
Geneigte Leserschaft, es ist so weit. Widmen wir uns mal wieder einem philosophischen Thema. Wie kann es anders sein, wenn ich im Unterricht mein Lieblingsthema „Die Sprache“ mit jungen Menschen ausarbeiten, bearbeiten und diskutieren darf? Und von der Sprache führt mich der direkte Weg zum Sein und zur Konstruktion von Sein; aber der Reihe nach.
Sich selbst nicht wichtig nehmen?
Einer meiner Lieblingsvideohäppchenmacher (was ist denn Deutsch bitte für eine phantastische Sprache!) auf Instagram ist Antonio Batinovic, er hat ein Post gedreht, in dem er uns verrät, was er seinem zehn Jahre jüngeren Ich gern sagen würde (also dem 20-jährigen Antonio): Nimm dich nicht so wichtig, denn nur du bist dir so wichtig, dass du dich ständig darum sorgst, was andere von dir denken. Bravo, Antonio. Ist das alles? Ich möchte mit euch zu dem Häppchen ein kleines Häppchen herumphilosophieren. Wieso? Wir können gar nicht anders können, als uns selbst wichtig zu nehmen. Zumindest nehmen wir uns sehr ernst. Und das „Wichtig-nehmen“ ist mehr ein „Wichtig-für-sich-sein“. In meinem Film habe ich die Hauptrolle und die sollte ich ernst nehmen, mit dem gebührenden Spaß an der Sache. Lasst uns doch mal schauen, was wir zu diesem ICH in uns sagen können.
Darf ich euch vorstellen: Ahamkara! Ein Teil meiner Selbst mit viel Kraft, viel Macht und vor allem, wie ein schreiend lautes Kind in mir, verlangt ständig Aufmerksamkeit und braucht ohne Ende Streicheleinheiten, Bestätigung und … Grenzen.
Ahamkara und Ahankara (Sanskrit) wörtl.: „Ich-Macher“ (Aham – Kara): das Ich bzw. Ego, das Empfinden eines eigenständigen Selbst, das Gefühl „Ich bin“, Ichbewusstsein, welches Teil der psychischen Instanzen (Antahkarana) ist, die alle geistigen Vorgänge ermöglichen; Selbstsucht; Selbstbewusstsein, Dünkel, Hochmut. Ahamkara ermöglicht das Denken, so dass die Vorstellung eines getrennten Wesens entsteht. Aus dieser Dualität der Subjekt-Objekt-Beziehung entsteht die Täuschung einer getrennten Realität. Empfindungen, Wahrnehmungen und Wünsche stehen in enger Verbindung zu Ahamkara.
Die Yogis sehen in der Ich-Identifikation eine Gefahr des „SELBST-Verlustes“ und trotzdem auch eine Möglichkeit, diese Welt zu begreifen. Jaja, die da. Marshall Rosenberg rät jedoch aus einem ganz anderen Grund davon ab, sich auf eine Sache oder auf eine Identität festzuschreiben, nicht nur, weil es einschränkt, weil es mich definiert und damit festlegt, was und wer ich bin, sondern auch, weil es Verletzungen des Selbst durch Sprache vorbeugt. Vielleicht war Rosenberg ein Yogi. Auch Harari und viele andere Denker großer Inhalte halten sich bescheiden und finden den Weg in die Meditation, um zu sich Selbst zu finden, vorbei an dem lauten ICH. Es spielt auch keine Rolle, ob man ein Yogi, Zen-Meister oder Buddhist ist, wenn man seinem Gedankenstrom über seine eigene Person Einhalt gebietet. Es ist ein Aspekt der Gesundheit, wenn wir uns nicht mit Selbstzweifeln, Selbstvorwürfen und Hassgefühlen gegen andere quälen. Auch, wenn das nur einen kleinen Teil davon ausmacht, was uns alles durch den Geist zur eigenen Person, Persönlichkeit oder zum eigenen ICH durch den Kopf geistert. Wir beschäftigen uns ständig mit uns selbst: Wie wirkt das Kleid? Wie steht mir die Frisur? Was meint XY, wenn ich morgen Z mache? Wie wirke ich? Bin ich zu „xy“, bin ich zu wenig „xy“? Der Anteil, der sich mit einem anderen Problem befasst, wie das Lösen eine mathematischen Aufgabe, ist deutlich geringer.
Ich frage mich zum Beispiel im Laufe eines Tangoabends verschiedene Dinge, die mir abzustellen, trotz großer Konzentration kaum gelingen. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich allein ständig meinen Geist mit all diesen Fragen beschäftige oder ob genau das auch alle anderen Anwesenden in der ein oder anderen Form tun:
- Phase 1 Zuhause: Wirkt mein Bauch in dem oder in dem anderen Kleid flacher? Bin ich anziehend genug, damit andere mit mir tanzen wollen? Wie trage ich meine Haare dazu? All diese Fragen lassen sich unendlich dehnen. Auch darunter: Hatte ich das Outfit schon zu oft an? Wie oft war ich an dem Ort mit der Klamotte? Wer kommt heute? Wer sieht mich?
- Phase 2 in der Pause auf dem Stuhl: Wirke ich zu erhitzt, ist mein Gesicht zu rot? Rieche ich vielleicht schon zu sehr? Denk an das Lächeln. Sitz nicht so uninteressiert oder miesepetrig da. Habe ich mich an den falschen Tisch gesetzt? Sehen mich die Tänzer gut genug?
- Phase 3 von eher Anfängern aufgefordert zu werden: Tanze ich heute für die guten Tänzer zu schlecht. Sehen mich die guten Tänzer nicht? Wie kann ich gleich mal zeigen, dass ich es drauf habe? Bin ich nicht jung genug für die Tänzer? Wenn ich blond wäre, dann würde ich sicher aufgefordert werden?
- Fragen nach einem schönen, verbindenden Tanz: Wird er mich wieder auffordern? Hab ich einen guten Eindruck hinterlassen? Haben andere das auch gesehen? Schwang mein Kleid schön mit?
Mein ICH und mein SELBST
Der Fall ist klar, dieser Gedankenstrom reißt nicht ab, völlig egal, was um mich herum passiert. Die einzige Rettung für mich (und vielleicht auch für „uns“) ist „Flow“ – fließen. Eins sein mit dem, was ich gerade tue und Ahamkara ist still, nein ICH ist still. Mein Ich schweigt. Stille. Dann bin ich ich selbst in meiner reinsten Form: unverstellt, ungeschminkt, pur, echt. Was also gilt es zu tun? Flow – und das ist ja ganz klar – auszudehnen. Wie aber soll ich das bewerkstelligen, wenn mich doch alles und jedes Ding immer wieder in diesen Ich-Fragen-Zirkel bringen kann und ich mich in Selbstdarstellung und Selbstentwürfen geradezu verliere? Wann kann ich ich sein?
Bevor wir uns weiter mit diesem Gedankenstrom beschäftigen: Wer ist dieses „ICH“ in mir? Es macht ja nicht mein Sein aus, sonst könnte ich mir nicht dabei zuschauen, wie ICH mir all diese Fragen stelle, mir all diese Gedanken durch den Kopf gehen und könnte mich nicht fragen, wie ich das durchbrechen kann. Daneben arbeitet ein Großteil unseres Gehirns ohne bewusste Auftragslage des Gehirns, das heißt, ich muss mir nicht extra bewusst machen, dass ich mich setzen will, dennoch kann ich mir diesen Vorgang Stück für Stück bewusst machen.
Tor Nørretranders vergleicht in seinem Werk „Spüre die Welt“ über das Bewusstsein unsere bewusste Vorstellung von uns selbst mit einer „Benutzerillusion“. In der gleichen Weise, wie „Desktop“ als Ort für meine Dateien auf dem Rechner die Grundlage der „Schreibtischmetapher“ nutzt, ist unser Bewusstsein als Benutzerillusion „unsere Karte von uns selbst und unseren Möglichkeiten, auf die Welt einzuwirken“ (S. 417). Dieses Ich ist keine feste Einheit, sondern auch das Ich, diese Persönlichkeit, ist eine Darstellung, die sich flexibel anpasst und verändert, die reift, wächst und je nach Umständen sich anpasst. Obwohl wir anderes erleben, halten wir uns für eine Person mit einem festen Wesenskern. Dafür sorgt mein Ich schon. Es erklärt mir stets auf’s Neue, wer ich bin, wieso ich so bin, wie ich bin und setzt sich mit mir auseinander, ob ich wirklich so sein muss, ob ich nicht in Wirklichkeit anders bin oder anders sein möchte. Damit sich mein Ich jedoch in dieser Weise auseinandersetzen kann, braucht es das Du und/ oder das Wir. Merleau-Ponty erklärt in der „Phänomenologie der Wahrnehmung“ bereits 1945, dass das Baby sein Ich erst durch die Außenwelt erkennen kann, weil es das DU erkannt und von sich selbst als getrennt abstrahiert. Ein schmerzlicher Prozess, der cira mit zwei Jahren beginnt.
„Die Wahrheit ‚bewohnt‘ nicht bloß den ‚inneren Menschen‘, vielmehr es gibt keinen inneren Menschen: der Mensch ist zur Welt, er kennt sich allein in der Welt. Gehe ich […] zurück auf mich selbst, so ist, was ich finde, nicht eine Heimstätte innerer Wahrheit, sondern ein Subjekt, zugeeignet der Welt.“
Merleau-Ponty „Phänomenologie der Wahrnehmung“, zit. n. „Man muss sich auf die Welt und die Dinge einlassen“
In „Spüre die Welt“ erklärt uns Nørretranders, dass das Bewusstsein eine neue Erfindung unseres Geistes ist, nicht älter als vielleicht 2000 oder 3000 Jahre alt. Er führt als Beleg das Entstehen des Monotheismus an und vergleicht den Glauben an den einen Gott mit dem sich im Geiste entwickelnden einem ICH. Die Behauptung steht im Raum, dass das Ich die Beschäftigung des Geistes ist, damit der „Rest“ des Organismus‘ in Ruhe arbeiten kann, ohne ständig unterbrochen zu werden. Viele Studien, neurologische Untersuchungen folgen. Meine geneigte Leserschaft, ich kann nur sagen, dass sich beide Werke wirklich lohnen, aber es sind ganz schöne Brecher, mit beiden kann man einen Menschen sogar wörtlich erschlagen.
Wo schaltet sich für dich bzw. für mich dieser Fragenzirkel aus?
Ich denke nach:
- beim Spielen, also im günstigsten Fall beschäftigt mich das Spielen so sehr, dass ich gar nicht darüber nachdenke, ob ich jetzt witzig genug, gescheit genug, geheimnisvoll genug oder ähnliches wirke.
- beim Tanzen, wenn ich mich konzentriere auf den Moment und tatsächlich nicht zulasse, dass der Gedankenstrom mich einfängt (was er nur dann nicht mehr tut, wenn der Tanz mich herausfordert)
- bei der Meditation – manchmal.
- beim Lauschen sitzend in der Natur gelingt es mir auch manchmal für Momente.
- beim Schreiben, wenn ich eine Geschichte erzähle. Was soll ich da über mich nachdenken, da habe ich ja Figuren, über die ich Nachdenken kann.
Nach den Yogis ist dieser Zustand, in dem wir uns dann befinden, der Zustand des Selbst. Das Selbst ist mehr als nur das Bewusstsein oder die Projektion eines ICH. Das Selbst ist die Verbindung zu dem, wonach wir uns alle sehnen. Vermutlich? Nun Platon erklärte, dass wir in dem Unvollkommenen die Idee entdecken, weil wir aus der Ideenwelt stammen. Der Grund, weshalb Platons Lehre auch die Christianisierung überdauern konnte. Die Christen erwarten eine Erlösung und den Einzug ins Paradies, wenn man sich im Leben bewehrt hat. Das lässt sich ebenfalls als Rückkehr betrachten (Paradies, Sündenfall, Paradies). Irgendwann im Leben gibt es Momente, da sich zeigt, dass es irgendwie mehr gibt, als das was wir verstehen, dass die Welt vielleicht nicht so ist, wie sie uns erscheint, dass mehr hinter allem steckt. Die meisten von uns erfasst ein Sehnen und ein Hoffen, dass da noch etwas ist, was wir jetzt nicht erkennen. Die meisten nennen das Gott.
Albert Camus spricht oft von der empfundenen Leere, die dazu führt, dass man im normalen Trott des Lebens innehält und sich der Absurdität des Lebens bewusst wird, bevor man weitermacht. Diese Leere sind Haltemomente, in denen wir erkennen können, dass die Welt anders ist. Camus sprich hier von „Fremde“.
Konstruktion – Dekonstruktion – Konstruktion
Gehen wir wieder ein Schritt zurück: Merleau-Ponty erklärt uns anschaulich, dass ein Baby in die Welt geworfen sich als Teil der Mutter versteht, erst dadurch, dass „Mutter“ nicht funktioniert wie der Arm und der Mund und das Bein, erst durch begreifen von Umwelt, lernt das Baby, dass es neben dem Eins-Sein als Wir eine Abstraktion davon gibt, das DU. Mit der wachsenden Erkenntnis, dass es ein DU gibt, erlebt das Kind sich als Ich. Inzwischen geht man in der Forschung davon aus, dass die erste Trotzphase und die Alptraumphase mit zwei Jahren unmittelbar mit diesem Erkenntnisprozess verknüpft ist. Die zweite große Trotzphase beginnt mit ca. 12 Jahren und die nennen wir Pubertät; hier entwickelt sich eine neue Dimension von Ich-Bewusstsein. Man könnte sagen, dass die erste Stufe ein Vor-Bewusstsein ist, in dem ich nicht über mein Wirken, mein Sein und mein Handeln nachdenken muss. Durch die Pubertät erhalte ich als neues Tool sozusagen die Selbstreflexion. Damit geht einher, dass ich auch meine Zukunft plane und überlege, wann was angebracht ist. Lebte ich bis dahin eher von Tag zu Tag, machte mir um die Fülle des Kühlschranks wenig Sorgen (es sei denn, meine Lebensumwelt verlangt dies), so passiert es, dass ich jetzt darüber nachdenken kann und jetzt auch trotz Fülle an ein Übermorgen denke.
Dies ist die Geburt der Konstruktion meines Ich, meines Selbst und meines Seins.
Das passiert nicht alles auf einmal, dafür habe ich in unserer Gesellschaft richtig viel Zeit, zehn bis dreizehn Jahre sogar. (Ich denke, der Prozess wird beschleunigt, wenn in dem Entwicklungsprozess eigene Kinder kommen, der junge Mensch früh für sich selbst real verantwortlich ist – Arbeiten, selbständig Wohnen und Leben, Kinder versorgen, etc.) Was aber konstruiert mein ICH denn überhaupt? Auf der Basis von Erfolg und Misserfolg mit Handlungen entwickelt das Ich Strategien. Was funktioniert, wird weiterhin methodisch genutzt. Habe ich gelernt, dass Charmeeinsatz nützlich ist, baue ich diese Fertigkeit aus, habe ich gelernt, dass unsichtbar machen eine gute Methode ist, werde ich das ausbauen. Daraus bildet sich dann ein Charakter oder eine Persönlichkeit. An dieser Stelle die Anmerkung sei erlaubt, dass die Person bei den alten Griechen mit „Maske“ übersetzt war, also etwas, hinter das man sich Selbst verbarg. Mein Selbst also bleibt hinter der Persönlichkeit verborgen.
Natürlich bin ich nicht meine Einstellung zu Geld, zur Natur und so weiter, aber es gehört auch zu mir, es ist ein Teil meiner Selbst, macht mich jedoch nicht aus. Schauen wir genau in uns hinein, dann sehen wir auch, dass Charme, Geiz, Ablehnung ebenso wie eine körperliche Einschränkung oder wie eine Erkrankung uns zwar formen und uns beschäftigen, aber nicht immer in gleichem Maße. Im Winter macht mich eine Depression handlungsunfähiger als im Sommer, manchmal ist die Arthrose in den Gelenken schlimmer als an anderen Tagen. Den Einfluss jedoch kann ich nicht abstreiten. Wenn ich also gelernt habe, dass man auf meine Krankheiten Rücksicht nimmt, dann können sie trotz Einschränkung vorteilhaft genutzt werden. Außerdem habe ich die Möglichkeit, über eine Krankheit mich selbst in irgendeiner Form darzustellen. Ahamkara meldet sich also und drückt sich kommunikativ aus.
Bei Jugendlichen entwickelt sich die Persönlichkeit vor allem durch extreme Herausstellung von Besonderem; Krankheit, Ereignisse und Hobbys. Da Jugendliche wenig bedeutende Erlebnisse haben – außer welchen, über die sie nicht so gerne sprechen -, Hobbys entweder zu unbedeutend finden (Musikinstrument Lernen, Fußballverein oder sowas ist eher nicht besonders) oder gar keine haben, werden körperliche Merkmale hochstilisiert, zumal Körperlichkeit ohnedies eine zentrale Rolle einnimmt. Was funktioniert, wird beibehalten und so beginnt das Konstrukt vom Ich. Durch die zunehmende Selbstreflexion und dem erschütternden Moment der Leere begünstigt, fragt sich ein junger Mensch (mit viel Zeit) immer wieder, wer er sei. Junge Menschen kommunizieren nun diese Frage und all ihre Vorstellungen davon oder behalten sie vollständig für sich, gleichzeitig werden die Freunden nicht müde, Feedback zu geben, sowohl für das erste wie auch für das letztere Verhalten. Gleichzeitig dient das Feedback zur Bestätigung der Selbstwahrnehmung und testet das Konstrukt auf Stabilität. Die Welt um uns konstruieren wir gewohnheitsgemäß basierend auf unseren Sinnen. Unsere Beziehungen konstruieren wir ähnlich. Fehlende Kenntnis füllen wir durch Interpretation. Wenngleich wir aus eigener Erfahrung wissen, dass wir keine feste Persönlichkeit haben, so halten wir uns doch für formstabil und setzen gerade bei anderen voraus, dass sie immer so sind, wie sie jetzt sind. Dabei verhalten sich Menschen eher durchgängig irgendwie, behalten aber selten eine Meinung ihr Leben lang, verlagern Werte, Vorlieben, etc. Das wiederum bauen wir in unser Konstrukt als Phasen ein. Auch hier ahnen wir manchmal, dass es anders ist, aber im Fluss der Ereignisse wird diese Ahnung überspült. Beziehungen konstituieren sich auch nicht nur aus dem Bild, was ich vom Gegenüber habe, sondern auch auf etwas, was zwischen uns passiert. Wie unsichtbare Fäden sind wir miteinander verwoben und spielen an den gleichen Stellen unterschiedlich auf ihnen. Meine Frage nach Ordentlichkeit wird in Beziehungen durch das Feedback an den Fäden beantwortet, meine Korrektur entweder beim Maß an Ordentlichkeit oder meiner Einstellung zur Ordentlichkeit ist maßgeblich daran gebunden. Lebe ich mit einem Menschen zusammen, der sehr ordentlich ist, erlebe ich dadurch permanent Konflikte, zeigt sich lebensweltlich um mich in anderen Menschen um mich herum, dass Ordentlichkeit ein hohes erstrebenswertes Gut ist, so werde ich sicherlich eher mein Maß an Ordentlichkeit optimieren und anpassen. Lebe ich mit einem Menschen zusammen, dem Ordentlichkeit mehr bedeutet als mir, sind alle Menschen um mich herum ohne dieses hohe Gut an Ordentlichkeit ausgestattet, werde ich vermutlich daran arbeiten, dass der andere toleranter wird. Bin ich hingegen der Ordnungsbedürftigere, übe ich entsprechend meiner lebensweltlichen Erfahrung mehr Druck aus oder übe mich stärker in Toleranz und Akzeptanz. Je nach dem, mit welchen Menschen ich mich umgebe, verändert sich auch meine Persönlichkeit. Ich konstruiere unterschiedliche Beziehungsstufen, ich konstruiere unterschiedliche Wichtigkeiten und passe mein Ich an. Mein Ich wiederum entwirft von den Menschen in meinem Umfeld gemäß persönlicher Erfahrungen und begründet in der Historie ein Bild, ein Bild für diese spezielle Beziehung. Diesem Entwurf entspricht diese andere Person mehr oder weniger, denn auch sie passt sich diesem Bild an – gemäß unserer Beziehungsstruktur.