz sicher ist allerdings, dass ich inzwischen nicht mehr richtig platziert bin an der Schule unter Jugendlichen, wenn mir die Sprache von Referendar:innen bereits zu „jugendlich“ erscheint. Mega. *schüttel

Was mir auf jeden Fall für eine gute Darbietung auf inhaltlichem Niveau gefehlt hat: Zeit. Ich hätte gern noch ein bis zwei Wochen mit diesen Jugendlichen gearbeitet und aus deren Wissenssteinbruch einen runden Vortrag entwickelt. Die Zeit war zu knapp von der ersten Hörprobe am Dienstag zu einer super Aufführung am Mittwoch zu kommen und das bei einem Einsatz von maximal zwei Zeitstunden.
Vielleicht sind an der Gegart neue Bühnenshowtalente geschmiedet worden, weil sie tatsächlich etwas mitnehmen, wie eine Kollegin am Schluss meinte, denn den Mut, die Welt zu erobern, haben diese Kids. Vielleicht finden sie auch noch den Rest auf ihrem Weg. An der Gegart waren sie jedoch die ersten, die mutig ein neues witziges, spannendes Terrain eröffneten. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Zeit, um etwas mehr als 20 Prozent zu erarbeiten.

Endspurt vor den Ferien – Der Anfang von Irgendwas

Mittwoch – ein Tangoabend-Mittwoch. Ich weiß, ich werde heute nicht gehen. Lust habe ich, aber morgen klingelt der Wecker vor normaler Wachwerdzeit (also vor sieben Uhr). Vor sieben Uhr ist es Nacht. Es sei denn, ich bin noch wach. Insgesamt ist dies das vorletzte Mal, dass ich so früh aufstehen muss. Dann stehen die Ferien vor der Tür. Endspurt in der Schule und Aufbruch hier in meiner Wohnung – in zweierlei Hinsicht.

  1. Schon eine Woche später geht es Richtung „neuer Kontinent“: Mexiko – San Franzisko – Los Angeles – Las Vegas – New York. Freiheit in Mexiko, durchgetaktet in Amerika.
  2. Vorbereitung des Videotagebuchs bzw. des Making off zu meinem Roman bzw. zu meinem Lebenswendepunkt.

Gerade das zweite „Irgendwas“ möchte ich unter die Lupe nehmen. (Den Urlaub – das hole ich nach, doch vorher mehr zu meinem Making off.) YouTube bietet sich als bekannte Plattform an, drängt sich sozusagen auf. Also YouTube – einen Kanal einrichten. Und dann beginnt die Achterbahn der neuen Begriffe:

Vieles davon sagt mir überhaupt noch nichts, doch ich merke, ich werde langsam heiß darauf, in die Produktionsphase zu gehen und ein wenig zu experimentieren mit dem Dashboard.

Angefangen habe ich mit dem ELEVATOR PITCH (mir Hilfe auf der Seite geholt, die ich euch verlinkt habe). In diese 60 Sekunden das Interesse für mein Angebot so zu wecken, dass mein Zuschauy seinen Nutzen davon erkennt, mir zu zuhören, wenn ich ihm zudem meine Motivation erkläre und einen Appell an ihn richte? Wow. 60 Sekunden ist mager, schmerzhaft mager. Ich habe einige Anläufe gebraucht, meine Keywords in sechzig Sekunden unterzubringen und gebe zu, ich brauchte im günstigsten Fall aktuell achtzig: Jugendversprechen, Astrid Lindgreen, zweite Lebenshälfte, Theaterstück Genkorrektur, Was wäre, wenn …, Corona-Roman 1, Einlösen des Versprechen, Lehrerberuf, Pension und Sicherheit an den Nagel hängen. Was? Wie? Wohin? Wir reden drüber. Daraus also den Elevatorpitch drehen, kurz und knackig, mit allem, was es schon für eine Wiedererkennung braucht: Kanalbanner, Musik im Hintergrund, Phrasen, Begrüßungsritual, Abschlussformel.

Aber wen interessiert das? Puhdale. Dann mal los?
Ich bin auf jeden Fall neugierig, es zumindest auszuprobieren. Und man wächst mit seinen Anforderungen. Aktuell bin ich auch wieder bereiter, mir ein Lektorat zu kaufen. Meine Betaleseratten lesen nicht. Zwingen kann ich sie schließlich nicht. Einen Lektor schon. Er hat zumindest eine Motivation.

Warten wir, was der nächste Tag bringt.

Gute Nacht

Ein Nicht-Auszug aus meinem Roman als Klappentext?

Würdest du das machen? Es ist interessanter als ein Auszug aus dem Roman zu präsentieren, weil in diesem Ausschnitt alle Probleme angerissen werden, doch kann man das so machen? Bricht es nicht die Erwartung, wenn der Leser oder die Leserin das Buch in der Hand hat und diesen Nicht-Auszug liest? Ja, er könnte in dem Roman stehen. Doch zeitlich liegt er vor der Geschichte des Romans und er ist nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben, wie Anna sonst in dem Roman berichtet. Also ein Nicht-Auszug. Auch kein Teil des Prologs, weil der Zeitpunkt weit vor dem Beginn des Prologs liegt. Damit ihr wisst, wovon ich spreche:

Anna stand an für Brot. Nicht wie damals beim Lockdown während der Corona-Infektion, weil man einen großen Abstand einhalten musste. Vor ihr noch elf Frauen, hinter ihr viele weitere. Die Maske schützte sie vor der Asche. Die Leichen wurden in Takt von zwei Stunden auch auf dem Parkplatz vor dem Rathaus verbrannt. Der beißende Geruch von verbranntem Fleisch drang durch den Filter in ihre Nase. Sie nahm es kaum mehr wahr.

In Gedanken war sie beim letzten von ihr obduzierten Leichnam und suchte eine Lösung gegen dieses Virus. Ob sie noch Brot bekommen würde? Viele Alternativen zu diesem Anstehen gab es nicht mehr. Die Regale in den Supermärkten waren leer. Keine Milch, kein Mehl, keine Hefe, Eier, Nudeln, kein Reis und keine Kartoffeln, auch keine Konserven mehr. Kriegsähnlicher Zustand auf der Straße, aufgerissene Müllbeutel breiteten sich aus, Abfall, streunende Hunde, zerbrochenes Glas, Möbel. Knirschen unter den Schuhen. Anna starrte in sich gekehrt auf Bruchstücke von Fensterscheiben zu ihren Füssen. Ein Trum, viele Trümmer dachte sie ganz unzusammenhängend. Trum, ihre Großmutter hatte davon erzählt.

Wie würde sie ihrem Mann helfen, wenn ihr keine Lösung einfallen wollte? Ihr Mann kämpfte in ihrem Elternhaus um sein Leben, bereits seit zwei Wochen. Zwei Wochen schon, ein kleiner Hoffnungsschimmer lugte durch ihre Gedanken. Sie klammerte sich an ihn. Er könnte zu den fünf Prozent der Überlebenden gehören. Als Ärztin wusste sie, dass die Wahrscheinlichkeit gering war, sehr gering. Sie fragte sich, wie sie hier so ruhig stehen konnte? Innerlich lachte sie scharf, als sie ihre aktuelle Situation mit der Coronazeit verglich. Den Schläfervirus hatte niemand erwartet. Wenn Viren eine biologische Lebensform waren, dann war dieser Virus eine sehr zynische und grausame. Ihr Magen biss an ihre dünnen Magenwände. Sie ignorierte den Schmerz wie gewöhnlich.

Als sie an der Reihe war, nahm sie das erste Mal ein Gesicht vor sich wahr. Tief in den Höhlen liegende Augen mit schwarzen Rändern blickten sie an, der Arm hielt ihr ein Brot entgegen, der andere ausgestreckt mit flacher Hand verlangte nach ihrer Essensmarke. Als sie nicht schnell genug reagierte, riss die Frau sie ihr ungeduldig aus den Fingern. Worte wechselte keine mehr. Anna ergriff das Brot und machte sich auf den Rückweg zu ihrem sterbenden Mann...

Klappentext zu „Oben – Unten“ von Scarlett H Mirro

Kann man das machen? Würde das den Leser oder die Leserin irritieren, dass dieser Text nie Teil des Romans ist? Wird er sich betrogen fühlen, wenn er bemerkt, dass der Klappentext eine auserzählte Episode ist, die so nicht aufgegriffen wird? Nicht in der Form. Anders natürlich schon.

Ich wäre für Hinweise dankbar. Gerne hinterlasst mir einen Kommentar.

Den Roman selbst herausgeben – die Entscheidung ist gefallen (mehr oder weniger)

Kennt ihr das? Man weiß genau, was zu tun ist, doch hofft man, dass es dazu nicht kommt! SO geht es mir jetzt. Ich weiß, es ist vernünftig diesen Schritt zu gehen, es ist sinnvoll, die Veröffentlichung selbst in die Hand zu nehmen, nicht auf einen Verlag oder eine Agentur zu setzen und doch – ich hab Hemmungen, diesen konventionellen Weg zu verlassen. Aber wäre ich ICH, wenn ich mich davon abhalten ließe, wenn nicht gerade die Erkenntnis, dass ich Hemmungen, Sorgen und Ängste habe, dazu führt, dass ich es mache?

Was macht mir Sorgen?

Ich habe Angst davor, dass das, was auch immer es ist, plötzlich so groß wird und ich den Prozess nicht mehr händeln kann, bevor ich „mitgewachsen“ bin. Gleichzeitig denke ich: Was, wenn es niemanden interessiert? Wenn ich kein Feedback bekomme? Was, wenn ich für Peanuts investiere? Wäre ja nicht schlimm, wenn ich selbst nur Peanuts investiere für den Erfolg, aber umgekehrt? Andere finanzieren in ihr Hobby mehr als ich bislang in meine Ideen. Ist das aber vergleichbar? Klar braucht ein knackiger, duftender, roter Apfel keine Werbung, aber auch er braucht eine Begegnung. In dem großen ganzen Gewimmel von roten, knackigen Äpfel, wie den duftigsten ermitteln? Ich verstehe das Konzept der Offenbarung – kognitiv verstehe ich das … und Hemmungen sind dennoch da.

Mein persönlich dritter Knackpunkt: Manchmal denke ich, ich bin zu grob geschnitzt, zu wenig professionell, zu wenig genau, spare vielleicht an der falschen Stelle den Einsatz von Geld, Zeit und Kraft.

Vertrauen und Atmen. Letztlich kann man nur einen Schritt vor den anderen setzen.

Was sind meine nächsten Schritte?

Wenn ich den Roman selbst publizieren will, sind es bestimmt Schritte, die ich sozusagen vor der Publikation erledigen muss.

  1. Cover des ersten Romans gestalten lassen, damit es eine gewisse Professionalität ausstrahlt.
  2. Mich über die Möglichkeiten, Richtlinien und Fallstricke als Selfpublisher informieren.
  3. Nach der Beta-Lese-Runde die korrigierte Endfassung mit dem Cover als Selfpublisher veröffentlichen. Dafür einen gut gewählten Zeitpunkt aussuchen.
  4. Konzept, Verlaufsplan zu dem Videoblog (oder so ähnlich) „Making of dysTOPOI“- womit ich schon begonnen habe.
  5. Werbestrategien planen und anlaufen lassen.
  6. Community Betreuungskonzept entwickeln.
  7. Startschuss für Video-Logbuch und für den Roman festlegen.
  8. Und dann die Betreuung, das Nachfassen, das Nachsorgen. Da beginnt die Arbeit.

Es ist ein Prickeln in meinen Blutbahnen, verheißungsvoll und voller Bewegung. Eine bewegte Aufbruchstimmung, die sich immer wieder mit den Sorgen und der Angst vermischt. Mit den Zweifeln, die wie Schatten an der Angst kleben. Angst – kenn ich gar nicht, dachte ich. Angst, selbst hier muss es schon ein besonderes Format bekommen, damit sie mir den Hals abschnürt. Und doch, die Euphorie, das Gefühl, etwas Besonderes gefunden zu haben …

Bleib doch, bleib bei der Euphorie!

Die sechsstündige Vorstellungsrunde von acht Persönlichkeiten mit innovativen Projekten – Treffen der Drehbuchwerkstatt Berlin im Literaturhaus

Worüber spricht man, wenn man sich aus einem Onlineseminar – genauer aus einem von Aleksandra Kumoreks Drehbuchwerkstattseminaren – kennt und sich zum Netzwerken trifft? Natürlich über das Verbindende. Wie naheliegend. Wenn man die Vorstellungsrunde jedoch zelebriert, bei der alle zuhören und nachfragen, dann wird aus einer sonst meist langweiligen, trägen Vorstellung ein Ereignis bunter Vielfalt; dann entsteht eine synergetische Mischung von Erfahrung, Tipps und Spannung.

  • Nummer eins der Teilnehmenden erzählte von seinem Betreuungsprojekt von Iranern in Berlin.
  • Nummer zwei erzählte von einem Filmprojekt zu den trojanischen Geräten einer Firma in der Schweiz und über sein Projekt zum Thema „Dialekt“.
  • Ich als Nummer 3 berichtete von meinem Roman und der Idee, in drei Jahren auszusteigen, um weiterzuschreiben.
  • Nummer vier erzählte von seinem PC-Spiel, an dem er arbeitet, obwohl er gar kein Gamer ist.
  • Nummer fünf erzählte von einem Filmprojekt in der Antarktis, das sie begleitet hat und nun ein Film zum Thema „Schnee“ plant.
  • Nummer sechs berichtete von einem Filmprojekt in Ecuador, wohin sie möglichst bald wieder möchte, weil sie das Dreh- und Schauspielteam zusammenstellen möchte und internationale Fördergelder aufgebraucht werden müssen.
  • Sieben pries eine neu entdeckte Online-Marketing-Strategie an; durch eine gut gefütterte und gewachsene Community ließen sich mehr Interessierte erreichen als durch konventionelle Möglichkeiten – also statt analog.
  • Acht führte ihren Plan aus, einen besonderen Tag ihres Leben als Drehbuch zu verwirklichen.

Ein Projekt spannender als das andere, ein Thema informativer als das andere. Wie eine duftende bunte Blumenwiese mit Schmetterlingen. Zwischendurch haben wir gegessen. Und ich hatte mir eine kleine Pinkelpause genehmigt. Eine. Es war so spannend.

Making of (m)eines Traums – erste Anzeichen von Bewegung

Aleksandra ermunterte mich, doch weniger auf die konventionelle Vermarktungsstrategien meines Romans zu setzen, sondern mir eine Community zu zulegen und diese stärker für mein Projekt „Roman“ zu begeistern, als ich gerade ausgeführt hatte, dass ich erste positive Reaktionen auf meinen Roman erhalten hätte. Sie berichtete von einem Vertag für ein Lehrwerk, den sie letztlich nicht unterschrieben hat, weil sie nicht nur sehr wenig daran verdient hätte, sondern weil sie zudem alle Recht an ihrem Text und an die Verbreitung sowie Nutzung des Inhalts verloren hätte und weil der Verlag letztlich damit hätte machen können, was er gewollt hätte.

Ich halte mich hier zurück, Auszüge meines Romans zu veröffentlichen, um nicht das Risiko einzugehen, dass deswegen kein konventioneller Verlag den Roman übernimmt. Doch ist das nicht eigentlich idiotisch? Aleksandra rät zu Selbstermächtigung – lieber Selbstverlag oder Selfpublishing als mit diesem Knebel in die Öffentlichkeit.

Dann die entscheidende Ergänzung: Ich fragte, ob nicht jemand der Anwesenden als Filmemacher Lust hätte, meine Geschichte von jetzt bis zum Aufbruch, um Schreiben zu können, zu verarbeiten und zu publizieren. Vivien erklärte, dass ich doch besser ein Videotagebuch führen sollte, in dem ich selbst das Making of nach und nach einem Publikum erzähle, dass sich dafür interessiert. Ich solle erzählen:

  • wie es dazu kam, dass ich die Geschichte geschrieben habe,
  • wieso ich die Schule verlassen will und was das mit dem Text zu tun hat,
  • was an dem Thema so reizvoll ist,
  • wie ich zu den einzelnen Themen recherchiert habe,
  • welche Fragen mich noch beschäftigen,
  • wie verschiedene Reaktionen sind, etc.

Dialogisch, die Zuschauenden mitnehmen, Rahmenhandlungen dazu erzählen, Up and Down`s ergänzen. Keine künstliche Autorenmarke, keine aufgespritzte Story, statt dessen das, wofür ich brenne. Am besten auf zwei Kanälen: YouTube und Instagram. Selbstermächtigung statt Bittstellerhaltung. Bettina meinte, ich hätte was zu erzählen, ich wüsste, wovon ich spreche. Das Polarisierende als Element des dialogischen verwandeln und Kampf vermeiden. Handwerk, Technik, Persönliches, Philosophie, Story. Das lässt sich verknüpfen.
Aleksandra erklärte, dass das Ganze eine Dramaturgie benötigt und diese Dramaturgie sei planbar.

Frauen – Frauenthemen – Feminismus

Natürlich ein Roman für Frauen – hab ich auch immer gedacht. Ist er aber nicht eher ein Roman für Männer? Schon mein erstes Thema für einen Videoblog? Vielleicht nicht der günstigste Einstieg. Aleksandra Kumorek berichtete von ihrer bald an den Start gehenden Idee der #Medienmacherinnen über Instagram. Ultrabegeistert. Begründete, wieso sie ein kleines „i“ in ihrem Wort hat, wieso sie sich ausgerechnet an Frauen wendet und nicht an Männer und Frauen. Weiter folgte, was sie plant, wie sie vorgehen wird, weil sie schon vor vielen Jahren die Diskrepanz zwischen Frauenfähigkeiten und Frauenumsetzung gesehen hat. Wie war es zu erklären, weshalb Frauen trotz ihrer Kompetenzen deutlich weniger daraus Gewinn schöpfen können, als Männer? Dann erzählte Aleksandra ausführlich, dass sie ganz sicher auch auf diesen Knebelvertrag des großen Verlags hereingefallen wäre, wenn bestimmte Parameter anders gewesen wären: Angewiesenheit auf die Publikation, mangelnde Sachkenntnis und Sachverstand, keinen anderen Erfolg, Selbstwertschöpfung, Akzeptanz von Gegebenheiten. Die Betreuerin des Verlags hatte ihr versichert, es handelte sich um einen gewöhnlichen Standardvertag. Mindsetting als neues Zauberwort. Den Frauen fehlt es nicht an Kompetenz, sondern an der richtigen Mischung der Selbstdarstellung, dem passenden Selbstbewusstsein und der Lust, nicht passend, lieb und gefällig zu sein, wenn es darauf ankommt.

Statt Manspreading anzuprangern, sich als Frau selbst im Raum behaupten. Statt die Männer Krähen lassen wie Gockel, einmischen und selbst Krähen und zwar selbst dann, wenn man glaubt, es sei nicht wichtig. Dann erst recht.

Und statt Kampf und Konfrontation besser Selbstermächtigung, Vernetzung und neue Territorien. In diesem Sinne – auf in die Gleichberechtigung des Internets?  

Empfehlungsschreiben – Wenn der Text den Texter ungewollt entlarvt.

Als Lehrkraft kommt es vor, dass mich ein junger Mensch um ein Empfehlungsschreiben für seine weitere Laufbahn bittet. Meistens sind es Jugendliche, die sich nach dem erfolgreichen Abschluss des Abiturs für ein Studium um ein Stipendium bewerben. Häufig handelt es sich bei diesen Jugendlichen auch um engagierte Schülys, die sich tatsächlich im Schulleben hervortun, soziale Ämter übernehmen und insgesamt zielstrebig wirken.

In letzter Zeit allerdings häufen sich jedoch Anfragen nach Empfehlungsschreiben an mich, bei denen ich nicht mehr weiß, wie ich darauf angemessen reagieren soll. Dass ich als Lehrkraft gemeinhin als Dienstleistungsfigur betrachtet werde, dass Schülys oft ein klarer Respektbezugsrahmen fehlt und dass es diesen jungen Menschen vor allem an Selbstüberschätzung nicht mangelt, ist mir durchaus bekannt, aber manchmal frage ich mich, ob es dazu Grenzen gibt?

Ein Beispiel von einer Jugendlichen, welche die Klasse 10 besucht:

„Meinen Durchschnitt kennen sie ja… Außerdem bin ich bei den Schulsanis und habe an der TU Dortmund an verschiedene Kurse in verschiedenen Fachgebieten teilgenommen. Ich denke das ich eine führende Rolle in Gruppen arbeiten übernehmen und oft erwachsen und Verantwortungsvoll Handel in der Schule. Sonst keine Ahnung was sie reinschreiben können…. Wir hatten ja auch mal vor zieh Jahren zusammen unterricht…“

Anonym

Der Absenderin ist es völlig egal, was beim anderen ankommt, weil sie davon ausgeht, dass ich sie schon irgendwie verstehe. Natürlich verstehe ich sie irgendwie. Ich kann daraus auch sinnvolle und rechtschreibfehlerfreie Sätze bilden. Doch was ist mit der inneren Haltung der Absenderin? Dudu macht das schon? Es hat so eine rotzige Art. Dieser Art Schreiben sind mehrere zu nennen, Oberstufe sowie Abgangsjahrgang.

Ich erklärte, dass das Stipendiumsgutachten irgendetwas enthalten sollte, was das Besondere des Probandys hervorhebt, zusätzliche Leistungen. Ich erhielt darauf hin folgenden Text, der auf zwei Seiten durch ein übergroßes Format (Schriftgröße) gestreckt war:

anonymisiertes Schreiben

Anerkennend muss ich sagen, die Lobeshymnenfloskeln hat sie gut in Anwendung gebracht. Ohne jeden Inhalt und gleich direkt beweisend, dass es sich ausschließlich um Floskeln handelt. Doch gleichzeitig entlarvt die Schreiberin die Floskeln als das, was sie doch so oft nur sind: Worthülsen.

Beispielhaft zeigt sich, wie wenig von dem umgesetzt worden war, was ich vorher erbeten hatte, denn welche Anforderungen nun die Stiftung oder die Förderer stellen, wird nicht deutlich, ebenso wenig ihr soziales Engagement, ihre Tätigkeiten an der Schule, etc. . Als PDF-Datei ließ sich das nicht ohne Umstände bearbeiten, so dass ich um a) eine erste Fehlerkorrektur á la Rechtschreibprogramm und b) um eine Formatveränderung bat. Im Grunde hätte die Jugendliche lediglich ihre erste Datei zusenden brauchen. Ich bat in einer weiteren Mail also um entsprechende Korrektur, ein anderes Dateiformat und weitere Informationen. (Natürlich hätte ich es in der Zeit drei Mal selbst geschrieben, aber mir geht es hier um die Ernsthaftigkeit der jungen Frau, die doch eigentlich etwas von mir will, nicht ich von ihr. )

Folgende Antwort erhielt ich daraufhin:

„Toll ich habe die Mail abgeschickt ausversehen. Also ich habe keine Ahnung von sowas und das Layout und alles.. Ich habe es auf dem Tablet geschrieben und auch meine Rechtschreibung.. Ich dachte das ist da nicht so das Problem weil sie dsd ja noch „schön machen“ wollen… Woher sollte ich vorher wissen das sie da nur die Unterschrift drunter setzen wollten… Ich habe mein bestes gegeben und von anderen Empfehlungsschreiben abgeschrieben, wenn es eine totale Katastrophe ist, dann habe ich halt Pech und ein Empfehlungsschreiben weniger für das Stipendium.“

anonym

Und mir drängt sich der Gedanke auf, wenn dieses Schreiben das Beste war, was eine ca. 16 Jährige verfassen kann, der zu sich und ihrem sozialen Engagement wenig einfällt, wenn der Tonfall für eine Gefälligkeit (denn zu meinen Aufgaben gehört dieses Service nicht) so geringeschätzend ist, dann kann die Ernsthaftigkeit zwar unbestritten, das Vermögen für ein Stipendium aber wohl kaum gegeben sein.

Auffällig und besonders ist neben all der jugendlichen Selbstüberschätzung, die sicherlich reifebedingt ist, dass die verbale oder schriftliche Äußerung einer Bitte kaum als Bitte gedeutet werden kann, viel mehr als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. Wenn das Ergebnis der vom anderen erbrachten Leistung – in dem Fall von mir -, ungehalten und abfällig kommentiert wird, wenn Verärgerung auf der Seite des Absenders folgt, weil der andere nicht genau so funktionierte, wie man sich das gewünscht hat, statt sich selbst zu fragen, was der andere – als ich – denn mitteilen will, dann gibt es keinen Lernfortschritt.

Dieser Mangel an Sorgfalt jenseits von Leistungsbereitschaft und sozialem Engagement ist es, denn ich zunehmend beklagen ja sogar beweinen möchte. Wird an allen Stellen und Ecken mehr Sensibilität für die Schwächen, für Eigenschaften und Merkmale eingefordert, darf man immer weniger kritisch sagen, was man denkt, weil alles empfindlich persönlich und politisch zugleich wird, so möchte ich eine neue Rücksicht durch Höflichkeit. Bitte einmal den Satz bedenken, den ich gesagt habe. Äußerungen von Lehrkräften nicht sofort als Quatsch, als unangemessen oder als persönlich gewollte Kränkung abtun, sondern die Sachinformation suchen, die Beziehungsebene als „ungleich“ anerkennen, den Appell wirken lassen, und sei es einfach nur, weil wir studiert haben und schon ein paar Jahre mehr Lebenserfahrungen sammeln durften. Mir erscheinen die Jugendlichen mehr und mehr als „Ich will – sofort“-s denn als ernstzunehmende Persönlichkeiten, die etwas zu sagen haben.

Ende der patriarchalen Strukturen? – Wenn sich Liebe vom Rest trennen ließe

Das Glück ist perfekt, der Himmel voller Geigen. Das Gegenüber eine spannende, vielseitige, interessante Person mit einem unentdeckten Universum. Alles ist schön, alles ist gut. So soll es bleiben. Nach einiger Zeit kennt man den anderen, jede Geste ist durchstudiert, die Stimme verrät schon die Stimmung, während dies für andere Ohren unhörbar scheint. Es fühlt sich irgendwie richtig an, trotz Unstimmigkeiten.

Es folgt der Beschluss, zusammenzuziehen. Die Kollision zweier Universen: zwei Kulturen, zwei verschiedene Ritualsysteme, zwei moralische Konzepte, zwei verschiedene System, Probleme zu bearbeiten. Als Experiment sicher spannend: zwei Arten, mit Geld umzugehen, zwei Versionen, Kinder zu erziehen, zwei Formen, mit Freizeit, Sauberkeit, Ressourcen, Raum, etc. umzugehen. Die Scheidungsrate berichtet, wie oft dieses Experiment der Fusion missglückt. Eigentlich ist alles gut, solange es keine Kinder gibt. Ja, aber die sind geradezu der Motor des Karussells des Unglück. Ohne Kinder kann man das noch händeln, dann jedoch kommen Kinder und werden zur Zerreißprobe der Liebe selbst, während sie doch nichts weiter als Liebe bräuchten.

Können wir uns kein anderes Konzept denken?

Es gibt natürlich Modelle, gelebte Modelle, doch die machen uns Angst. Die fühlen sich falsch an. Sie lassen sich denken, wenn man jenseits der Kinderbekommenszeit steht, aber es muss richtig sein, dass Mama und Papa die Kinder aufziehen, allein und wie sie es für richtig halten. Das muss stimmen. Unser morphologisches Gesetz.

Nur: Das Unglück scheint ein individuelles ist aber doch ein gesellschaftliches Problem: Siehe Schule, siehe Jugendhilfe, siehe Selbstmordrate und Jugendlichen, siehe Scheidungsrate … Wenn es uns so gut mit diesem aus meiner Sicht patriarchalen Konzept ginge, dann dürfte das nicht schlimmer und schlimmer werden, seit die Frau aufgestanden ist, eine gleichwertige Person neben dem Mann zu sein!

#Selbstbestimmtheit; # Selbstverwirklichung; # Gleichberechtigung; # Feminismus

Was ist das Modell, dass vielleicht Heilung verspricht?

Tatsächlich kennen wir es als matriarchales System. Aber leitet das die Frau? Nein, sie ist nur der Fokus, weil sie diejenige ist, die die Kinder bekommt, weil sie die Hauptpflege mit den Kindern hat. Es ist eine egalitäre Gesellschaft. Die Verschiedenheit oder Komplementarität von Geschlecht und Alter wird ohne Hierarchie hat gemeinsame Geltungskraft. Es geht also nicht darum, dass Frauen diesmal die Männer beherrschen. Wirklich interessant erklärt das die Autorin Heide Göttner Abendroth in einem Vortrag über Matriarchate.

Das Matriarchat zeigt uns eine ausgeglichene, gleichberechtigte und friedliche Gesellschaft, ohne Krieg und das Gesetz der Herrschaft. Ich bin überzeugt, dass das Matriarchat für eine humane Welt gebraucht wird.

Frauennetzwerk für Frieden – Heide Göttner-Abendroth (frauennetzwerk-fuer-frieden.de)

Nun, sicher ist, dass es nicht die Lösung gibt, die uns alle rettet, die das Paradies auf Erden schafft, denn wir sind Menschen und Menschen sind Tiere. Ich will auch keine Lanze für Matriarchale Systeme brechen und das als neue Heilslösung propagieren. Mir geht es nicht um eine vollständige Umstrukturierung der Gesellschaft, sondern um die Frage, ob wir nicht auch eine andere, friedlichere Form des Zusammenlebens denken können, als die Version „Mama+Papa+Kind(er)“. Das Konzept dazu möchte ich euch hier vorstellen: Großfamilien als organisierte Einheit mit genug Raum für alle, Verbleib in der eigenen Familie (der Ursprungsfamilie), statt zu wandern und was Neues zu mischen. Vor der Sesshaftigkeit könnte eine Zeit des Ausprobierens stehen, eine Zeit der Wanderschaft, des Weltenbummelns. Wenn man jedoch plant, Kinder zu bekommen, dann sollte man in seinen KLAN zurückkehren und dort im Team oder vernetzt leben können, um Kindern Halt zu geben. Diese Ursprungsfamilie stabilisiert das Miteinander für die Kinder, weil eben nicht verschiedene Kulturen, Moralvorstellungen und Lebensweisen kollidieren. Das Familienleben ist nicht anfällig und davon abhängig, ob die Eltern streiten, ob sie sich lieb haben, ob sie ihre Probleme nicht in den Griff bekommen, ob sie die Karriere an erste Stelle stellen, ob sie infantil sind oder die Kinder nur einen Status symbolisieren oder ob sie die Kinder bekommen haben, um von anderen Probleme abzulenken. All das wird es vermutlich trotzdem geben (denken wir nur, wie explosiv Beziehungen zwischen Mann und Frau sind), aber sie werden nicht mehr die Welt der Kinder aus den Angeln heben. Wenn ein lieber Menschen stirbt, ist das immer noch schlimm, aber das Netz ist da, welches die Kinder hält. Stirbt Vater oder Mutter, endet die Ehe wegen Alkohol, Beruf oder ähnliches, dann ist die Welt des Kinds in Gefahr, dann erlebt das Kind ein Trauma. Das zieht sich durch das Erwachsenwerden und bis zu den eigenen Kindern, bei denen sich die Dramen der Kindheit gern wiederholen.

Die Onkel (also die Brüder der leiblichen Mutter) übernehmen die Vaterrolle oder anders gesagt, sie übernehmen in der Erziehung den männlichen Part. Ganz wichtig, denn das nicht der leibliche Vater der sein muss, der diesen Part im Leben der Kinder verwirklicht, ist nicht ungewöhnlich. Also auch meine Kinder haben andere Männer als nur ihren leiblichen Vater in der Verantwortung erlebt. Daran kann erstmal nichts falsch sein. Es ist nicht so, dass der Vater in einem Matriarchat zu seinen Kindern keine Beziehung haben darf, aber er hat seinen Klan, in dem er lebt, mit den Kindern, die er als Onkel/Vater betreut. Und wenn er mit einer Frau zusammen ist, kann er auch mit ihr Leben, bei ihr sein, wird aber in ihrem Klan immer Gast sein. Das kann auch lebenslang funktionieren. Das entscheidende Kriterium ist hier nicht die Beziehung zwischen Mann und Frau, die das Familiendasein trägt, sondern die Familie in mehreren Generation, die einheitlich bleibt.

Ja, das macht Angst. Die Vorstellung, man ist aus seinem Gott-Status gehoben oder man hat keinen Einfluss, wie das eigene Blut erzogen wird oder dass man die Frau weiter mit Treueschwüre knebelt, weil man selbst so eifersüchtig ist oder was auch immer. Was wir aktuell haben, ist jedoch seit Generationen unschön. Die kulturellen Mischungen sind explosive Ladungen – gerade wenn toxische Männlichkeit gefärbt durch eine Religion unsere „Errungenschaften“ von Gleichberechtigungen und unsere Versuche von Selbstermächtigung unterwandern, weil es auf dem Bett der Liebe Einzug in das Leben der Frauen hat, die sich offensichtlich noch nicht lange genug gegen dieses Gift wehren können.

Was aber, wenn die Ursprungsfamilie nicht der Boden ist, auf dem man gedeihen kann?

Dann kann man immer noch so gehen, wie in dieser Welt auch. Was soll daran anders sein? Auch, wenn ich als einsamer Wolf leben will, denke ich, dass man das in einer matriarchalen Struktur durchaus kann.

Wenn man einen neuen Weg beschreiten will, dann sollte es nie diktatorisch sein. Vorbehaltlos sich anschauen, wie erfolgreich die Mutigen sind und dann sehen, ob das Konzept als eigene Idee denkbar ist, mehr kann man doch nicht wollen? Ich würde mir wünschen, wenn meine eigenen Kinder das hinbekommen würden – für sie selbst. Mein Denken ist zu spät, um es anders gemacht zu haben. Rückblickend würde ich das gern, aber so kann ich nur noch theoretisieren und eine neue Idee in den Wind schreiben.

Vielleicht …

„Du bist mir schon eine Marke!“ – Als Autory, oder was?

Vor dem ersten Schritt nachdenken über das, was man sein will? Bevor ich meine erste Lesung halte, mache ich mir Gedanken, wie ich die Lesungen halten will? Bevor ich meinen Roman veröffentliche, mache ich mir Gedanken, was für eine Autorin ich sein will? Und hier komme ich an die Gendergrenze – ehrlich, ich will doch nicht nur mit den Autorinnen als Autorin verglichen werden, wenn ich einen Satz wie diesen schreibe. „Was will ich für ein Autor sein?“ schließt ein, dass ich mit männlichen Autoren verglichen werde statt mit Frauen, gendere ich den Satz, dann sinkt der Vergleichsparameter um die Anzahl der männlichen Vergleichmöglichkeiten. Aber ich bin eine Frau. Diese neue Genderei führt dazu, dass ich mein Frausein in den Fokus rücke, nein in den Fokus ramme. Aber was hat nun mein Geschlecht mit meiner Schreibe zu tun?

Also von Vorne: Was für ein Autory will ich sein?! Klingt komisch, weil ich doch eindeutig weiblich bin. Puh … was ist die Sprache komplex. Versuche ich es ohne Etikette nach Rosenberg, dann fragt sich, was ist das Autorseiende an der Autorenschaft. Es geht doch um die Aspekte von dem, was einen Schreiberling ausmacht! Was aber ist das denn?

Was ist diese Autorenmarke? Und – weiter gefragt – was wäre meine Autorymarke? Das Unverwechselbare? Eine Marketingstrategie? Die Zeiten für diesen Blog in der alten Fassung sind gezählt, wenn meine Marke steht? Steht …
Oha, eine Leiche.

Meine schriftstellerische Besonderheit ist sicherlich die, dass ich gerne viele Figuren bespiele und gerne ungewöhnliche Handlungen meiner Figuren anstrebe. Inhaltlich neige ich dazu, in dem Gewöhnlichen das Tiefsinnige zu suchen – ich kann eben Smalltalk nicht. Gilt auch privat. Und ich hab vielleicht was zu sagen? Vielleicht. Ich mag flach nicht. Und doch, viele Autorys sind gerade deswegen auch sehr erfolgreich, weil flach. Oh du mein Kafka, solch eine bizarre Tiefe. Mag ich diese Tiefe je erklimmen? Was aber ist das unverwechselbare von Proust, von Kafka, von Musil? Ich spüre, dass ich nicht in diese Reihe gehöre, zumindest werde ich das am Ende nie entscheiden können und auch müssen.

Genügte es damals zu schreiben, heute muss man sich zeigen. Zeigen wie diese Autorinnen im Gespräch: FBM18 // Gesprächsrunde: Aufbau einer Autorenmarke. Rasierklinge war Rainald Goetz 1983 und da noch etwas, das Schlagzeilen machen konnte. Heute muss ich das Übermorgen mitdenken, zumindest, wenn ich gehört werden will. Ist mir das egal, bedeutet: dann ist es auch egal, wie ich etwas sage. Und da ist sie wieder, diese eine Frage, die mich seit Jahren umtreibt:

Habe ich etwas zu sagen, dass gehört werden muss/sollte?

Sind meine Worte mehr als das, was meine Kochkunst vermag? Oder gerade so viel? Ein leckeres Essen? Ein amüsanter Abend? Würde es nicht genügen, wenn es mein Vergnügen mehrt – worin ich äußerst erfolgreich bin? Muss ich mich denn um ein großes Ohr bemühen?

Gestern hatte ich Besuch, den ich mit einem komplett selbstgemachten italienischen Menü beglückte: zweierlei Nudeln (Spinat-Ricotta-Ravioli und Basilikum-Tagliatelle) sowie zweierlei Soßen (Linsenbolognese und Spargel-Sahne-Soße) sowie Fladenbrot mit Kräuterbutter vorab und einem Amarenakirsch-Parfait als Dessert. Fünf Stunden Arbeit, eine Stunde Essvergnügen und Huldigung des Essvergnügens durch angenehme Gespräche, verplätscherte Zeit.

Das Verhältnis von Roman Schreiben zu Roman Lesen ist ähnlich. Nur die Ernte für die Mühe fahre ich doch selten ein. Ehrlich gesagt, hätte mir der Prozess der Menüentwicklung keinen Spaß bereitet, wieso hätte ich das machen sollen? Beides ist bereits ein großes Vergnügen. Doch koche ich keine fünf Stunden für mich allein, wenn ich nicht Menschen habe, die das wertschätzen und sich wohlfühlen, eben weil ich ihnen so ein leckeres Diner bereitet habe. Wieso sollte ich den Roman schreiben, wenn ihn außer mir keiner liest?

Meine Autorenmarke? Ich bin die, die Vergnügen bereitet und den Finger in die Wunde legt, die unangenehme Frage stellt und gut zuhören kann, der man sich öffnet wider Willen. Ich bin die, die zweifelt, sich ehrlich in den Spiegel anschaut und der es schaudert, ob des Menschseins – so ungeheuerlich in jeder Hinsicht. Ich bin die, die keine Diplomatie kann, weil ich sie für eine Lüge halte. Ich bin die, die echte Toleranz durch Verstehen erreichen will. Ich bin die, die trotzdem lästert und trotzdem Vorurteile hat. Nur weiß ich, dass ich Vorurteile habe. Und ich mache mich über uns Menschen lustig, weil wir so lustige Vorstellungen von der Welt haben, ganz so, als sei sie für uns gemacht, nicht, als würden wir nur ein Teil davon sein.
Tja, und wie forme ich daraus eine Marke? Einen gebrochenen Spiegel hab ich ja schon als Künstlynamen, sogar ein Hörspiel hab ich dazu gemacht … vor Jahrhunderten scheint es mir. Vielleicht wäre das dann zumindest das Symbol. Eine Unheilige.

Und wie genau stelle ich das dar?