Wertschätzen des Berufs. Oder wohin mit dem Rest in Würde?

Wenn dem Menschen nichts mehr bleibt, so sucht er einen Sinn in Würde. Ein alter Freund erzählte mir, dass Menschen in den ausweglosesten und absurdesten Situationen für sich ihre Würde bewahren wollen. Das will ich gar nicht vertiefen und auch diesem Artikel nicht mehr Tiefe geben, als er verdient, denn es geht doch eigentlich um das Einfachste der Welt: Toiletten.

Mexikanische Toilette pour vous

Hier die erste Toilette, die ich in Mexico am Flughafen besuchte. Nein, die ist nicht ungewöhnlich spartanisch, sie ist üblich spartanisch. So sehen nahezu alle öffentlichen Toiletten aus. Mann äh also Frau bügbeugt sich über die mit Wasser gefüllte Schüssel, was zu „Rückspritzen“ und zu starken Oberschenkeln führt. Sitzen ist nahezu unmöglich, denn sie sind viel zu tief – Sauberkeit ist natürlich auch der Grund. Einziger Vorteil: Die Spülung lässt sich mit dem Fuß auslösen, so dass man nicht überflüssig viel Berührung mit dem Hebel hat; im Bild rechts zu erkennen. Schwierig sind diese Toiletten, wenn man mehr als Wasser lassen muss. Tja, schwierig.

Selten schöner Anblick einer Toilette für Gäste in einem Restaurant in USA

In Amerika werden sie „restroom“ genannt. Dass wir als Deutsche amüsiert sind, weil wir natürlich unsere menschlichen Reste der Verdauung an diesem Ort hinterlassen, muss der Amerikany nicht verstehen, aber für ihn ist es ebenso selten ein Raum zum Ausruhen und Rasten wie unsere Toiletten für uns. Je öfter ich darüber nachdenke, um so mehr spiegelt sich Wertschätzung und Respekt darin, wie die Toiletten gestaltet sind. Lasst uns beginnen, das mal näher zu untersuchen. Für mich die angenehmste Toilette auf meiner Reise in der USA fand ich bei unserem Gastgeber in Las Vegas, denn sie verfügte über eine regulierbare Popodusche, die optisch ansprechendste war diese Toilette in Brooklyn in einem kleinen veganen Café.

Straßburg – A-Hotel

Nicht jedes Bad ist so schön eingerichtet wie dieses hier aus dem A-Hotel in Straßburg, dürfte es aber, damit ich mich als Gast wohlfühle. Es zaubert sogleich ein Lächeln auf meine Lippen. Wie auch damals bei meiner Nilkreuzfahrt, als aus meiner Kleidung Schnecken gelegt wurden oder die Handtücher einen Schwan bildeten. Ich verlange ähnliches sicher nicht für meine Lehrertoiletten, aber ein bisschen davon wäre schön; 10 Prozent vielleicht.

Toilette im Chelsea Market in New York

Wenn ich allerdings an öffentliche Toiletten denke, dann denke ich bei größeren Veranstaltungen und größeren Gebäudekomplexen immer an Schlangen von Frauen vor dem Tor der Erleichterung, obwohl Kabine an Kabine zum Entlasten angeboten werden. Frauen, die ihre kurze Pause vor und in den WCs verbringen und nicht immer, um sich noch einmal schnell nach zu schminken. Kommt man in den Raum der Begierde, dann steht Kabine an Kabine, manchmal mit zu niedrigen Schüsseln, manchmal mit zu schmalen Kammern. Papier am Boden, beschmutzte Schüssel, vielleicht mit Blut verschmiert. Häufig in Amerika gab es kleine Überzieher für die Sitzfläche, die anschließend natürlich entsorgt werden muss. Müll produzieren sie mindestens doppelt so viel wie hier in Deutschland. Mir würde eine funktionierende Sprühdose mit Desinfektionsmittel genügen. Manchmal gibt es das. Corona sei dank, hängen diese Desinfektionsmittel nun häufiger bei den Spülbecken, so dass man sich das zu seinem Kloschüsselchen mitnehmen kann (auf einem Blatt Toilettenpapier). Diese kasernenartige Anordnung der Kammern sorgt wenig für eine angenehme Situation, praktikabel ist sie allemal. Die schöneren Toilettenanlagen bieten einen breiten Spülbeckenbereich, der hübsch dekoriert ist, warmes Wasser zur Wahl stellt und wo Hygieneartikel für die Frauen angeboten werden. Dafür würde ich auch gern dann mal einen Euro Trinkgeld zurücklassen.

Für die Männer: als Hygieneartikel bezeichne ich hier nicht Puder oder Deo, sondern Tampons, Slipeinlagen, Binden, Taschentücher. Das ist sehr hilfreich, weil wir Frauen manchmal von unserer Blutung überrascht werden und nichts dabei haben, um uns zu versorgen. Nichts ist so peinlich wie eine Durchblutung von Unterwäsche und Wäsche.

Die teilöffentlichen Toiletten – mein Arbeitgeber und die Klos

Viele öffentliche Toiletten allerdings sind zum Fürchten, es gehört häufig eine Nasenklammer sowie die Überwindung des Ekelgefühls zu einem Besuch dazu. Da wir Frauen nicht in der Lage sind, uns irgendwo hinzustellen und die Welt wie mit einem Gartenschlauch zu befeuchten, suchte ich mir manchmal lieber ein Stückchen Wald oder ein Gebüsch, um mich zu erleichtern. Ich lass hier mal freundlich außer acht, dass es für die Männer diese lecker Stehpissuare in der Stadt gern in der Nähe der Bahnhöfe existieren. Frauen, die wirklich aufgrund der anatomischen Gegebenheiten häufiger pinkeln müssen, einen angemessenen Platz für ihren Rest selten finden können. Dem Problem hat Rebekka Endler ein eigenes Kapitel in „Patriarchart der Dinge“ gewidmet, sehr lesenswert.

Toilette der Schule

Ist die Toilette meines Arbeitgebers öffentlich? Publikumsverkehr macht sie zumindest öffentlicher, doch wie eine öffentliche Toilette in der Stadt kann sie nicht betrachtet werden. Mein Arbeitgeber ist der geizigste überhaupt, denn er setzt die hochqualifizierten Lehrkräfte für jede Tätigkeit ein, statt ausgebildete Fachkräfte zusätzlich einzustellen, so dass sich Lehrkräfte kaum noch auf das konzentrieren können, was ihr eigentlicher Job ist. Betrachten wir die Toiletten, dann zeigen sie wenig Einsatzbereitschaft, für die Notdurft gut zu sorgen. Die Toiletten der Schülerschaft sind abstoßend: es fehlt an Toilettenpapier und es stinkt fürchterlich.

Waschbecken des Lehrerklos

Die Toiletten der Lehrerschaft sind kaum besser: aus einem Abfluss im Boden stinkt es modrig, faulig nach schlechten Eiern und anderem Unrat. Immer liegt ein widerlicher Geruch in der Luft. Die Toiletten sind schlecht mit Licht ausgestattet, auf jeden Fall ohne Hygieneartikel, vielleicht mal mit Papiertüchern, das Toilettenpapier hart, Seife ist ein Hop-on-Hop-off-Artikel. Die Schüsseln haben mal einen Sprung, sind fleckig und Wasser läuft bei einer unaufhörlich. Insgesamt bekommt diese Toilette eine schlechte Wertung. Unabhängig davon laufe ich für die Toilette durch das ganze Gebäude. Unsere Schule ist in A, B, C, G-Gebäude eingeteilt und schon ganz zu Beginn meiner Tätigkeit dachte ich, dass man besser Rollschuhe trägt, um die Wege in fünf Minuten zu schaffen. Allein im Verwaltungsgebäude (zwischen A und C) findet sich eine Gemeinschaftsdamentoilette von 5 Kabinen für ca. 60 Kolleginnen, im G-Gebäude gibt es dann ein weiteres Damenklo für eine Person nutzbar. Diese wird von Kolleginnen genutzt, die im G-Trakt unterrichten, da dieser etwas weiter weg ist. Sporthallen sind auch bestückt. Gut also, wenn man Sport unterrichtet. Ein älterer Kollege beschwerte sich bei mir, dass für die Männer noch weniger Kloschüsseln eingeplant worden waren und er manchmal ganz schön laufen muss, damit er noch rechtzeitig zur Toilette kommt.

Aber ist es nicht übertrieben, an der Schüssel der Notdurft die Wertschätzung für einen Beruf auszumachen? Ich zumindest mache die Wertschätzung meines Geldes als Gast daran fest, denn ob ich ein Restaurant wieder besuchen werde, hängt auch mit dem stillen Örtchen zusammen. Wenn ich an diesem Ort für einen Moment Frieden finden kann, nicht zehn Zentimeter über der Schüssel meine Muskeln anspannen muss, weil mein Berührungsekel zu groß ist, nicht nach Toilettenpapier umsonst Ausschau halte, die Luft nicht anhalten muss oder keine Platzangst bekomme, dann bin ich viel viel entspannter, wenn ich die Toilette verlasse.

In dem Rahmen: Wie oft verkneife ich mir lange den Besuch des WCs, weil ich Aufsicht habe, weil ich schnell in die andere Klasse muss, weil ich in einer Klasse stehe und weil ich dann irgendwie immer gebraucht werde. Gerade wegen der Regelblutungszeit ist das manchmal eine starke Herausforderung, denn mit dem Gefühl des Durchblutens vor der Klasse zu stehen, ist äußerst unangenehm.

Positive Beispiele

Ja, es gibt auch die WCs, die mir ein gutes Gefühl machen. Im La Boca zum Beispiel, wo zwar die Kabinen nicht so hübsch sind, aber das durch all den Rest wett gemacht wird: Wasserhahn von der Decke, Lichtspiel, Hygieneartikel, alter Sessel.

Damenklo der Hausbrauerei Feierling

Oder dieses Fundstück: das entdeckte ich auf dem Damenklo der Hausbrauerei Feierling in Freiburg; diese Kneipe an sich ist schon ein Kundenmagnet, aber ein Sofa auf der Toilette war für mich neu.

Ich denke auch an Toiletten mit dem Schick einer alten Fabrikhalle. Im Widance in Herne beispielsweise findet sich ein kleiner Puppenwagen aus alten Tagen auf dem Damenklo, in dem die Toilettenpapierrollen gelagert sind, ein Bild von lachenden Kindern an der Wand, eine Zeichnung eines Tangotanzpaares im Regal. Natürlich Hygieneartikel vorhanden und Handtücher, echte Handtücher, und für alle Ängstlinge auch noch Papiertücher.

Ich bilde mir zwar ein, dass ein Handtuch wenig schmutzig werden kann, durch das ABTROCKNEN von Nicht-Schwerarbeiter-Händen, die gerade mit Seife gewaschen worden waren, aber sicher irre ich mich da fürchterlich. Die „German Angst“ macht vermutlich Bakterien resistenter gegen Seife und Desinfektionsmittel. Zwar hab ich mal irgendwo gehört, dass in geringer Dosis Bakterienkontakt sinnvoll ist, damit die Immunabwehr auch Arbeit hat und sich nicht durch Allergien ihre Macht nicht gegen den eigenen Organismus richtet, aber das war schließlich vor Corona. Was mir wirklich richtig dolle Angst macht: Es gibt einen Ausdruck für „Überängstlichkeit“, die sich auf eine Volksgruppe bezieht, deren Teil ich bin, ebenso wie von der arrogantesten Tierart auf diesem Planeten, die für das größte Pflanzen- und Tiersterben verantwortlich ist, seit Meteoriten auf die Erde fallen. Ach Mist. Und dann bin ich auch noch Teil von einem Beruf, der ebenfalls für den größten Schaden in der Entwicklung des Lebens eines Menschen sorgen kann. Und nur das letzte kann ich ändern. Sicher aber nicht, dass die Toiletten angenehme Ort des Ausruhens werden.

Aber eine Frage habe ich nach alledem noch: Hochgeklappt oder geschlossen? Gibt es für den Klodeckel ein Gesetz, ein Knigge, eine einheitliche Verhaltensregel?

Reisen in der USA – Fortwährende Orientierung

Las Vegas – Kopie

“Im Alltag brauche ich nützliche Informationen für die Orientierung in der Welt.“ Richard D. Precht in seinem Vortrag “Wissen schaffen durch Wissenschaft“ an der Universität Luzern

Nicht nur im Alltag, sondern besonders auf Reisen muss ich mich wie anderen auch an einem neuen, fremden Ort orientieren. Das klingt so banal, dass ich an dieser Stelle den Reisebericht damit beenden könnte, dass diese Orientierung eine Selbsterfahrung ist, die ein jedes Traveltier für sich erleben muss und wird.

Im Gespräch mit den zwei deutschen Pärchen

Ein deutsches Pärchen in Mexiko erzählte mir, dass sie an jedem Ort nur drei bis fünf Tage blieben, bis sie dann weiterziehen, damit sie Südamerika in einem halben Jahr zu bereisen schafften. 3 – 5 Tage! Was für ein Stress in Dauerschleife: 1 – 2 Tage braucht es für eine grobe Orientierung, einen Tag, um zu wissen, was man dadurch alles verpasst oder was man nur anreißen kann und dann einen Tag (wenn man den noch hat), um sich auf das nächste Ziel vorzubereiten: Koffer packen, Tickets für die Weiterreise besorgen, Anschlüsse und Unterkunft organisieren, Essen. Allein, was es Zeit in Anspruch nimmt, diese Dinge vorzubereiten. Manchmal ist nur das Besorgen und Zubereiten von Essen immens aufwendig. Dann kommen die Sehenswürdigkeiten, die Must-Sees dazu. Das habe ich bei der Europatour schon abgelehnt, dass wir nur und nur in Bewegung sind, weil man eben nirgends wirklich ankommt. Aus dem Grunde habe ich Prag diese vielen Wochen wirklich genossen. Vermutlich ist das die Motivation von einigen Menschen, wiederholt an dieselben Orte zu fahren.

Die Frage hab ich mir natürlich nicht zum ersten Mal gestellt, also die Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Berichts und die der Orientierung. Doch hier in Amerika merke ich, drängt sich mir die Orientierungsfrage überdeutlich auf, ebenso wie die Nützlichkeitsfrage dieses Berichts.

Öffentliche Verkehrsmittel und erste Wege

Kein Memory oder die Vorbereitung eines Kartentricks: Das sind von allen Städten die Karten für den Nahverkehr: die Bunte = Mexico City; Metrokarte = New York, Clipper = San Franzisco; tap = Los Angeles; Transit Pass = Las Vegas

Auch, wenn es böse Zungen nicht glauben könnten, ich lese Reiseführer oder besser Reisebegleiter, doch stehe ich dann am Flughafen ratlos und suche den Weg in die Stadt, weil ich mich trotz Informationen nicht wirklich auskenne.

Der San-Franzisco-Reiseführer meinte: eine Clipper-Karte besorgen. Weiter hieß es, dass es in SanFran zwei Verkehrssysteme gäbe: MUNI (Stadtverkehr) und BART (Fernverkehr); BART kann man nicht als 3-Tages-Ticket mitgebucht werden, muss aber für die Fahrt in die Stadt genutzt werden (stimmt nicht, der Bus braucht nur ewig länger). MUNI fährt hier nicht. Wo aber geht es zu den Zügen? Wo kaufe ich diese Clipperkarte (in USA muss alles gekauft und drei Mal gezahlt werden)? Ja, ich habe das gefunden, nach zwei Fehlversuchen trotz vorheriger Erklärung. Das Verstehen eines Reiseberichts ist auch sehr davon abhängig, mit welchen eigenen Erfahrungen man so zu tun hatte. Manchmal klappt das nur im Nachhinein.

Hat man einen Weg bereits zwei oder drei Mal gemacht, dann kennt man sich aus und denkt sich, dass es doch sehr einfach war. Aber diese Hürde und dieses Gefühl von Verlorenheit, bis es denn klappt!

Orientierung nach Zeitplan

Auf der Kayaktour bin ich von den New Yorkerinnen gefragt worden, was wir denn in New York machen wollen. Ich erklärte, dass ich einen Reiseführer hätte, aber noch keinen Schimmer, was drin stünde, denn damit beschäftige ich mich erst im Flieger, sonst bin ich nicht mehr hier, sondern schon in New York. Durch all die Termine und Vorbuchungen (hatte ich sonst nicht auf Reisen) bin ich sowieso schon oft an mehreren Orten zugleich.

Als Beispiel sei erwähnt, dass ich mehrere Menschen vor der Reise in Deutschland befragte, was sie in Kalifornien machen würden. Tatsächlich erklärten mir mehrere Menschen, dass San Franzisco um so vieles interessanter sei als Los Angeles und dass ich mich langweilen würde, wenn ich zwei Wochen in L.A. und Umgebung bliebe. Weil mir die Orientierung fehlte, habe ich gedacht, dass ich dann splitte, eine Zeitlang hier, eine Zeitlang da, denn nach L.A. wollte ich auf jeden Fall. Heute kann ich sagen, dass ich mir San Franzisko hätte schenken können. Interessant ja, aber eine Reise unter diesen Umständen eigentlich nicht wert. L.A. hingegen kam zu kurz, obwohl ich dort sechs Tage am Stück war. Für ein zweites Mal (egal wohin in Amerika) hätte ich eine Orientierung.

Easy Peacy – WLAN, Internet und alles mobil

Könnte man so sagen. Ja. Mexico funktionierte relativ gut, weil wir eine mobile Datenkarte eingesetzt hatte. Das haben wir in Amerika auch versucht. Lucy hatte es mit zwei SIM-Karten, beide funktionierten auch nicht bei mir.

Alte Fähigkeiten musste ich erst wieder aktivieren, mich auf sein Gedächtnis, auf Straßenschilder, und Ortsangaben verlassen. Und dann zwischendurch der Datenhunger, keine Worte nachschlagen können, nicht mal eben googlen, wo man noch hingehen könnte, kein Ticket mal fix online buchen. Gleichzeitig verlängerte sich der WLAN-Aufenthalt in Cafés und Zuhause, wenn man gerade im Chat war.

Aber nach einigen Wochen kann ich sagen, vertraute ich wieder auf räumliche Zusammenhänge, hatte ihm Kopf ein grobes Orientierungsnetz von New York, nutze eine Karte und näherte mich wieder wie früher durch optische Besonderheiten der Umgebung. Verschüttete Fähigkeiten, nicht verlernte. Welch ein Glück.

Erste Impressionen drücken sich ins Gedächtnis

Auf meine Nase als Mittel der Orientierung ist Verlaß, denn ein Ort stellt sich auch olfaktorisch vor, nicht nur optisch. San Franzisko stinkt an jeder Ecke widerlich nach Urin, nach Fäkalien, Abfällen. L.A. ist nicht überall besser, aber es gibt Ecken, da zeigen die Menschen nicht gegen alles ihre Abneigung durch Dreck und Fäkalien.

Zugegeben, auch L.A.‘s erste Duftmarke war von Urin geschwängert. Auf unserem Fussmarsch durch den Flowerdistrikt änderte sich das.

Nach sechs Tagen wussten wir, dass wir hier hätten länger bleiben wollen, dass wir von hier aus mehr von der Natur hätten sehen wollen. Insgesamt waren wir nicht fertig mit dieser Stadt. In dem Punkt waren wir uns einig. Und Lucy teilte diese Meinung, obwohl San Franzisco mehr ihrem Klima entspricht – nicht so heiß.

Las Vegas: Lobby des Bellagio
Anti-Hitze Sprühflasche

Las Vegas; wir treten aus dem schön klimatisierten Flughafengebäude und werden heiß angefönt. Es fühlte sich an, wie in der Sauna. Und ich bin aus San Francisco viel zu warm angezogen für diese Begegnung. Öffentliche Verkehrsmittel geben wir dann an der Busstation auf und nehmen unser erstes Taxi Vegas. Die Hitze ist unerträglich. Ich bin stets mit meiner Sprühflasche bewaffnet.

New York hingegen überrascht besonders. Die erste Geruchsprobe war ein angenehmer Duft aus der Mischung von warmen Speisen und Blumen. Untergebracht in Manhatten Uptown brauchen wir mal wieder für jede Strecke mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ca. eine Stunde.

Kleine Wege werden zu groß

Lombardstreet von oben – so gibt zumindest der Ausblick eine schöne Perspektive

Was Amerika insgesamt schwierig macht – insgesamt ist gut, kenn ja nichts davon: Es fehlen schöne Innenstädte oder Stadtkerne, die das Flanieren und Verweilen ermöglichen. Ja, es gibt Spots, die von Interesse sind, aber eben dann auch gleich völlig überlaufen und touristisch. In diesem Land sind die Menschen noch autofixierter als ein Baby auf das Saugen. Ohne Auto ist man hier auch verloren. Als Beispiel: Als wir in SanFran in der so gerühmten Lombardstreet waren, dachten Lucy und ich: Was? Das war es jetzt? Bei uns würde sowas nicht mal in einem Reiseführer Erwähnung finden, geschweige denn als “legendäre Schnörkelstraße“ beschrieben, die “kaum“ steiler geht, “und schöner auch nicht“ (Zitat Marco Polo). Sie ist wirklich uninteressant, langweilig und unbesonders (anders als das Wort “unbesonders“). Ich denke an die Kanäle von Colmar, wenn da jeder Blumenkorb, jeder Kanal, jede Straße so besungen worden wäre, dann müsste man Wälzer füllen, oder Straßburg oder Prag oder Krakau oder London oder Bangkok. Was gibt es für herrliche Städte überall auf der Welt!

Und wieder den Fehler gemacht, zu glauben, dass da mehr sein muss. Der verwöhnte deutsche Geist, denn bei uns ist immer mehr drin, als draufsteht. Die Highlights werden beworben, nicht das “Überhaupt“. Hier ist das Bisschen aufgehübscht im Designerkleid. Aber Bilder machen es so gut:

Wenn ich aber – zurück zum Beispiel – nur mal kurz mit dem Auto rüberdüse (brauche vielleicht vom Hotel knapp 20 Minuten, was hier sehr kurz ist, gemessen an den üblichen Dimensionen), dann kann ich lächeln, Fotos machen und bin raus aus der Nummer. Gut, vielleicht noch ein Giftshop suchen, um ein Erinnerungsstück mitzunehmen und irgendwo Tip hinzulegen. In diesem Fall gab es das mal nicht, muss ich der Ehre halber erwähnen. Vielleicht fehlt es an schönen größeren Versammlungsorten, weswegen dann diese Touristenspots stattdessen überbordend mit Menschen angehäuft sind. Hoffentlich gelingt uns das Innenstadtsterben zu erlösen, indem wir endlich den Kern des Stadtlebens verstehen lernen und uns in Europa nicht weiter dezentrieren.

Verkehrsmittel Nummer EINS in der USA

Apropos Auto: Mein erstes und eigens gemietete Mietauto hatte ich in L.A., nachdem wir einige Tage mit Bus und Bahn zugebracht hatten. Das hatte auch ganz gut geklappt, aber natürlich macht ein Auto unabhängiger. Schon, da es uns all unsere Belongings trägt. Die Zeiten für die meisten Strecken waren jedoch genauso lang wegen des hohen Verkehrsaufkommens. Wir hatten ein kleines Auto gebucht, weil ich meinem Geld nicht so böse bin. Und als ich das am Flughafen abholen wollte (ich dachte an sowas: rein, abholen, raus), hatte ich nicht mit einer Wartezeit von einer Stunde für die Papiere gerechnet. Der Mensch am Schalter fragte mich, ob ich vielleicht das Auto nicht doch upgraden wollte. Weil ich nicht verstand und dachte, er habe diese Größe nicht, sagte ich – meinen Geld wirklich nicht böse -, dass ich auch ein kleineres Auto nähme. Er guckte mich mit tellergroßen Augen an (die besser zu seinem gesamten Umfang passten) und fragte wirklich entsetzt: “Noch kleiner? Wie kann man ein so kleines Auto wollen!“ Wir erklärten was von Benzin und Parklücken, aber er zeigte sein Unverständnis. Ich wollte ihm nicht sagen, dass ich für mein Ego nichts brauche, um es aufzupolieren, schon gar kein dickes Auto, aber ich ließ es.

Autos? Und nur Opas gehen mit kleinen Mädchen spazieren

Als ich hinter dem Steuer saß, Automatic, da war mir mulmig. Ich wusste nicht, wie das geht. Da all die Amerikanys wirklich freundliche Menschen sind, frug ich den erst Besten, der am Auto stand, ob er mir die Schaltung nochmals schnell erklären könne. Dann die Straßenführung, alles ein wenig anders als in Europa. Ich hatte gedacht, dass ich durch die Europatour einen Vorteil hätte. Nein, funktioniert alles ein bisschen anders. Aber wirklich ENTSPANNTER. Ich entspannte mich mit und merkte, es ging ganz gut. Keinen Schaden verursacht, lange Strecken auf dem Freeway gemeistert und sogar einen Nationalpark gefunden. Auch hier allerdings eine gute Zeit der Orientierung habe ich gebraucht. Nicht vielleicht so viel, aber immerhin hat mich das sehr unruhig gemacht. Die letzte Hürde hieß tanken, das klappte dann aber auch ganz gut, weil uns wieder ein junger Amerikaner zeigte, was wir nehmen und wie wir den Zapfhahn fixieren können.

Darstellung der Preise und das Tip

Zum Lifestyle gehört es hier auch, viel Geld auszugeben für Luft. Heute habe ich eine Pizza (normale Größe) für 31 Dollar gekauft. Lucy und ich habe sie geteilt. Hätten wir in Deutschland auch, aber hätten nicht einmal die Hälfte dafür bezahlt – außer in einem sehr sehr noblen italienischen Imbiss. Ausgewiesen war die Pizza mit 25,99 $. Mein Tip fällt hier eher spärlich aus und ist doch viel zu üppig. Nein, alle Preise sind ohne Tax und Service und da kommt dann noch bitte der Tip drauf. Ob die Rechnung stimmt? Ich kann darauf nur vertrauen. Und Tip muss ich ständig korrigieren, denn hier wird nach Prozenten gerechnet. Lustig ist, dass man bei jedem Kauf ein Gerät hingehalten bekommt, auf dem man antippen kann, ob man 25, 20, 15 oder 12% Tip geben möchte, dann gibt es noch eine Taste, wo ich den Geldwert selbst bestimmen darf – nicht in Prozent. Ich denke mir, wenn ich hier schon die normalen Preise als ungerechtfertigt ansehe, dazu dann die Tax kommt, mit der ich jedes Mal noch höher im Preis strudele, dann mag ich an Tip gar nicht mehr denken. Das kommt mir aufgesetzt und lächerlich vor. Aber das sich auch noch ein Taxifahrer beschwert, dass er so wenig Tip bekommt, ist mir noch nie passiert in Deutschland. In Deutschland kommt vom Gast der Tip als Danke, hier verlangt die Servicekraft das Trinkgeld. Wieso ist das so normal? Ich weiß, dass die Gastro davon lebt. Aber ist das fair? In Deutschland hab ich nie darüber nachgedacht, weil ich da das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht so unverhältnismäßig finde, um unwillig Trinkgeld zu geben, aber auch dort habe ich noch nie 15 % aus der Tasche gelassen. Was ich für mich mitnehme: Eine größere Wertschätzung unserer Qualität und unserer Gründlichkeit in den kleinen Dingen. Ich werde eher darüber nachdenken, in meinem Land großzügiger auch im Lob zu sein.

Das wichtigste Kulturgut – Essen

Oh, das Essen. Die erste Orientierung ist oft, was man in der Fremde essen kann. Was kann man hier essen? Manchmal denke ich, ich verhungere lieber, als das zu essen, was mir angeboten wird. Fast Food ist es all zu oft. Mir vergeht selbst dann die Freude an den möglichen Nahrungsmitteln, wenn ich mich den Preisen zuwende. Meine Erwartungen springen dann in die Höhe und das Ergebnis kann diese kaum erfüllen. Ich liebe es, hier und da kleine Fingerfoods zu probieren. In Mexiko die Waffeln oder das Obst. Hier hingegen verbrenne ich mir eher die Finger, bevor ich irgendeinen Cake ausprobiere. Wir essen zwei Mal am Tag maximal und dann möglichst sättigend für lange Zeit. Wir sehen zu, dass wir irgendwoher Wasser mitnehmen können, wenn es denn mal kostenlos ist und sparen uns jedes Abweichen von der Wasserregel. Ein Bier habe ich hier getrunken, bei Alex ein Eistee, ein Smoothie in Chinatown, dafür hab ich dann eine Mahlzeit ausgelassen. Kuchen, Süßigkeiten, etwas Abseitiges? Nö. Ich träume vom Backen und vom Kochen, von schönen großen Küchen. Ich frage mich, wann ich endlich wieder einkaufen darf, ohne in Tränen auszubrechen, weil ich für eine Banane 1,50 € zahlen soll (ja, richtig gesehen, eine einzelne Banane). Aber immerhin, eine Banane stillt den Zuckerbedarf und macht satt. Schokolade? Für fünf oder sechs Dollar kaufe ich doch keine Tafel Schokolade. Ja, was Essen anbelangt, bin ich oder sind wir auf Entzug. Für den Kick haben wir ein Glas Schokiaufstrich und Erdnüsse gekauft, die uns über den Tag helfen können. So hätte ich das trotz allem auch nicht erwartet. Aber Verzicht erhöht ja den späteren Genuss.

Der letzte Ort für die Reste – Toiletten

Qualität misst sich in der Gastro nicht zuletzt auch an den angebotenen Toiletten. Hier werden sie passend Restraum genannt – natürlich verballhorne ich das, aber so ist es fast überall (außer bei den Studios und der wirklich gehobenen Gastronomie oder vieler Orts in Vegas) eher eine Katastrophe, die stille Örtlichkeit aufzusuchen. Dass in kleineren Restaurants oder im Schnellimbiss sich Männer und Frauen ein WC teilen, ist in Thailand auch kein Problem gewesen. Nein, oft wirkt alles alt, abgegriffen, kaputt und dreckig. Qualität gibt es hier, durchaus, aber sie ist sehr sehr teuer und auf jeden Fall keine Selbstverständlichkeit.

Im Kontrast – die Amerikanys

Alldem stehen die Menschen in diesem Land gegenüber. Wenige natürlich, die wir etwas näher kennenlernen durften. Die Menschen sind begeisterte Smalltalker. Auf dem ersten Blick offen und interessiert. Doch das ist nur flüchtig. Alles kann, nichts muss. Mit meinem Akzent falle ich sofort mit dem ersten Laut so stark auf, dass ich als erstes immer nach meiner Herkunft gefragt werde – ich verstehe, dass das irgendwann nervt, auch wenn es hier ein Qualitätssiegel ist, aus Deutschland zu kommen. Dann gibt es einige routinierte Fragen und schon geht man wieder auseinander. Eine davon ist, was ich von dem Land halte, eine Standardfrage wie die, wie es mir geht. Ich frage dann oft, ob die Antwort ehrlich ausfallen soll. Dann spreche ich von meinen Beobachtungen, wie zum Beispiel, dass ich (mit grauen Haaren und Falten im Gesicht) meinen Personalausweis zeigen muss, um eine Flasche Wein zu kaufen, dass es keine Innenstädte gibt, dass alles so überteuert ist, dass zu viele Menschen offensichtlich eigentlich hier nicht leben können, dass es zu offensichtlich zweite und dritte Klasse in dem Land gibt – sogar auf der Autobahn, dass ich die Fastfoodkultur nicht teile, etc. Und sie sagen, dass sie sich genauso eine andere Politik und eine andere Sozialstruktur wünschen, aber eben Geld die Politik bestimmt. Das Gespräch endet und ich glaube, dann denken sie auch nicht weiter darüber nach. Doch die Amerikanys sind unendlich hilfsbereit. Die amüsanteste Geschichte erlebten wir in Las Vegas, als wir vom Schauer durchweicht wurden und ein kalter Wind uns frieren ließ. Wir suchten im Windschatten Schutz bei einem kleinen Mäuerchen. Ein Mann fand das sehr amüsant, rettete uns und brachte uns die zwei Blocks um die Ecke zu unserer Gastwohnung. Fünf Minuten für ihn, 15 Minuten für uns zu Fuss. Anders aber ebenfalls unendlich hilfsbereit und nett war eine Frau, die mich in SanFran an der Bahnstation aufgelesen und zu meinem Hotel begleitet hatte, weil sie sich sorgen machte, dass ich nicht gut untergekommen sein könnte. Dazwischen all die freundlichen Nachfragen, ob man Hilfe bräuche oder ob es einem wirklich gut ginge. Nein, freundlich sind die Amerikanys sehr. Nicht zu vergessen die zwei Männer, die uns zum Essen bei sich eingeladen haben, nur, weil ich sie bei einer Tour in Mexiko kennengelernt hatte.

Trotzdem diese menschenfeindliche Politik – Obdachlosigkeit

Auf den Straßen von San Franzisco, von Los Angeles leben ganz viele Menschen ohne Obdach. Umständlich erklärte ich Alex und Joan (unseren Gastgebern), dass ich sie in vier Gruppen einteilen würde – zumindest in drei:

  1. Jene, die vagabundieren. Sie haben Reisegebäck dabei, sehen verwahrlost aus, aber sind gut gelaunt. Ein Hund begleitet sie oft.
  2. Jene, die sich aufgegeben haben, überall schlafen, sich einnässen, gefährlich verwahrlost sind und im Müll leben.
  3. Jene, die ein Zelt als Behausung haben und sich damit irgendwie absichern können.
  4. Jene, die gemeinsam in einer Zeltsiedlung leben, mit Planen ganze Siedlungen gebaut haben und wie kleine Gemeinschaften zusammenleben, sogar zumindest über Strom verfügen.

Die letzten zwei Gruppen sind nicht so sehr verschieden, doch gleichzeitig wirkt die dritte Gruppe wie Einzelkämpfer. Die letzte Gruppe erinnert ich an die Menschen in Casablanca, die auf der Müllhalde lebten und sogar Satellitenfernseh hatten. Die erste Gruppe sind jene Menschen, die überall nur liegen, sich nicht bewegen, Fußnägel von 15 cm aufweisen und insgesamt sehr krank und mitgenommen aussehen, der verkrustete Dreck hängt an ihnen. Wenn ich sie sehe, denke ich oft, dass ich wohl nicht genug Mitleid habe, dass wir alle über zu wenig Mitgefühl verfügen. Wie können Menschen so leben müssen? Und das in einem der reichsten Länder, dessen Bewohnys so stolz darauf sind, hier sein zu dürfen? Mich selbst macht all das Elend ratlos und ich frage mich, was für ein Mensch ich bin, wenn ich an all dem möglichst weitläufig vorbeigehe. Nebenher ist meine aktuelle Reiselektüre – es sollte eine andere sein – Harari “Homo Deus“, so dass sich diese Frage, was der Mensch eigentlich für ein Tier ist, der sich erhebt über all das andere Leben, hiermit neu bewertet werden muss. Zugegeben: ich müsste eigentlich den Trafikanten lesen und bekomm mich nicht dazu, diese furchtbar langweilige Lektüre zu lesen – meine armen Schülys.

Nach der ersten Orientierung

Einige Dinge würde ich anders machen, wenn ich ein zweites Mal nach Amerika flöge. Wenn! Es ist nicht so, dass alles furchtbar ist, manches sogar reizvoll, doch wenn ich die Wahl hätte, ein neues Areal zu betreten, würde ich das eher tun. Mir ist Amerika insgesamt zu teuer. Die Preis-Leistungs-Schere zu weit aufgerissen und das mit einer Arroganz, die sich kaum in Worte fassen lässt. Lustig daran ist, dass mir die Menschen hier selbst nicht arrogant vorkommen. Aber wie sollen die meisten von ihnen auch wissen, dass das, was sie für gut oder wertig halten, längst nicht dem Möglichen entspricht?

Von Gewalt hab ich hier bislang sehr wenig erlebt – wie schon in Mexiko nicht. Ich suche den Konflikt aber auch nicht gerade. Was wir hier allerdings haben – exotische Menschen. Viele mit wirklichen Problemen, die psychische Betreuung bräuchten. Verrückte, Sonderlinge, welche, die mit sich selbst sprechen. Jeder kann hier nicht nur so sein, wie er will, er muss es vielleicht auch. Das führt natürlich nicht zu echter Toleranz – was ein Traum wäre – sondern eher zu großer Ignoranz, zu einer Selbstverständlichkeit, nach dem Befinden zu fragen, ohne ein Interesse daran zu haben. Smalltalk eben.

Was nehme ich mit: hilfsbereiter zu sein, mich weniger gleichgültig zu zeigen (was nicht heißt, dass ich gleichgültig war), weniger gestresst reagieren – falls ich das kann. Was ich hierlasse: Vielleicht das Vorurteil, dass die Amerikanys diese Politik verdienen. Obwohl – sie könnten sich auch beginnen zu organisieren. 🙂

Zwei Filmstudios in Los Angels – erst Warner Brothers dann Universal Studios. Wir vergeben einen Preis

Nicht enttäuscht haben mich diese Besuche, gar nicht enttäuscht. Am liebsten hätte ich mich als Volunteer verdingt, hätt mich versteckt und dann so getan, als ob ich zur Stammcrew gehöre.

Am Dienstag (19 – 07 – 22) schlagen wir überpünktlich um 11.30 Uhr mit Kaffeebechern von Whole-Food bei Warner Brothers auf. Draußen heiß, drinnen angenehm kühl. Alle sind gut drauf. Sicherheitscheck. Der Sicherheitsmensch will in meinen Rucksack gucken. Leer. Er lacht. Ich sag, ist ein Gas drin, ist gar nicht leer. Er lacht noch mehr. Alle eben gut drauf. Nach all der Kontrolle von Pass, Ticket, Blase und Tasche geht es als erstes ins Kino. Erst noch einen kleinen Werbetrailer von 7 bis 10 Minuten, dann geht es los. Guide Daniel pickt uns auf. Wir sitzen ganz vorne. Alles sehr persönlich, sehr klein und übersichtlich bei direkter Ansprache.

Dazu im Vergleich am Mittwoch (20 – 07 – 22) gab es keine vereinbarte Arrivaltime, statt dessen ging ab 9 Uhr der ganze Park an den Start. So früh schaffen wir es nicht, wir sind um 11 Uhr am Eingang – behauptet das erste Foto von dort. Orientierungslos stolpern wir der Masse hinterher, völlig von den bunten Shops mit all den Filmbezügen vereinnahmt. Hier die Simpsons, da winkt Hogsmeade und daneben die Minions. Was machen wir zuerst? Wo sind die Touren? Also eine Studiotour. Nach ca. 25 Minuten sitzen wir in einem dieser großen Studiowagen. Unser Guide Sam zwei Wagons vor uns. Wir sehen ihn nur per Videoschalte und hören ihn natürlich über Mikrophon. Alles ein bisschen größer, unpersönlicher, aber mehr auf Show und Unterhaltung aus. Wir werden vom Guide zum Klatschen animiert und dafür unterhält er uns gut.

Machen wir doch einen Vergleich – aber bitte nicht Abschnittsweise, obwohl das tatsächlich ginge. Vielleicht – wenn mich zuhause die Langeweile überkommt – baue ich eine tabellarische Übersicht. Mit dem Apple-tablet ist mir das zu umständlich.

Warner-Brother-Tour: Rundfahrt, Museum und Filmfanbefriedigung

Hennesy-Street – erster Stopp

Hennesy-Street

Diese von Dale Hennesy für den Film Annie von 1984 umgestaltete New Yorker Mietskasernenreihe verfügt über vierstöckige Fassaden, Gassen, Feuerleitern und große Schaufenster. In der Hennesy Street fanden so unterschiedliche Fernsehsendungen wie Entourage, Friends, Sex and the City statt; und verfügt über Spiderman, Rent und drei Filme aus dem Batman-Franchise. Wie jede Hollywood-Produktion kann diese Straße so gekleidet werden, dass sie fast jede gewünschte Ära nachbildet.

Warner Brother Studio

Die Übersetzung ist nicht ganz lupenrein, denn eine Straße verfügt ja nichts. Daniel erklärte uns, dass mit dem Namen der Straße Dale Hennesys Werk gewürdigt werden sollte. Die einzelnen Häuser seien jeweils für unterschiedliche Filme genutzt worden, so zum Beispiel eines für “Die Maske“, das daneben dann für “Erin Brockovich“, der Straßenzug für “Batman“.

Nicht hinter allen Türen doch hinter einigen befinden sich leere Räume, in denen sogar die Decken fehlen, damit man Szenen drehen kann, in denen auch die Straße eine Rolle spielt, zum Beispiel bei drinnen – draußen Szenen, wenn jemand durch die Scheibe geworfen wird oder mit dem Auto in ein Gebäude fährt.

In einem der Räume.
Vor einem möglichen Lokal

Was es da alles beim Dreh zu bedenken gibt, bis ins letzte Detail: Die Fensterscheiben werden nicht geputzt, damit sie beim Dreh nicht reflektieren. Der Boden ist aus weichem Material, damit er nicht zu viel Geräusch produziert. Und dank der vielen Fans, die sich auf Fehlersuche begeben, passen alle höllisch bei der Requisite und all dem Gedöns auf.

Auf der weiteren Fahrt sehen wir eine typische Vorstadt, die für mehrere Filme und Serien genutzt wird, wir sehen eine Kulisse, die New York in Auszügen wiedergeben soll. Das europäische Ausland oder die Vergangenheit lässt sich durch geeignete Zusatzdekoration arrangieren. Auch ein Dschungel bietet das Gelände eigens für Filmproduktionen wie Jurassic Parc.

Mit dem kleinen Wägelchen fährt Daniel nicht sehr schnell, doch aber zügig sogar durch die Halle, in der größere Teile der Kulisse gebaut werden. Er zeigt uns einen kleinen Film zu dem Kostümlager, weist mit dem Finger in die Richtung und wir fahren weiter über das Gelände. Dann betreten wir eine Studiohalle, in der aktuell keine Innenszene gedreht wurde – aussen brennt kein rotes Lämpchen. Hier dürfen keine Fotos gemacht werden, sonst würde Daniel gefeuert. Szenerie für “all american“ ist aufgebaut. Alles Technische wie Wasser-laufen oder Kühlschrank, Herd, etc. kommt in der Postproduction in den Film, hier gibt es nur diese tote Kulisse. Vorhänge wie aus Linoleum zusammengefaltet hängen vor den Fake-Fenstern, so dass man Wetter und “Draußen“ imitieren kann. Im Innenraum ist alles mit Folien abgedeckt, damit es nicht verstaubt. An jedes Detail wird gedacht (siehe oben Fangemeinde).

Museumslauf mit erstem Giftshop — es folgte am Ende der Reise noch ein zweiter

Unser Guide verlässt uns und behauptet, dass wir seine Lieblingsgruppe gewesen seien – natürlich. Dafür stehen wir vor dem ersten Museum, welches sozusagen das ein wenig erfahrbar macht, was wir gerade nur gehört haben.

Was braucht es sonst für einen guten Film?

Und genau so ist auch dieser Bereich aufgebaut: Manuskript, Aufbau des Films in Akte, Figurenensemble, Storyboard, Kostüme, Nachbearbeitung durch Nachvertonung als Beispiel. Da durften wir auch mal einen Text synchronsprechen. Ich versuchte mich an einen Auszug aus Matrix I, sprach Morpheus, als er Neo die blaue oder die rote Pille anbot. Es klang albern und falsch, mein Englisch war auch nicht so gut, um den Text flüssig nach dem ersten Lesen sprechen zu können. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass auch ein Synchronsprechy mehr Zeit hat, sich mit dem Text auseinanderzusetzen und üben darf; außerdem kann ich besser in meiner Muttersprache synchronisieren. Vermutlich setzt man auch immer direkt Muttersprachlys ein.

Auch dazu gehören neben dem Erstellen der Kulisse und dem Sammeln der Requisite die Entwicklung und Herstellung von Kostümen. Und dazu war es allerhand ausgestellt. Hier nur eine kleine Auswahl.

Der Harry-Potter-Distrikt – Filmfanbefriedigung

Ach, und dann wie ein Kind fühlen und die Szenen nachstellen können, die wir aus den Potter-Büchern und -Filmen kennen. Fotos machen, Sachen zum Bewegen bringen und Szenen nachstellen. In uns sprudelte ein Leuchtfeuer der Begeisterung von Szene zu Szene. Damit ihr das mit uns teilen könnt, hier noch eine Bilderflut.

Wir haben uns in die Harry-Potter-Welt und in diverse andere Geschichten aus der Film- und Serienwelt ordentlich hineingefühlt. Anschließend wurden wir in ein Shuttle gesetzt, um zum Haupteingang und Hauptgiftshop gefahren zu werden. Nicht alles spiegelt die Auswahl an Fotos wider, aber ihr erhaltet einen Eindruck:

Universal-Studio-Park: Studiotour als ein mögliches Highlight unter vielen?

Fokus Film? Nein, ganz sicher liegt der Fokus beim Entertainment mit Bezug zum Film, zum Theater und zum Showbusiness. Der Anspruch ist, dass für alle was dabei ist und dass es Spaß macht. Der Unterhaltungswert siegt – ebenso wie die Lust am Dollar. Wissen über das ein oder andere ist zwar ganz nett mit eingebracht, aber geht in all dem Geklimper etwas unter. Man muss es schon suchen. Doch ändert das erstmal nichts daran, dass auch dieser Park seinen Besuch wert war.

Studiotour – wir machten sie zwei Mal mit

Je Wagon 6 Reihen à 6 oder 7 Reihen – insgesamt vier Wagons (meine ich).

Im Detail sieht es so aus, dass die Fahrt begann und wir wie bei WB durch den Park fuhren, um uns die Straßenkulissen für verschiedene Szenarien anzusehen. (Siehe Bildbeschreibungen). Im Prinzip eine ähnliche Vorgehensweise: Straßenzüge für verschiedene Szenarien, nur sind diese Häuser hinten wirklich leer und dienen vor allem der Außenszenerie wie zum Beispiel “Back to the future“ mit der Rathausuhr.

Alles wie gehabt: Der Guide erzählte viele kleine Details und war sehr amüsant. Wir stoppten die Tour nicht, um etwas genauer zu betrachten. Andererseits: wir hatten 3-D-Brillen. Es lag ja auf der Hand, dass wir Szenen zu sehen bekamen. Nicht aber wie erwartet: Wir fuhren in präparierte Studios und in vorbereitete Außenszenen, dabei wurde unser Adrenalin mehr oder weniger stark gekitzelt. Im Einzelnen durchliefen wir folgende Stationen:

Als erstes ein geschlossenes Studio: King Kong meets T-Rex und unser kleines unschuldiges Shuttle mittendrin. Zu stressig, irgendwelche Aufnahmen zu machen, denn wir wurden von T-Rex und von King Kong angegriffen, unser Shuttle wurde in die Tiefe gerissen und wir mussten mitansehen, wie T-Rex einen Wagon mit Insassen zerpflückte. Gott sei dank kümmerte sich King Kong um T-Rex und rettete uns, bevor er sich auf die Brust trommelte. 4D all in, runde Leinwand. Obwohl ich mir sagte, dass ich wirklich stehe, hab ich mich am Haltegriff festgeklammert. Unglaublich gut gemachte Show. Als wir uns alle etwas gefasst hatten, zeigte uns der Guide über den Monitor eingespielt die Konzeptionierung dieser kurzen Show.

Jurassic Park Kulisse durchfuhren wir ebenfalls. Aus dem Gebüsch kamen dann kleine Dinos und spritzten uns nass. Selbst beim zweiten Mal habe ich mich erschreckt. Und ich habe sie wieder nicht fotografieren können. Aber den Bruder.

Ein Teil der Kulisse des Films “Jurassic Park“
Die gesamte Szene stand in wenigen Augenblicken unter Wasser.

Im Western erlebten wir, wie der Regen animiert und dann ein riesiges Unwetter inszeniert wird. Wir aber blieben trocken. Danach ging es durch die Westernszenerie.

Das zweite Studio zeigte, wie ein U-Bahn-Schacht einbricht und wir als kleines Touristenshuttle davon betroffen sein könnte. Das wurde nicht als 4D inszeniert, sondern mit echten Wrackteilen. Beim ersten Mal war das so schockierend; beim zweiten Mal war ich vorbereitet und konnte mir genauer ansehen, wie die Kulisse aufgebaut war. Auf einer Rampe die gesamte Raumlänge erfassend kippte aus einer zweiten Etage, also sozusagen die Decke des Schachtes, herunter, auf der ein LKW installiert war, der sich um einen Pfeiler wickelte. Eines von drei sehr kurz aufeinanderfolgenden Ereignisse. Natürlich fuhr die U-Bahn in den LKW, es brannte, Leitungen knisterten und es folgte ein Wassereinbruch. Das alles geschah sehr schnell hintereinander, so dass man ständig mit neuen Informationen beschäftigt war.

Mit dem weißen Hai hatten wir es dann zu tun, hier ein Showeinlage, wie sie in den ersten Filmen gedreht wurde. Das war – weil wir auch viel Schlimmeres und Beängstigenderes gewohnt sind – viel einfacher zu erklären und zu durchschauen. Gleichzeitig eben nicht im Studio sondern im Freien, wirkte alles viel weniger bedrohlich. Immer wieder beeindruckend, wie heiß offenes Feuer werden kann.

Gelände des Drehorts für den “weißen Hai“
Schauspieler mit Messer

Hotel Bates war die nächste Station. Vor allem die Höhenverhältnisse wurden uns hier veranschaulicht, mit denen Hitchcock arbeitete. Sie waren zu vernachlässigen, aber bevor ich ein Foto machen konnte, rollten wir vorbei. Ein Schauspieler stellte hier Norman Bates mit dem Messer nach.

Hitchcocks Bungalow

Apropos Hitchcock und andere ruhmreiche Regisseure und Darsteller: Sie haben auf dem Gelände feste Unterkünfte in Form von Bungalows, dort wohnen sie für die Zeit des Drehs. Auch Hitchcock hatte einen, der heute noch erhalten ist. Wenn man diesen besichtigen kann, dann nur die wirklichen VIP‘s, von denen wir einige kleine Grüppchen gesehen haben. Diese begehen dann auch das Studio und werden nicht nur durchgefahren.

Dann sahen wir die sehr große Spielberg-Installation für seinen Krieg der Welten mit Tom Cruise in der Hauptrolle, wo noch einiges rauchte und zischte. Der aufgebrochene Leib einer Maschine und zerstörte andere Großteile machen selbst ohne Film den Ort sehr eindrucksvoll.

Das dritte Studio war dann wiederum eine 4D-Show, diesmal eine heiße Actionjagdszene. Rundum ging es heiß her. Und obwohl ich auch diesmal sagte, dass das nur Show ist, erschreckte ich mich, hielt mich fest und duckte mich, damit mich die umherfliegenden Kugeln nicht treffen. Holla ist das realistisch. Beim zweiten Mal erlebte ich gerade dieses Studio noch viel aufregender. Fotos waren da überhaupt nicht möglich.

Ach ich weiß gar nicht, wo erzähl ich von dem Fuhrpark und bring dazu die Fotos unter? Da gab es nämlich so viele viele Autos, alles war dabei, ordentlich aufgereiht. (Füge zuhause mehr ein, mich macht dat Tablet allmählich wahnsinnig.)

Das Geklimper – Hogsmeade und Hogwarts

Schon während der Orientierungsphase haben wir Hogsmeade ausgemacht. Holzhäuschen mit Schneedecken und der thronenden Burg, die die Schule Hogwarts darstellt, in Hintergrund. Das Geklimper zeigt an allen Stellen die Liebe zum Detail und man kann fühlen, wie Fantasie zur Realität wird, wenn man einen (45 Dollar-Zauberstab) bei Olivander kauft und dieser scheinbar funktioniert. An passenden Stellen in Hogsmeade konnte man durch “wutschen und wedeln“ etwas auslösen, wie zum Beispiel ein Leuchten, ein Aufklappen von einem Buch oder das Rappeln einer Tür. Allerdings bedurfte es etwas Übung – wir haben das nur beobachtet.

Lucy wollte die Howartsfahrt mit machen. Ich wußte nicht, worauf ich mich einlasse – in dreifacher Hinsicht: 1. was für eine Fahrt; 2. die Wartezeit; 3. die Versüßung der Wartezeit. Im Schritttempo gondelten – kann man sagen – wir zuerst durch einen kleinen Park, in dem der gecrashte Ford Anglia aus “Harry Potter und der Stein der Weisen“, dann durch das Schloss. An den Wänden hingen Bilder, deren Figuren sprachen und sich bewegten oder wir sahen im Flur eine kleine Animation von Harry, Ron und Hermine, wie sie eine Szene im Schloss spielten. Ich hätte gedacht, das ist es. Wirklich. Es war gut gemacht und deckte jeden Schauplatz der Filme ab (dunkle Künste, Zaubertränke, Flure, Dumbledores Büro, Kräutergarten, etc.), mir war es nur zu träge, zu langsam. Als ich gewahr wurde, dass es ein Fahrgeschäft sein sollte, standen wir bereits für 40 Minuten im Schleichtempo an. Insgesamt brauchten wir wohl 70 oder 80 Minuten. Was war drin? Eine Mischung aus 4D-Erleben und Horrorachterbahn. Die zweite Runde dauerte nur halb so lang an Wartezeit.

Als es dunkel wurde, konnten die Zauberstabspitzen zum Leuchten gebracht werden. Bevor um 21 Uhr der Bereich für Zuschauys geschlossen wurde, erfreute eine Videoinstallation auf der Howartsburg projiziert das Publikum. Die vier Häuser (Gryfindor, Slytherin, Hufflepuff und Ravenclaw) wurden geehrte und dargestellt, die Show endete mit einem kleinen Feuerwerk.

An kleinen Wagen und natürlich im “drei Besen“ konnte man Butterbier bestellen, eine Art Apfelcidre mit einer Vanillecreme darauf; trinkbar, aber zu süß. Konsequent heulte die maulende Myrthe auf der Toilette und auch die Süßigkeiten entsprangen der Zaubererwelt. Verließ man das Tor von Hogsmeade, dann betrat man wieder den Rest des Vergnügungsparks.

Das Gelände und der Park

Französisches Dorf

So ein bisschen kann man noch nachvollziehen, wie dieser Park nach und nach gewachsenen ist. Es gibt das französische Dorf, dann was für die Kleinsten mit dem Funpark (viel Wasser und zum Austoben).

Die Simpsons bilden eine anschließende Gruppe, wo ebenfalls alles aufeinander abgestimmt war; hierzu gibt es aber keinen eigenen Eingang und es ist noch nicht so ausgefeilt wie bei dem Harry-Potter-Bereich. Ein weiterer Schwerpunkt bildet Waterworld (für die Wasserbahn) und für das Thema “Wasser“ – das konnten wir uns leider nicht ansehen. Thematisch begegnen uns dann noch Shrek und all die animierten Figuren sowie die Monster von Jurassicpark. In Planung und Bau ist eine Mariokart-Achterbahn.

Im Prinzip gab es vier Schwerpunkte in dem Park:

  1. Die Studiotour mit einem längeren Shuttlebus;
  2. Shows rund um den Film wie “Filmanimals“, Spezialeffekts, Waterworld und eine vierte
  3. Fahrgeschäfte
  4. Fangeschäfte, Futter und Kulisse

Wir haben die Spezialeffekte-Show gesehen, die sehr amerikanisch aber wirklich witzig aufgezogen war. Auch hier: Die Wartezeit wurde mit Wußten Sie – Fragen rund um Hintergrundinfos versüßt. Diese Show begann mit den Grundlagen und war im Prinzip wie eine Zauberschau aufgebaut. Uns wurde gezeigt, wie Sounds nachträglich erzeugt werden. Stuntmen prügelten sich und ein Mann wurde für 17 Sekunden in Flammen gesetzt, nachdem er sehr dick mit einer Paste vor dem Feuer geschützt wurde. Beeindruckende Show auf jeden Fall, doch die Erklärungen waren eher rudimentär. Es ging um die Unterhaltung. Ein Zauberer verrät auch seine Tricks nicht – aber wenn, dann eben inszeniert.

Obwohl wir gar nicht so lange bleiben wollten, waren wir schließlich fast bist zum Toreschluß da. Wir ließen uns von der Beleuchtung am Abend verzaubern und wanderten so allmählich mit der Masse aus dem Park.

Tschüss Universal-Studio-Park

Das Rennen macht …

Lucy und ich haben die Frage natürlich diskutiert und es gibt eine Menge, was für das eine und eine andere Menge, was für das andere spricht. Beide Studios sind interessant und lohnen einen Besuch, doch das Entertainment steht beim Universal-Studio deutlich im Vordergrund. Wer Vergnügen sucht, wird das auf jeden Fall finden.

Abkühlung für die überhitzten Gäste

Massen rennen diesem Studio die offenen Tore ein, so dass man für jedes Fahrgeschäft, für die Shows und für die Touren Geduld mitbringen muss. Als Toping oben auf dann die Express- oder VIP-Kartenträgys, die sich leisten können, eine Sonderbehandlung zu haben. Um es in Zahlen umzusetzen: meine reguläre Eintrittskarte von 125 $ hätte sich verdoppelt. Als dreist hab ich es erlebt, dass wir bei der ersten Hogwartsfahrt als Normalzahly eine halbe Stunde eine Warteschleife durch einen Park gemacht haben, den die VIPs nicht machen mussten. Also eine Vorwarteschleife. Zwar ist der Service ausgesprochen hoch für alle Gäste (Sauberkeit der Toiletten, Kühlungsmöglichkeiten, Darstellung, Servicekräfte), aber man selbst versinkt in der Masse.

Anders bei WB. In kleinen Gruppen fährt man mit seinem Vehikel durch die Anlage. Der Guide hat jeden Gast persönlich in Blick und beantwortet alle Fragen, sofern sie kommen. Alles ist super aufeinander abgestimmt. Die Ansprache ist persönlicher und der Schwerpunkt der Tour liegt auf einer entspannten Form des Informieren, was man alles bei der Erschaffung eines Films berücksichtigen muss. Es hat mehr von einem gutaufbereiteten Erlebnismuseum als von einem Vergnügungspark.

Eine der unzähligen Möglichkeiten, sich mit Figur / Charakter XY zu fotografieren: Hier natürlich Doc Emmet Brown

Im Universalstudio verliert sich der Anlass der Anlage insgesamt in all der Unterhaltung und wird von all dem Gerausche fast vernachlässigt. Überall geht es um Essen und lange Schlangen vor irgendwelchen Attraktionen. Ähnlich wie Las Vegas fordert jede Kleinigkeit blinkend und lärmend Aufmerksamkeit. In den Schlangen haben wir natürlich auch Smalltalk gehalten, was die Amis lieben. Viele von ihnen kommen wegen der Fahrgeschäfte, den Lieblingstoons oder Lieblingsfiguren aus Filmen und Serien und wegen den Shows (vielleicht auch noch). Die Studiotour steht ganz unten in der Liste (trotz auch dort langen Warteschlangen).

Beide Besuche haben sich dennoch gelohnt. Lucy zieht allerdings WB vor, weil es ruhiger war, weil es weniger Menschen waren. U-Studiopark ist unglaublich voll, mehr als unsere Vergnügungsparks – und das mag schon was heißen. Ich konnte auch viel mitnehmen aus der Art und Weise, wie Universal-Studios Entertainment betreiben. Letztlich war es sein Geld durchaus wert – wenn man das an den üblichen Kosten hier in Amerika misst. Gleichzeitig frustriert es sehr, dass man B-Kunde ist, weil man nur ein Zweite-Klasse-Ticket gekauft hat. Und das schmälert den Genuss. Von den angebotenen Fahrgeschäften haben wir letztlich nur das Hogwarts genutzt, weil wir so lange anstehen mussten, gleiches gilt für die Shows und auch für die “Theaterstücke“ – die ebenfalls eigentlich animierte 4D-Filme waren. Gut gemacht, aber eben dennoch Movies. Ein Plus ist die App, die man sich runterladen kann und die die Wartezeiten, die Zeiten für die Shows und Touren anzeigt, plus ein Lageplan. Aber schon an dieser App wird deutlich: Futtern und Business stehen im Vordergrund.

Allerdings ist das auch – soviel muss hier der Fairness halber gesagt werden – eine Ami-Strategie, denn bei WB gab es zwei wirklich ausgedehnte Giftshops, bevor man WB endgültig verlassen musste. Wer ohne rausging – wie wir – der war so standfest, wie jemand, der sich keinen Teppich in Marokko aufschwatzen lässt. Darin aber bin ich inzwischen trainiert, dank Ägypten, Thailand, Marokko, Mexiko … So schnell lass ich mir nicht unnötigen Tand aufschwatzen, der in den Ecken verschimmelt.

Mexiko – Mexiko Teil 2: Tagesberichte mit Bildern

Über die einzelnen Tage gibt es Unterschiedliches zu berichten. Ich bemühe mich um stichwortartige Verknappung, wo es möglich scheint, und lasse Bilder sprechen.

Map, die in unserem Zimmer hing.

TAG 1: Ankunft Ciudad de Mexico am 1. Juli 2022

Ankunft morgens am Flughafen: Orientierungslos, Suche nach dem richtigen Bus, erste Herausforderung: ein Ticket und eine Buskarte. Zweite Herausforderung: ohne WLan den Weg ab dem Museum zu finden. Meine Vorbereitung war allerdings sehr gut. Es war um die Ecke. Gastgeber Bernardo empfing uns sehr freundlich, obwohl er uns eher erwartet hatte. Ich entschuldigte mich für meinen Fehler bei der Buchung. Er nahm es mit freundlicher Gelassenheit.

Jetlag. Erstes Frühstück auf der Straße – ein vegetarischer Taco. Rumlaufen, Fotos machen, Kaffee trinken und Erkundungen für die nächsten Tage eingeholt.

Bevor wir recht zeitig in unser Zimmer zurückkehren wollten, haben wir auf der Partymeile, die erst abends erwachte, ein eigenartiges Gericht mit in Mole-Soße (Schokolade und Gewürze) getauchten Empaladas gegessen. Mehr brauchte ich davon auch nicht zukünftig.

Bernado – unser Gastgeber – hat dann erst einmal eine Menge Fragen beantwortet und für uns drei Touren klargemacht, da wir sprachlich definitiv damit nicht fertig geworden wären. Somit war klar, was wir zumindest die nächsten drei Tage machen würden. Außerdem handelten wir aus, dass wir unseren großen Koffer bei ihm unterbringen und noch eine Abschlussnacht vor unserem Abflug in seiner Obhut verbringen. Die Verhandlungen waren hart, weil er weniger Geld wollte, als ich ihm wegen seiner verlorenen Nacht zahlen wollte.

TAG 2: Geführte Tour nach PUEBLO

1/3 Tour: Pueblo mit Guide Ricardo. Wir hatten eher unbedarft diese Tour durch Bernado buchen lassen, den Guide an der Papststatue aufgesucht, mit dem wir den Kontrakt hatten und festgestellt, dass dieser kein Wort mit uns spricht. Eher funktioniert das so, dass die Touristentourfänger letztlich die eingefangenen Touristys auf die jeweiligen Touren verteilen, dafür eine Vermittlergebühr bekommen und die eigentliche Arbeit die Touristenführer machen lassen.

Erst vor Ort erfuhren wir, dass wir eine Tour von 12 Stunden gebucht hatten, aus denen dann nur 10 wurden. Die Fahrt im kleinen Van war der Horror für meinen Rücken, denn die Schlaglöcher auf den Straßen haben es in sich.

Frau mit Fächer
Santa Maria Tonantzintal in Pueblo

Der erste Halt war bei einem Schmuckhändler vorgesehen, der uns zeigte, wie eine Gravur auf das Metallplättchen angebracht wurde. Natürlich durften wir dann noch dort einige Zeit in de Geschäft verbringen, um noch irgendwelche Masken oder Ketten oder irgendeinen anderen Schmuck zu kaufen. In dem Fall haben wir uns mit dem geschenkten Plättchen nach der Schau und einem ausgiebigen Applaus begnügt. Ich hab auch ein Video davon gemacht. Falls ich es hier einstellen kann, folgt dies, wenn ich zurück in Deutschland bin.

Der nächste Halt war der Höhepunkt der Attraktion – zumindest für uns, denn wir wollten die Kirche auf der Pyramide in Puebla gerne sehen. Die Kirche Santa Maria Tonantzintla thront auf einer der höchsten Pyramdiden Amerikas, die aus dem Grunde auch nicht abgetragen wurde. Erst 1931 bei Ausgrabungen wurde die darunterliegende Tempelanlage entdeckt. Wir hatten gehofft, in diesen Teil der freigelegten südlichen Anlage hineinzukommen, doch dafür war keine Zeit.

Danach folgte eine weitere Kirche, den insgesamt sollte es 365 Kirchen in Pueblo geben. Diondra meint, es ein Hörfehler, Ricardo hätte von ganz Mexiko gesprochen. DIe Kirche danach konnte wir von außen fotografieren, danach wartete das Essen schon auf uns.

Foto mit David und Leticia in Pueblo auf dem Weg zur nächsten Kirche

Das Buffet war so wenig vegetarisch, dass man Angst bekommen könnte: immerhin eine Suppe, etwas Reis und nicht zu vergessen soßenfreies kaltes Gemüse. Natürlich ist das unser Problem, wenn wir kein Fleisch essen wollen, wir könnten ja. Die Gesellschaft bei Tisch gleicht das sehr angenehm und geistreich aus, denn wir haben mit zwei Pärchen am Tisch gesessen, die sehr gut Englisch sprachen und wirklich interessante Persönlichkeiten waren. Luc und Olivia aus London, die seinen 30. Geburtstag feierten, und David und Letizia aus Venezuela, die in Amerika erlebten und im gleichen Job tätig waren.

Wir besuchten gemeinsam noch eine Kirche, in der gerade ein Paar heiratete, weswegen wir sehr still sein sollten. Danach durften wir uns auf dem Marktplatz frei für 45 Minuten bewegen, was uns zu ein bisschen Quatsch veranlasste.

Wir trafen uns zur nächsten und letzten Kirche wieder, nicht ohne auch da noch einmal hineinzugehen und Fotos machen zu müssen … Es wirkte so, als sei in die Kirche ein Container für die Orgel eingebaut worden. Sehr dunkel.

Danach fuhren wir zurück. Wir sind erschossen mit Jetlag-Nachwehen ins Bett gefallen.

TAG 3 – geführte Tour nach Xochimilco und den blühenden Gärten

2/3 Tour: Xochimilco mit dem Guide Francesco:

Als alte Hasen wussten wir schon, dass wir herumgefahren werden, dass wir jedoch nur einen Fotostopp am Olympic- und am Fußballstadion einlegen würden, hatten wir nicht erwartet. Jeweils raus aus dem Auto – mit wirklich besser gefederten Polstern – und wieder rein nach zehn Minuten. Danach dann ging es zu den sogenannten “schwimmende Gärten“ alias „Chinampas“, wo wir auch als erstes ein Boot besuchten und erst danach Zeit für die ganzen Büdchen, Touristenverkaufszelte und Händler hatten.

Nachdem wir noch Zeit für Banjo und Händler hatten, fuhren wir erst einmal zur Universität, um aus dem Auto heraus Fotos zu machen. Irgendwie hab ich das wohl auch verpasst. Dann möchte ich euch überraschen und sagen, dass wir uns eine Kirche angesehen haben, weil wir uns inzwischen in dem Stadtteil Coyoacán befanden.

Dort gab es einen schönen Künstlermarkt und natürlich ganz viele Straßenfutterstellen. Einige unserer Tour hatten im Vorfeld Karten für das Museum Frida Gahlo gebucht, so dass wir einen wirklich längeren Aufenthalt hatten. Wir gingen einen Mojito trinken, denn es war sehr heiß.

Anschließend ging es zielstrebig zurück, wobei wir zwei Mitfahrende verloren haben. Da auch das Essen auf dem Schiff nicht sonderlich üppig ausfiel, versuchten wir es in der Bar des Hostel Regina, die vor allem auch Diondra gefallen hat. Ich fand die Gestaltung interessant und hab sie fotografiert.

TAG 4: Ausgrabungsstätte in Mexiko City – die Tempelanlagen der Azteken

3/3 Tour: Teotihuacán mit Guide Gabriele:

Angenehme Guidin mit zu viel Rundreise und zu wenig Tempelanlage. Als wir in den Bus stiegen, sahen wir das Texaner-Pärchen vom Vortag wieder. Der Mann erklärte uns, dass er seine Tochter bereits zwei Mal in Deutschland besucht habe und ihn der Winter wie der Sommer sehr gefallen haben.

Zunächst lernten wir bei dem ersten Stopp bei einem Geschäft (natürlich), was das besondere des Obsidian ist, denn man kann damit in die Sonne sehen. Dann erfuhren wir dort auch, was der Allrounder Aloe Vera alles kann: Fasern für Papier und Kleidung liefern, Papierschicht, die wasserabweisend ist, Gift und natürlich für die Kosmetik lässt sich diese Pflanze verwenden. Da sie außerdem auch vergoren werden kann, kam es zu einer Metzcal-Verköstigung, verschiedene Schnapse und Liköre wurden angeboten, die teilweise wirklich nicht gut rochen.

Sonnentempel

Danach fuhren wir dann zum Ausgrabungsort “Platz der Götter“ und bekamen Einzelunterricht zum Mond- und zum Sonnentempel. Der Mondtempel soll das Wasser symbolisieren und der Sonnentempel eben das Leben selbst und sollte die Sonne anbeten. Die Tempelanlage besteht dabei aus mehreren Schichten, die nach und nach aufgetürmt wurden – so die gängige Meinung der Archäologen. Natürlich waren das nicht Aliens. Natürlich wissen wir auch genau, wozu was diente und natürlich sah alles so aus, wie wir uns das heute rekonstruieren. Viel interessanter war da schon, dass die Führerin Gabriele jeden Tag diese eine Tour führt. Jedes Wort klingt wie auswendig gelernt. Selbst die Witze wirkten wie hinzugefügt. Nach der einführenden Erklärung zu den zentralen Tempel hatten wir 45 Minuten für uns. Das war nicht wirklich befriedigend.

Essen sollte nun folgen. Diondra und ich hatten schon wieder Sorgen, dass wir nur Salat und Suppe bekommen. Zwar war es diesmal nicht ganz so schlimm, aber es war auch nicht das, was wir unter “lecker“ verstehen. Gemüsespieße ohne was dabei und Empanadas in Mole. Davon abgesehen war die Höhle als Ort des Restaurants wirklich ganz besonders und hat uns nachhaltig begeistert. Von außen ganz unscheinbar mit einer Art Dixiklo und Hundewelpen wirkt es eher verlassen wie der Kakteengarten. Nie hätten wir das gefunden oder gar gesucht. Aber von Innen war es sehr einladend und atmosphärisch.

Priester bei der Weihe

Nach so viel Leben musste es dann auch noch ein bisschen Gotteshaus geben und die Basilika de Guadalupe mit sechs Kirchen stand noch auf dem Plan. Der letzte Stepp für diesen Tag. Vorher mussten wir noch in ein Geschäft – natürlich -, weil man da Bildchen und Kerzen kaufen konnte. Dann konnte man die auch weihen lassen, sich inklusive. Das machte der Pastor ganz fachmännisch und am Fließband. Da fand sich auch unser Texikaner-Pärchen wieder, die ihr Marienbildchen haben segnen lassen. Sie sahen später auch sehr beseelt aus.

Basilica de Guadalupe – links ein kleiner Teil der modernen aktuellen Kirchen, daneben drei, die bereits absinken, auf einer Anhöhe dahinter ebenfalls noch eine, eine sechste befindet sich links und ist von den anderen verdeckt.

Warum sechs Kirchen? Nun, das Gebiet ist Sumpfgebiet und alle Kirchen sinken mit der Zeit ab. Damit es aber nicht zu einer unheiligen messelosen Zeit kommt, hat man eben immer noch eine Kirche auf diesen riesigen Platz dazu gebaut. Da ist auch noch was Platz für die nächsten zweihundert Jahre. Die aktuellste ist eine runde Bauform, die wirklich sehr modern wirkt. Bis sie eben auch absinkt. Mal sehen, wer sturer ist, die Gläubigkeit der Mexikanys oder der sumpfige Untergrund. Abschließend sei noch gesagt, dass die geweihten Kerzen auch angezündet werden und bebetet werden konnten. Anschließend pustet ein Mitarbeiter die Kerzen aus und entsorgt sie sehr unheilig und nachhaltigkeitslos – was hier nicht nur die Kirchen betrifft, sondern auch andere Bereiche des täglichen Lebens.

TAG 5: Besuch des Parks “Chapultepec“

Hauptplatz vor dem Parkzugang vom Park Chapultepec

Wir erzählten Bernado, dass wir von den Touren wirklich gesättigt wären. Er fragte uns, ob wir denn schon in dem Park Chapultepec waren. Auf dem Map in unserem Zimmer zeigte er uns, wie wir dahin kämen. Orientierungspunkt war das Museum der schönen Künste. Wir fanden tatsächlich die Straße REFORMA. Sie ähnelt der Ramla in Barcelona. Lang mit vielen Statuen, die dann auch die Bildchen an den Haltestellen markieren.

Für den Park war es eine große Grille, so dass wir wussten, wann wir aussteigen musste. Die Busfahrt kostete 20 Pesos und war mit der Karte zu buchen. Es hielt ein Doppeldeckerbus. Angestellt wurde sich brav und gewartet, bis man in einen Bus durfte.

Weil vor dem historischen Museum eine so lange Schlange war, gingen wir erst in dem Park und in dem Zoo spazieren.

Da der Zoo in dem Park angelegt war, war er entweder sehr klein oder die Tiere hatten zu wenig Platz. Letzteres war sehr viel wahrscheinlicher, wenn man bedachte, wie Mexikanys mit Tieren umgingen. Die Realität war noch um einiges erbärmlicher für die Tiere. So hatte ein weißer Tiger weniger Platz als die Antilopen, die auch ein viel zu kleines Gehege hatten. Schlimmer war aber, dass überall Stein und Beton eingesetzt worden war, um die Gehege zu gestalten. Selbst mir als Laie scheint es nicht artgerecht zu sein. Sehr sehr traurig. Der Zoo selbst war eintrittsfrei zugänglich.

Diondra Highlight in dem Park waren allerdings die Eichhörnchen, die so gerne Futter aus den touristischen Händen stibitzen. Danach aber stellten wir uns der Schlange für das historische Museum. Wir gaben uns der Schlange hin, die überraschend zügig voran kam. Wir konnten mit Karte sogar noch einen kleinen Vorteil aushandeln. Dann ging es erstmal einen guten Berg hoch, weil das Schloss oben trohnte. Das Foto ging offensichtlich verloren. Allerdings sind viele von innen vorhanden, die ich mal ebenso kommentarlos hier einpflege wie ich sie wahrgenommen habe, da ich die sprachlichen Erklärungen nicht folgen konnte.

Zurück sind wir schnellstens, als dicke Wolken aufzogen und es in der Ferne schon blitzte. Heute wollten wir das Indische Restaurant aufsuchen, dass ausschließlich vegetarische Gerichte auf der Karte führte. Nach diesem leckeren Essen fuhren wir über Nacht mit dem Bus nach Oaxaca. Diondra konnte wohl überhaupt nicht schlafen, ich zumindest ein wenig.

TAG 6: Ankunft OAXACA

Nach einem Kaffee, einem Toilettenbesuch und der Befragung unseres Navis, gingen wir zu Fuß mit Rucksack zum Hotel “Capital O Parador Crespo“, luden dort erstmal unser Gepäck ab und gingen dann ordentlich Frühstücken. Im Ort dann direkt vor der Kirche Santa Domingo sahen wir diese Ausstellung von Melonenstücken, die von ortsansäßigen Künstlys gestaltet wurden.

Ein eigenartiges Erlebnis im Touristeninformationshäuschen Hat uns zwar nicht weitergebracht, aber eine Karte beschert. Eigenartig war, dass wir eigentlich keine Frage stellen konnten, sondern eher auf Spanisch mit Informationen beschossen wurden. Ebenfalls merkwürdig war, dass wir dann befragt wurden, woher wir kämen, wie lange wir blieben und wo wir untergekommen seien. Diondra hatte aber schnell auf der Karte einen Schmetterling entdeckt und wollte diesen Schmetterlingsgarten besuchen.

Pizza im eckigen Karton

Erst mal ins Hotel einschecken, dann ein Schläfchen. Danach entschieden wir, dass wir nicht mehr probieren, uns an das Essen anzupassen. Wir gingen Pizza essen. Eine Pizza mit Sesamrand. Mal was ganz anderes. Weil wir uns völlig überschätzt hatten, was unseren Hunger anging, hatten wir zwei halbe Pizzen übrig, die wir eigentlich einen Tag später essen wollten. Als wir an einer jungen Frau mit zwei kleinen Kindern vorbeikamen, schenkten wir ihnen die Pizza. Die kleinen Händchen von dem Jungen wurden plötzlich riesig.

Oaxaca hat zu dieser Ausstellung auch noch andere Ansichten, die jetzt folgen:

TAG 7: Ausflug zu “La Mesita“ in San Pablo Etla

Unser Ausflug nach San Pablo Etla zum Schmetterlingsgarten entpuppte sich als „Reserva Ecológica La Mesita“; so kann man es auch bei Tripadvisor finden. Um das herauszufinden, hatten wir eine verrückte Taxifahrt nötig, während der wir zwischendurch dachten, dass der zweite Mexikaner, der in San Pablo Etla hinzugestiegen war, nachdem wir unserem Taxifahrer klargemacht hatten, dass unser Reiseziel was mit “Mariposas“ zutun hatte, vielleicht der Doktor sein würde, der uns die Organe entnähme, die jetzt zum Verkauf ausstanden. Wir fuhren tatsächlich so hoch auf den Berg, dass ich den Taxifahrer später nicht fahren ließ, ohne seine Nummer zu haben, also Rückfahroption.

Tatsächlich hatten wir eine sehr exklusive Führung durch den Park, den Garten oder das angelegte Grün, mit Erklärungen zu den Statuen, zu den Pflanzen, zur Bewässerung, zu den Studentenprojekten, den Möglichkeiten zur Übernachtung für Vogelbeobachter oder Wanderer. Schmetterlinge wurden tatsächlich auch gezüchtet, mussten aber in Rahmen der Coronakrise alle freigelassen werden, weil sie nicht mehr versorgt werden konnten. Bio-Studentys übersetzten fleißig, was der Mann zu berichten hatte, der das Projekt vor 12 Jahren ins Leben gerufen hatte. Ihm ging es um die Verbindung von Natur und Tourismus im guten Miteinander. Nachhaltigkeit und Erhaltung stehen in Vordergrund.

Nach unserer Führung wollten wir langsam auch wieder in die Zivilisation, so dass uns der Mann, dessen Namen wir trotz allem nicht herausfinden konnten, wieder in den Ort fuhr. Mit uns wartete er auf den Collektivo, dem lokalen Bus. Für 8 Pesos, also ca 35 Cent fuhren wir wieder in die Stadt zurück. Der Bus war doppelt so schnell wie unser Taxifahrer, aber auch auf der Fahrt fürchtete ich mich um mein Leben. Diesmal wegen der rasanten Fahrt.

Unser Abendessen bestand dann aus Pasta mit Pesto. Sehr exklusiv, verhältnismäßig teuer und Diondra fühlte sich bei der Bedienung wie eine Königin.

TAG 8: Straßenfest in Oaxaca

Eigentlich wollten wir einen ruhigen Tag verbringen, denn der Darm quälte uns und wir mussten von einem Hotel zum anderen “Hostel Nordes“ umziehen. Als wir dann doch rausgingen, haben wir uns von einem Kellner überreden lassen, schon nachmittags auf nüchternen Magen Cocktails zu trinken. Die nachgeschobenen Pommes halfen hier auch nicht mehr viel. Aber das Straßenfest, der bunte Umzug zur Feier der Region Oaxaca war dann noch viel lustiger.

Danach sind wir in einem Irish Pup noch etwas trinken gegangen und haben dabei Ronaldo und seine Freundin kennengelernt. Ronaldo war wirklich sehr lieb und an Deutschland interessiert. Diondra und er haben Kontaktdaten ausgetauscht und er hat uns noch ein paar Tipps für unseren Aufenthalt gegeben. Diesmal haben wir auf einem Dach eine Sonderanfertigung eines vegetarischen Gerichts bekommen: Pasta con Queso und gemischter Salat con Frutas. Gekrönt wurde es durch ein sehr emotionales Mutter-Tochter-Gespräch.

TAG 9: Andere Dinge – nicht so sehr touristisch

Heute wollten wir uns zum einen erkundigen, wie wir ohne Touritour zum Huerve el agua kommen. Außerdem wollte ich einen Supermarkt aufsuchen. Sehen, wie Einheimischen so einkaufen und mich an den niedrigen Preisen ergötzen. Tatsächlich lag das Fleisch so offensichtlich aus, scheinbar hat niemand wegen Salmonellen bedenken. Wir wollten nur ein paar billige Barrilanudelpakete einkaufen. An der Kasse standen wir dann Schlange. Eigentlich alles gut.

ABER mich brachte das Schneckentempo der Mexikanys an der Kasse wirklich fast um. Ja, die sind sehr gemütlich – so kann man es positiv ausdrücken. Ich meine, die meiste Zeit nervt es, wenn die so langsam vor sich hin schlängeln, aber an der Kasse hab ich überlegt, ob ich der Kassiererin helfen soll. Aldi-Kasse keine Chance, nicht mal bei EDEKA. Ich meine, die machen alles langsam, aber unendlich gewissenhaft.

Eine Galerie haben wir besucht, die uns wirklich gut gefallen hat, ansonsten mussten wir uns ein wenig um die Mitbringsel kümmern. Es sollen schließlich alle was davon haben, dass wir gute Touristinnen werden wollen.

Der Künstler Rolando Rojas war uns durch die Melonenstücke bereits aufgefallen. Sein Stil ist unverkennbar.

TAG 10: Gut gehen lassen und weniger als für einen Herrenschnitt bezahlen

Ich hab mir die Haare für 7,50 € umgerechnet inklusive Trinkgeld – einem sehr großzügigen – bezahlt. Davon träumen alle Frauen, dass sie in puncto Haarschnitt mal wie ein Mann berechnet werden. Mir erschließt sich auch nicht, wieso das so ungerecht gehandhabt wird. Das Haareschneiden kann und darf ja wohl nicht so viel mehr kosten, schließlich hat der Mann dieselben unterschiedlichen Haare wie eine Frau. Das wäre sinnträchtiger, nach Haarart zu unterscheiden. Geschlechtsdiffarmierung.

Ein anderer Tag. Ein langes Telefonat mit Elias und mit Karsten. Langes dazwischen ohne große Aktivitäten. Diondra kann viel Zeit damit verbringen, Videos zu gucken und in ihren Foren zu lesen. Ich kann viel Zeit damit verbringen, diesen Artikel vorzubereiten. Es dauert, alle Bilder zu laden und einzupflegen. Dabei kann man lecker Frühstück serviert bekommen. Einzige sinnvolle Tat: wir haben den Bus zurück nach Mexico City gebucht und wir haben zwei Touritouren gebucht.

TAG 11: Ausflug Huerve el agua

Bevor wir uns eingelassen haben, haben wir uns genau erkundigt, was drin ist und was nicht drin ist in der Tour, denn wir wollten vor allem eines: viel Zeit auf dem Berg im Wasser. Zwei Stunden wurden versprochen. Als kleine Gruppe fuhren wir los, vielleicht 12 oder 14 Leute insgesamt.

Huerve el agua

Tatsächlich fahren wir bis zum Zielort durch. Auf der Hinfahrt komme ich mit dem Irland-Pärchen ins Gespräch. Sie machen eine Jahrestour durch Südamerika, Ausgangspunkt ist Mexiko. Am Anfang der Fahrt hatte ich eine Deutsche gehört, sie sitzt beim Fahrer vorne. Beim Aussteigen machen wir uns bekannt. Jenny und ihr Freund Lukas verbringen ein halbes Jahr in Mexiko, das wollen sich beide gönnen, bevor sie sesshaft werden und eine Familie gründen.

Wir gehen schwimmen. Alles zum Picknick dabei, können wir auch noch einen Hund mit Nudeln versorgen. Das Wasser, der Ausblick, alles fantastisch. Dann entdecken wir noch ein deutsches Paar in der Truppe: Michael und Anette. Auch ein halbes Jahr schon unterwegs; Startpunkt Brasilien, Endpunkt Mexiko City.

Abends in dem Restaurant Humito

Abends beim Essen vertieften wir das Gespräch. Wie seltsam, beide Paare hatten nach dem Coronatief für sich entschieden, dass sie ihre Jobs kündigen und erstmal eine Zeitlang aussteigen. Insofern seltsam, da dass ja sehr selten vorkommt und dass man sich dann bei einer Tour trifft. Das eine Paar relativ am Beginn, das andere am Ende seiner Tour.

Anette beschreibt Mexiko als sehr westlich, nachdem sie all die anderen Länder durchquert hatten, seit sie in Brasilien angefangen hatten. Alle drei bis spätestens fünf Tage sei es weitergegangen. Auch Jenny berichtet ähnliches. Ihr längster Aufenthalt waren wohl zehn Tage, wenn ich mich richtig erinnere. Sie weiß noch nicht, ob sie das durchhalten und bis zum Herbst tatsächlich in Mexiko bleiben.

Mitgenommen habe ich, dass man sich als wohnungslos meldet und sich von der Krankenkasse abmeldet.

TAG 12: Mezcal-Tour mit 1000 Touri-Tempeln

Also, es war günstig und außerdem dachte ich … 1000 Stationen haben wir nicht geschafft, aber nahe dran.

Der Baum von Thule steht direkt links neben der Kirche
  • Erstens der Thule-Baum: weltweit angeblich der älteste; soll vor 1400 von einem Priester gepflanzt worden sein.
  • Zweitens: 3 Mal eine Mazcal-Verköstigung in ganz unterschiedlichen Brennereien. Nach der letzten floss auch der Mezcal während der Fahrt.
Alex und Joan
  • Drittens: einen traditionellen Marktbesucht in METLA – oder auch einen typischen Touristenmarkt
  • Viertens: Eine Teppichweberei, mit erhellender Erkenntnis, wieso diese Touren so angelegt sind, denn die Amis mögen diese billigen Touren (für sie mindestens noch einmal zwei Drittel preiswerter als für uns, da sich hier das Preisleistungsverhältnis 1:3 ungefähr verhält.
  • Fünftens: Ein Mittagessensbuffet, das wirklich gut war. Wir hatten sehr nette Gesellschaft von Joan und Alex, die Lucy und ich vielleicht in L.A. wiedertreffen.

Nach diesem Trip sind wir dann fast schon Richtung Bus gewandert, erstmal zum Hostel, das Gepäck holen, dann den Luxus des Taxis und dann hieß es drei Stunden warten, bis wir in den Bus steigen konnten. Der musste dann auch noch einen Umweg fahren – drei Stunden Verspätung.

TAG 13: Das letzte Mal Mexiko City

Und Bernardo hatte uns schon gewarnt, dass die U-Bahn geschlossen ist – wenn ich richtig verstanden habe, wohl für Jahre, weil dort ein Gleis eingebrochen ist. Also falls ich das richtig verstanden habe. Alternativ also von dort aus mit dem Taxi. Und das war neu: Ein Taxi wird erst bezahlt, dafür stell ich mich in die Schlange, dann bekomm ich einen Beleg. MIt dem Beleg stell ich mich in die nächste Schlange und warte darauf, dass ich ein Taxi besteigen darf. In der Schlange kümmere ich mich die ganze Zeit um mein Gepäck, ab der Bürgersteigkante, wenn ich an der Reihe bin, und mit der Abgabe meines Belegs wird mir das Gepäck abgenommen. Fünf Personalmenschen sind damit beschäftigt, ordnungsgemäß alle Passagiere unterzubringen.

Auch diesen Tag haben wir damit verbracht, eher nichts touristisches zu tun: Koffer umpacken, Einchecken, Vorbereitungen für die Abreise treffen und all so was. Natürlich auch noch ein bisschen spazieren und sowas, dabei noch ein Kleid für die Hochzeit der Schwester der Freundin gesucht. Gefunden haben wir das auf den allerletzten Drücker im letzten Geschäft, die erste Anprobe. Wirklich richtig gut.

TAG 14: ABFLUG

Unsere Vermieterin – eine Dänin – hat uns dann ein Uber-Taxi gerufen. MIt vereinbartem Festpreis. Allerdings dürfen die offiziell nicht zum Flughafen fahren. Aus dem Grund saß ich vorne und tat so, als sei ich persönlich bekannt. Das funktioniert deswegen gut, erklärte mir unsere Gastgeberin, weil man den Namen genannt bekommt und das Auto, mit dem man gefahren wird. Da das aber nach keinen Taxi aussieht, funktioniert das Ganze wohl. Es war ein angenehmes Gespräch bis zum Ziel. Der Fahrer verabschiedete sich mit einer freundlichen Umarmung und ich sah mich mit dem Testzentrum konfrontiert.

750 Pesos für den Test, also ca. 40 €, für Diondra ging ich in Vorleistung, weil sie das Geld auf keinen Fall hatte. Auch das klappte wunderbar. Mit dem Negativ-Testat (was sollte es auch sonst sein?) bin ich in die Abflughalle, da dann erstmal der Temperaturcheck und dann noch mal das Impfpaket beleuchten – was ja schon vorher drei mal passiert ist. Dann noch einmal Temperaturcheck. Sehr lustig hier auch die mehrfachen Maßnahmen beim Test: zwei Masken plus die Plastikhaupe plus meine Maske bis zur Nase gezogen (also der Mund ist wichtigstenteils bedeckt). Da kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Trotz all der Messerei brauchte ich dann trotzdem noch eine Maske überall, die reicht aber auch unter dem Kinn. Gleiches gilt für die Passkontrolle. Ich wurde mehrfach geprüft, ob ich wirklich dieselbe Person wie im Pass bin. Tja – die sind eben wirklich sehr gewissenhaft und gründlich, wenn auch langsam

Mexiko — Teil 1. Wir wollen vielleicht doch gute Touristinnen sein.

Nach einigen Tagen findet man sich auch in der größten Großstadt zurecht. Mexiko ist eine Metropole, nicht nur eine Großstadt.  Und eine kleine Herausforderung war es schon, denn es gibt so viele Dinge, die hier anders sind – anders als in Deutschland, anders als in Europa.

Manos solidarias – cuidad de mexico

Gefahr Gefahr Gefahr

Als wir uns für die Reise vorbereiteten, erklärte uns jeder, wie gefährlich diese Stadt und dieses Land und diese Menschen seien. Wir wollen die Gefahr nicht gerade suchen, um zu bestätigen, was so viele behaupten, doch bislang haben wir nur Menschen getroffen, die unglaublich freundlich und hilfsbereit waren. Wir wollen nicht unvorsichtig werden. Uns beschleicht auch schon mal ein komisches Gefühl, wenn wir auf “untouristischen“ Wegen wandeln.

Dann passiert das: Vorhin (5.7.22) standen wir völlig orientierungslos am Gleis – direkt aus der U-Bahn hinausgequetscht -, als ein Mann mitbekam, was wir suchten und uns kurzerhand ganz ohne Aufforderung zu unserem Zwischenziel brachte und sich von uns freundlich verabschiedete. Kein Propina (Trinkgeld), kein lästiges Gequassel, einfach freundlich. 

Mexikaner und Schuhe 

Überhaupt zeigt sich diese Stadt anders, als erwartet: Erstens sehr viel touristischer (keine Ahnung, weshalb ich das nicht kommen sah); zweitens weniger heiß; drittens haben die Städter hier ein hohes Sauberkeitsbedürfnis (was bei dem Schmuddellock nicht ersichtlich war). Hier werden nicht nur die Straßen, Hauswände, Läden regelmäßig geschrubbt, sondern vor allem die Schuhe.

Erst ein neugieriger Blick ins Gesicht, gefolgt vom Blick zu den Schuhen, dann ein abschätziger Blick zurück ins Gesicht. Schuhe sind hier sauber und glänzen. Der Schuh verrät, wer du bist – so informierte uns Gabrielle, eine Reiseführerin. Das erklärt auch, wieso so viele Schuhputzer mit einer akribischen Ernsthaftigkeit dem Schuh zu Leibe rücken. Ein ehrbarer Beruf. Diondras Schuhe waren immer besonders dreckig, staubig und einfach pfui. Ergo hab ich sie auf den Thron gesetzt und den Meister Jonathan aus meiner Tochter wieder einen ansehnlichen Menschen machen lassen. Wie so viele andere Tätigkeiten, die hier auf der Straße stattfinden, so auch das tägliche Schuhputzen.

Und der Vollständigkeit halber: betritt man ein Lokal, ein Geschäft oder ein Museum, so sind immer so kleine Fußnäpfchen dort, die wir als Europäer natürlich nicht kaputt machen wollten und geschickt umschifften. Wer tritt schon freiwillig in ein Fettnäpfchen. Alles falsch, man tritt mit den Füssen in die Wasserpfütze, dann auf den ersten und schließlich auf den zweiten Lappen. Je mehr Schuhreinigungsoptionen, desto wertiger, aber mehr als drei Stellen habe ich noch nicht gesehen.

Schlange stehen – so britisch

Vielleicht auch deswegen stehen die Mexikanys gerne Schlange. Überall und auf besondere Weise. Für den Bus stellen sie sich sauber auf und warten, bis sie dran kommen. Plötzlich geht die Tür zu und der Bus fährt weiter, obwohl die Schlange nicht abgearbeitet ist. Das ärgert hier niemanden, denn schon 2 Minuten später steht ein neuer Bus dort, der auch nur eine für ihn angenehme Anzahl an Fahrgästen auflest.

1. Schleuse mit Sicherheitskräften an der U-Bahn

U-Bahn, noch so ein Ding: Erst wird man sehr lange Wege unterirdisch geschickt, so dass wir schon befürchteten, ausgetunnelt worden zu sein. Dann wird man an schleusenähnlichen Toren eingesammelt wie Fische im Netz. Damit nicht alle Passagiere ziellos am Gleis herumlungern, hat man auch hier zu tun, vermuten wir. Sicherheitskräfte öffnen die riesige Tore und lassen eine bestimmte Anzahl an Personen durch.

Diese werden vor dem nächsten großen Tor abgefangen. Zum Schluss am Gleis angekommen, folgt ein Einweiser, der alle Fahrgäste anhält, vor allen möglichen Zugängen zur Bahn stehen zu bleiben (wir könnten so viele sinnvolle Jobs generieren, für die man wirklich keine Ausbildung braucht). Die Bahn fährt ein. Oh, schon voll. Macht nichts, man wird noch mit hineingeschoben und klebt nun als Sardine zwischen all den freundlichen Mexikanys. Ob da nichts mehr geht? Wir probieren es. Vielleicht ist das für manche die Möglichkeit, Kuscheleinheiten zu bekommen, denke ich im Stillen. 

Aber das mit der Schlange ist wirklich so ein Lieblingsding, denn überall begegnet uns das Phänomen. Wir stehen ordentlich Schlange, um unser Gepäck zurück zu bekommen. Gewissenhaft – hier wird alles gewissenhaft gemacht – nimmt der Gepäckmann unser Zettelchen mit der Gepäcknummer entgegen, nachdem er vorher alle hat Schlange stehen lassen und alle Gepäckstücke in Reih und Glied sortiert hat. In Deutschland käme man vielleicht auf die Idee, auf sein Gepäck zu zustürmen, es dem Gepäckmann zu entreißen. Hier nicht. Er sucht es aus den Möglichkeiten aufgrund der Zahl heraus, wenn man an der Reihe ist. 

Bei jeder Gelegenheit stehen die Mexikanys vor jedem Museum, vor jeder Toilette gelassen in einer Reihe. Dazwischen werden wir Wartenden unterhalten mit hübschen fliegenden Plastikvögeln; mit zwei Metallkugeln an einer Schnur, die man ganz toll aneinander schlagen kann; mit lärmproduzierenden Mundpfeifen, die klingen, als ob kranke Adler kreischen. Wir freuen uns auf unsere nächste Schlange. 

Tourismus und sein Tand

Ausschnitt einer langen Straße in Oaxaca auf dem Marktplatz

Nicht nur für die Touristen gibt es an jeder Ecke Schund und Tand zu kaufen, sondern auch für die Mexikanerinnen und Mexikaner selbst wird das Zeug überall angeboten. Man könnte denken, sie ersticken in den Glitzertäschen, den Regenbogenfarbenen Äffchen für den Kopf oder dem ganzen Zuckerzeug für jede Gelegenheit. Aber nein, scheinbar gibt es gar nicht genug von all dem.

Für die Touristen regnet es an jeder Ecke zusätzlichen Schnickschnack wie Aztekenmasken, Marienbildchen, Hüte, Edelsteine, Mayaschmuck, Schale und Tücher mit Stickereien, Körbe und irgendwelche lärmmachenden Dinge, die man wirklich nicht braucht. Aber, wenn man nicht will, lassen sie einen direkt in Ruhe und nehmen es sehr selten übel, dass man nichts kaufen will. 

Wir sind manchmal willig. Ich zumindest war wirklich beeindruckt von der Obsidianerklärung. Man kann durch dieses Gestein in die Sonne sehen und das ist ein faszinierender Anblick, wo der Stein doch selbst so schwarz ist. Da hab ich mich hinreißen lassen und für Elias und für Martin was gekauft. Kleidung haben wir auch gekauft – aber nicht so ganz touristisch, nichts im Indianerstil (sagt man das noch?). Meist prallt dieser Kaufdrang an uns ab. Essen ja, aber dieser ganze Touri-Kitsch?

Banjos – Sanitäre Anlagen – für Mujertas

5 Pesos oder 10 Pesos muss man dafür schon mal lassen, dass wir Frauen Wasser lassen dürfen. Gut, Männer auch, aber nur Frauen sehe ich so regelmäßig auf die Toilette zusteuern. Zunächst mal bedeutet das, dass man irgendwie immer diese Münzen parat haben muss, also wirklich als Münze, denn die werden in den Apparat eingeworfen, damit man das Drehkreuz passieren kann. 

Durch das Kreuz durch muss man sofort nach Papel Ausschau halten, denn die gibt es selten in den Kabinen. Meist hängt ein Spender davor oder eine Frau oder ein Mann reichen dir eine Anzahl von Papier, welches du dann benutzen darfst. Wichtig: Wie in China wird auch hier das Papier nach dem Betupfen (Abtrocknen) der Vulva in einen Papierkorb entsorgt. Auf keinen Fall in die Schüssel werfen. 

Apropos Schüssel: Die ist sehr niedrig mit festem Sitz oder auch gar nicht, nur das blanke Porzellan. Darin steht tief das Wasser. Schlanke sind hier im Vorteil, denn dann spritzt das Wasser-Urin-Gemisch am Bauch vorbei. Ich halte inzwischen immer ein Stück meines heiligen Papiers vor die Öffnung, damit ich nicht alles andere nass mache. Vermutlich mach ich das einfach falsch. 

Sprache eins – Sprache zwei  und immer nur Übersetzen

Die Mexikanys sprechen schnell, stehen den Spanierys in nichts nach und dann ist Englisch nicht immer die sichere Verkehrssprache. Verwuschelt. Englisch sprechen hier nicht alle. Wir radebrechen uns was auf Englisch und Spanisch zusammen. Die Mexikanys sind ja schon dankbar – wie alle anderen auch – wenn man sich bemüht. Da sie ja sehr sehr freundlich sind (siehe oben), helfen sie, wo es geht. Und Google ist auch hier unser Freund, wir übersetzen uns das Nötige zusammen. Manchmal eben auch über die Bande, nämlich über den Umweg Englisch. Mir rauscht dann manchmal so der Kopf, weil ich mir das komische Spanisch ins merkwürdige Englisch übersetze und dann wieder ins Deutsche. Puh. Ich wünschte, ich könnte auch so beeindruckt sein wie David, eine Reisebekanntschaft, der meinte, dass die Deutschys ja in den Schulen drei Sprachen lernen. Er hat mir auch erklärt, dass in Amerika in einigen Schulen sogar sehr gerne Deutsch gelernt wird, weil die Amerikaner in dem kleinen Deutschland tatsächlich ein Land mit Zukunft sehen. Tja, was nützen mir die Sprachen, die ich gelernt habe, wenn ich doch zu wenig flüssig Vokabeln kann. 

Außerdem als lustiger Spaß nebenbei hab ich aktuell eher die italienische Vokabel parat. Was hab ich nach „caliente“ gesucht und nur „caldo“ gefunden! Bis mir ein freundlicher Mexikaner auf Englisch erklärte, dass Caldo doch im Spanischen was anderes sei (Cloud meine ich). Das war wirklich witzig. So langsam reaktiviere ich die spanischen Wörter und kann das ein oder andere flüssig bestellen, kann bezahlen ohne Peinlichkeiten, aber mir persönlich fehlt das Gefühl, sprechen zu können. Ich will mich doch ausdrücken und nicht nur fehlerfrei einen Satz sagen. Wie oft ich mitleidig angesehen werde, wenn ich sage „sin carne“ und ich einfach nicht verstanden werde. Ich meine, erst verstehen sie mich nicht, dann verstehen sie mich auch nicht, wenn die Bedeutung endlich klar geworden ist und das mitleidige Gesicht bleibt. Ebenso wie die Frage: Pollo? No Pollo? Als wäre Hühnchen kein Fleisch.

Essen – Ein Fest?

Für wen? Als wir uns in dieses Land aufmachten, da dachte ich, dass ich hier lecker Essen bekäme. Klar. Mais und Bohnen, aber sonst?

1. Frühstück in Mexiko auf der Straße

Mais ist mein Problem nicht, Bohnenmatsche schon, zugegeben. Aber so richtig problematisch ist, dass hier wirklich alles mit Fleisch ist. Garküchen überall, doch vegetarisch ist wirklich ein Fremdwort. Auf den Touristenfahrten dann für Büffet so viel zu zahlen wie die Fleischer, die drei Mal so viel Auswahl hatten, ist ärgerlich. Nein, hier bemüht man sich nicht, etwas für die Vegetarys zu tun. Wieso auch, die sind einfach nur zu bedauern. Also wenigstens Hühnchen oder Fisch müssten wir doch essen. Gar nicht? Naja, also der Salat und der Nachtisch sind auf jeden Fall vegetarisch, und die Suppe. Reis geht auch noch. Fertig. Hmm, lecker. Einmal gab es tatsächlich zwei Gemüsespieße mit Avocadodipp. Auch nett. Enschaladas werden hier in Soße ertränkt. Selbst, wenn die Pfannkuchen mit Käsefüllung und Pilzen geschmacklich durchgehen, die Soße vernichtet den Eindruck. Es gibt hier zwei typische Soßen: eine mit Schokolade, scharf und irgendwie Erdnuss oder so und die andere „richtig scharfe grüne“ Soße. 

Auf der Straße gibt es viele kleine Garküchen, in denen Tacos zubereitet werden. Aber auch sonst bekommt man ganz viel an kleinen Ständen zu kaufen. Obst, Maiskolben, kleine Küchlein, Nüsse in klebriger Substanz, bunter Zucker am Stil. Auf frisch geschnittenes Obst kommt noch einmal eine Ladung roter Zuckerschnee, dann noch eine klebrige süße Fruchtsoße, die die sehr süßen Mangos, Wassermelonestücke und Ananas noch süßer machen.

Und an allem wird Lemone gequetscht. Ich sag ja, richtig süß, richtig sauer oder richtig scharf. Die Mexikanys brauchen es eindeutig. 

Auf der zweiten Touristenfahrt erklärte mir dann ein Texaner, dass ich als Deutsche ja wirklich leiden müsste, wo wir so gutes Bier und so gutes Essen haben. Tue ich, tue ich. 

Heute waren wir indisch essen. Das war wirklich lecker. Nicht wie in Deutschland – natürlich nicht – aber es war gut. Der Inder war auch gleich ein reines vegetarisches Restaurant. Endlich mal keine mitleidigen Gesichter, weil wir kein Fleisch essen wollen. Was ich wirklich liebe, all die vielen frischen Säfte und das frische Obst – selbst, wenn es nicht überall gleichermaßen lecker ist. 

Die Geschichte – dafür müsste man die Sprache können

Hier ist alles so spanisch ausgerichtet, dass man eigentlich nur dann was von einem Besuch hat, wenn man die Sprache flüssig spricht und liest. Das ist ein kleines Problem. In Europa sind wir verwöhnt, wenn wir neben der englischen Übersetzung noch eine in deutsch oder französisch finden. Hier ist man nicht mal auf einen zweite Sprache eingestellt. Verständlich, weil doch Spanisch die am häufigsten gesprochene Sprache ist und alle Tourstys sie verstehen. Wir eben nicht so sehr.

Vor allem die Historie betrifft dies, oder der Besuch von archäologischen Ausgrabungsstätten oder Museen. Ja, das ist eigentlich interessant. Für mich sogar der Hauptgrund für die Wahl dieses Landes. Tatsächlich wäre eine gute Dokumentation darüber aufschlussreicher. Allerdings haben wir auch davon keine gefunden. Das ein oder andere verstehen wir durch die zwei Sprachen hindurch schon.

Wandmalerei im Schloss Chapultepec, heute ein historisches Museum, Ciudad de Mexico
Santa Maria Tonantzintla in Cholula steht nicht nur auf einem Hügel, sondern steht auf der Spitze einer 65 m hohen Pyramide (eine der größten Amerikas)

Die Indios waren brutal und die Christen waren brutal. Die Indios hielten die Christen für verrückt, weil sie die Wahrheit in Büchern suchten – bzw. Gott. Gesiegt haben die Christen, haben die Indios unterworfen und entweder abgeschlachtet oder zu Christen bekehrt. Und Christen sind die Mexikanys gute geworden. In Puebla soll es 365 Kirchen geben, eine pompöser als die andere. Frech auch auf die größte Tempelanlage einfach eine Kirche auf die Spitze zu bauen, statt die gesamte Pyramide aus 7 Etagen abzutragen.

Tiefer eindringen kann ich allerdings nicht. Ja, ich verstehe, dass die Christen – Männer, Soldaten – einsam waren und schon deswegen um die Frauen der Indios kämpfen mussten. Raub der Sabinerinnen … es muss sich zwischen Menschen alles wiederholen, bis zum Exidos. Und daraus lernen wir nicht. 

Aber mehr als vorher weiß ich nicht. Mein Mitleid ist gestiegen. Und wenn ich die Mexikanys so ansehe, dann ist daraus auch ein ganz eigener Menschenschlag geworden.  Bildsprache, das erkennen wir ziemlich früh, ist in dieser Kultur präsent, wenn die Busstationen bebildert sind, um sie leichter erkennbar zu machen. Nicht nur für die Touristys hilfreich, denn in einem Doppeldeckerbus ist ein auf einer Stange aufgesetztes Bild von Ferne leichter zu erkennen als ein Bushaltestellenname auf Augenhöhe.

Wer weiß, wofür es gut war.

Der erste Science Slam meiner Karriere ausgerichtet an der Gegart in Dortmund – mutige Slammys (das ist sicher)

GEGART – Poster

Am 15. Juni 2022 versammelte sich die Q1 der Gesamtschule Gartenstadt im Blue Notez Keller nicht, um der Hitze der Sonne zu entfliehen, sondern um durch die Darbietung der Slammys in Wallung zu kommen. Vier junge Männer und eine junge Frau aus der Q1-Stufe traten auf der Bühne gegeneinander an, ihr fachliches Wissen zu messen und ihren Unterhaltungswert durch den Applausometer zu testen. So weit, so gut. Die Themen waren vorbereitet – mehr oder weniger intensiv, die Texte waren gelernt – auch das in ganz unterschiedlicher Manier. Selbst das Pareto-Prinzip legen Jugendliche noch sehr großzügig aus.

Das Paretoprinzip, benannt nach Vilfredo Pareto (1848–1923), auch Pareto-Effekt oder 80-zu-20-Regel genannt, besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Die verbleibenden 20 % der Ergebnisse erfordern mit 80 % des Gesamtaufwandes die quantitativ meiste Arbeit.

Wikipedia

Jugendliche, die auf die Bühne gehen und ihr Gesicht präsentieren, bemühen sich um einen Erfolg. Doch an einer Gesamtschule bedeutet der Erfolg, Mut für eine halbe Aufgabe erbracht zu haben. Nicht sechzig Prozent Einsatz für die erfolgreiche Darbietung wird erbracht, sondern ausschließlich zwanzig für ein grobes Zusammenbauen einzelner Aspekte. Wie ja auch schon die Kritik am Paretoprinzip vermuten lässt.

Heutzutage wird das Paretoprinzip häufig für Projekt- und Zeitmanagement zur Hilfe gezogen, um wichtige Arbeitspakete zu erkennen und schnelle Fortschritte bei relativ guten Ergebnissen zu erzielen (um hundertprozentige Ergebnisse zu erzielen, benötigt man 100 % der Bemühungen). Es hilft zudem, Arbeiten zu identifizieren, die aufgrund fehlender Effizienz aufgeschoben oder weggelassen werden können. Kritiker bemängeln an der Übertragung auf das Projektmanagement, dass das Prinzip dazu verführe, Aufgaben nicht mehr komplett abzuschließen, dass es aber gleichzeitig Aufgaben oder Projekte gebe, für die eine 80-%-Erledigung nicht ausreichend sei. Werden im Projektmanagement lineare Modelle wie das Wasserfallmodell verwendet, sind „Pareto-Ketten“ über mehrere Projektphasen ein Risiko. Die „unnötigen 20 %“ potenzieren sich bei solchen Ketten zu einem erhöhten Aufwand in den letzten Projektphasen, möglicherweise ergibt sich auch ein unbrauchbares Endergebnis.

Ebenfalls Wikipedia

Einer der Schüler ging auf die Bühne mit nichts als Geschwafel im Gepäck. Er ließ nicht erkennen, dass er die Veranstaltung damit persiflieren wollte, sondern im Gegenteil, dass er tatsächlich glaubte, seine Arbeit sei wertvoll. Vermutlich dachte er noch, dass die anderen viel zu viel Bohei aus dem Auftritt gemacht haben, wenn auch noch eine ordentliche Power-Point-Präsentation erstellt wurde. Ja, da bleibt auch nicht mehr, als den Mut zu bewundern, oder man wundert sich über die Borniertheit. Ist das aber ein Einzelfall? Sicherlich waren wir an dem Tag Zeuge von der gesamten Bandbreite an Einsatzbereitschaft, denn vor allem einer meiner Schüler hat sich wirklich sehr bemüht, den Text flüssig auswendig zu erlernen, Wirkung beim Publikum zu erzielen, die Zeit einzuhalten und eine Leitfrage mit einer eindeutigen Antwort herauszuarbeiten. Ich bedaure, dass er letztlich nicht gesiegt hatte, wenngleich auch sehr knapp gegen seine Darbietung zum Ottomotor entschieden worden war.

Filmplakat „idiocracy“ (2006)

Das jedoch ist gar nicht das Ende der Kette. Auf der anderen Seite steht, dass es der Jury unglaublich gut gefallen hat – die zumindest aus einer sehr gestandenen Kollegin bestand. Auch alle anderen Lehrkräfte waren angetan von diesem unendlichen Mut. Mein Hinweis, dass der „Science“-Aspekt doch sehr waghalsig gedeutet wurde, wurde weggewischt, denn das käme dann eben noch später. Ja, kommt das denn später noch? Oder befinden wir uns nicht schon längst in der Wirklichkeit des SiFi „Idiokratie“? Oder ist das nicht etwas, was schon unsere Altvorderen behauptet haben und ich selbst bin jetzt einer diese Altvorderen, die glauben, die Welt gehe mehr vor die Hunde als damals und eigentlich ist alles gut?

Ganz sicher ist allerdings, dass ich inzwischen nicht mehr richtig platziert bin an der Schule unter Jugendlichen, wenn mir die Sprache von Referendar:innen bereits zu „jugendlich“ erscheint. Mega. *schüttel

Was mir auf jeden Fall für eine gute Darbietung auf inhaltlichem Niveau gefehlt hat: Zeit. Ich hätte gern noch ein bis zwei Wochen mit diesen Jugendlichen gearbeitet und aus deren Wissenssteinbruch einen runden Vortrag entwickelt. Die Zeit war zu knapp von der ersten Hörprobe am Dienstag zu einer super Aufführung am Mittwoch zu kommen und das bei einem Einsatz von maximal zwei Zeitstunden.
Vielleicht sind an der Gegart neue Bühnenshowtalente geschmiedet worden, weil sie tatsächlich etwas mitnehmen, wie eine Kollegin am Schluss meinte, denn den Mut, die Welt zu erobern, haben diese Kids. Vielleicht finden sie auch noch den Rest auf ihrem Weg. An der Gegart waren sie jedoch die ersten, die mutig ein neues witziges, spannendes Terrain eröffneten. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Zeit, um etwas mehr als 20 Prozent zu erarbeiten.

Endspurt vor den Ferien – Der Anfang von Irgendwas

Mittwoch – ein Tangoabend-Mittwoch. Ich weiß, ich werde heute nicht gehen. Lust habe ich, aber morgen klingelt der Wecker vor normaler Wachwerdzeit (also vor sieben Uhr). Vor sieben Uhr ist es Nacht. Es sei denn, ich bin noch wach. Insgesamt ist dies das vorletzte Mal, dass ich so früh aufstehen muss. Dann stehen die Ferien vor der Tür. Endspurt in der Schule und Aufbruch hier in meiner Wohnung – in zweierlei Hinsicht.

  1. Schon eine Woche später geht es Richtung „neuer Kontinent“: Mexiko – San Franzisko – Los Angeles – Las Vegas – New York. Freiheit in Mexiko, durchgetaktet in Amerika.
  2. Vorbereitung des Videotagebuchs bzw. des Making off zu meinem Roman bzw. zu meinem Lebenswendepunkt.

Gerade das zweite „Irgendwas“ möchte ich unter die Lupe nehmen. (Den Urlaub – das hole ich nach, doch vorher mehr zu meinem Making off.) YouTube bietet sich als bekannte Plattform an, drängt sich sozusagen auf. Also YouTube – einen Kanal einrichten. Und dann beginnt die Achterbahn der neuen Begriffe:

Vieles davon sagt mir überhaupt noch nichts, doch ich merke, ich werde langsam heiß darauf, in die Produktionsphase zu gehen und ein wenig zu experimentieren mit dem Dashboard.

Angefangen habe ich mit dem ELEVATOR PITCH (mir Hilfe auf der Seite geholt, die ich euch verlinkt habe). In diese 60 Sekunden das Interesse für mein Angebot so zu wecken, dass mein Zuschauy seinen Nutzen davon erkennt, mir zu zuhören, wenn ich ihm zudem meine Motivation erkläre und einen Appell an ihn richte? Wow. 60 Sekunden ist mager, schmerzhaft mager. Ich habe einige Anläufe gebraucht, meine Keywords in sechzig Sekunden unterzubringen und gebe zu, ich brauchte im günstigsten Fall aktuell achtzig: Jugendversprechen, Astrid Lindgreen, zweite Lebenshälfte, Theaterstück Genkorrektur, Was wäre, wenn …, Corona-Roman 1, Einlösen des Versprechen, Lehrerberuf, Pension und Sicherheit an den Nagel hängen. Was? Wie? Wohin? Wir reden drüber. Daraus also den Elevatorpitch drehen, kurz und knackig, mit allem, was es schon für eine Wiedererkennung braucht: Kanalbanner, Musik im Hintergrund, Phrasen, Begrüßungsritual, Abschlussformel.

Aber wen interessiert das? Puhdale. Dann mal los?
Ich bin auf jeden Fall neugierig, es zumindest auszuprobieren. Und man wächst mit seinen Anforderungen. Aktuell bin ich auch wieder bereiter, mir ein Lektorat zu kaufen. Meine Betaleseratten lesen nicht. Zwingen kann ich sie schließlich nicht. Einen Lektor schon. Er hat zumindest eine Motivation.

Warten wir, was der nächste Tag bringt.

Gute Nacht

Ein Nicht-Auszug aus meinem Roman als Klappentext?

Würdest du das machen? Es ist interessanter als ein Auszug aus dem Roman zu präsentieren, weil in diesem Ausschnitt alle Probleme angerissen werden, doch kann man das so machen? Bricht es nicht die Erwartung, wenn der Leser oder die Leserin das Buch in der Hand hat und diesen Nicht-Auszug liest? Ja, er könnte in dem Roman stehen. Doch zeitlich liegt er vor der Geschichte des Romans und er ist nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben, wie Anna sonst in dem Roman berichtet. Also ein Nicht-Auszug. Auch kein Teil des Prologs, weil der Zeitpunkt weit vor dem Beginn des Prologs liegt. Damit ihr wisst, wovon ich spreche:

Anna stand an für Brot. Nicht wie damals beim Lockdown während der Corona-Infektion, weil man einen großen Abstand einhalten musste. Vor ihr noch elf Frauen, hinter ihr viele weitere. Die Maske schützte sie vor der Asche. Die Leichen wurden in Takt von zwei Stunden auch auf dem Parkplatz vor dem Rathaus verbrannt. Der beißende Geruch von verbranntem Fleisch drang durch den Filter in ihre Nase. Sie nahm es kaum mehr wahr.

In Gedanken war sie beim letzten von ihr obduzierten Leichnam und suchte eine Lösung gegen dieses Virus. Ob sie noch Brot bekommen würde? Viele Alternativen zu diesem Anstehen gab es nicht mehr. Die Regale in den Supermärkten waren leer. Keine Milch, kein Mehl, keine Hefe, Eier, Nudeln, kein Reis und keine Kartoffeln, auch keine Konserven mehr. Kriegsähnlicher Zustand auf der Straße, aufgerissene Müllbeutel breiteten sich aus, Abfall, streunende Hunde, zerbrochenes Glas, Möbel. Knirschen unter den Schuhen. Anna starrte in sich gekehrt auf Bruchstücke von Fensterscheiben zu ihren Füssen. Ein Trum, viele Trümmer dachte sie ganz unzusammenhängend. Trum, ihre Großmutter hatte davon erzählt.

Wie würde sie ihrem Mann helfen, wenn ihr keine Lösung einfallen wollte? Ihr Mann kämpfte in ihrem Elternhaus um sein Leben, bereits seit zwei Wochen. Zwei Wochen schon, ein kleiner Hoffnungsschimmer lugte durch ihre Gedanken. Sie klammerte sich an ihn. Er könnte zu den fünf Prozent der Überlebenden gehören. Als Ärztin wusste sie, dass die Wahrscheinlichkeit gering war, sehr gering. Sie fragte sich, wie sie hier so ruhig stehen konnte? Innerlich lachte sie scharf, als sie ihre aktuelle Situation mit der Coronazeit verglich. Den Schläfervirus hatte niemand erwartet. Wenn Viren eine biologische Lebensform waren, dann war dieser Virus eine sehr zynische und grausame. Ihr Magen biss an ihre dünnen Magenwände. Sie ignorierte den Schmerz wie gewöhnlich.

Als sie an der Reihe war, nahm sie das erste Mal ein Gesicht vor sich wahr. Tief in den Höhlen liegende Augen mit schwarzen Rändern blickten sie an, der Arm hielt ihr ein Brot entgegen, der andere ausgestreckt mit flacher Hand verlangte nach ihrer Essensmarke. Als sie nicht schnell genug reagierte, riss die Frau sie ihr ungeduldig aus den Fingern. Worte wechselte keine mehr. Anna ergriff das Brot und machte sich auf den Rückweg zu ihrem sterbenden Mann...

Klappentext zu „Oben – Unten“ von Scarlett H Mirro

Kann man das machen? Würde das den Leser oder die Leserin irritieren, dass dieser Text nie Teil des Romans ist? Wird er sich betrogen fühlen, wenn er bemerkt, dass der Klappentext eine auserzählte Episode ist, die so nicht aufgegriffen wird? Nicht in der Form. Anders natürlich schon.

Ich wäre für Hinweise dankbar. Gerne hinterlasst mir einen Kommentar.

Den Roman selbst herausgeben – die Entscheidung ist gefallen (mehr oder weniger)

Kennt ihr das? Man weiß genau, was zu tun ist, doch hofft man, dass es dazu nicht kommt! SO geht es mir jetzt. Ich weiß, es ist vernünftig diesen Schritt zu gehen, es ist sinnvoll, die Veröffentlichung selbst in die Hand zu nehmen, nicht auf einen Verlag oder eine Agentur zu setzen und doch – ich hab Hemmungen, diesen konventionellen Weg zu verlassen. Aber wäre ich ICH, wenn ich mich davon abhalten ließe, wenn nicht gerade die Erkenntnis, dass ich Hemmungen, Sorgen und Ängste habe, dazu führt, dass ich es mache?

Was macht mir Sorgen?

Ich habe Angst davor, dass das, was auch immer es ist, plötzlich so groß wird und ich den Prozess nicht mehr händeln kann, bevor ich „mitgewachsen“ bin. Gleichzeitig denke ich: Was, wenn es niemanden interessiert? Wenn ich kein Feedback bekomme? Was, wenn ich für Peanuts investiere? Wäre ja nicht schlimm, wenn ich selbst nur Peanuts investiere für den Erfolg, aber umgekehrt? Andere finanzieren in ihr Hobby mehr als ich bislang in meine Ideen. Ist das aber vergleichbar? Klar braucht ein knackiger, duftender, roter Apfel keine Werbung, aber auch er braucht eine Begegnung. In dem großen ganzen Gewimmel von roten, knackigen Äpfel, wie den duftigsten ermitteln? Ich verstehe das Konzept der Offenbarung – kognitiv verstehe ich das … und Hemmungen sind dennoch da.

Mein persönlich dritter Knackpunkt: Manchmal denke ich, ich bin zu grob geschnitzt, zu wenig professionell, zu wenig genau, spare vielleicht an der falschen Stelle den Einsatz von Geld, Zeit und Kraft.

Vertrauen und Atmen. Letztlich kann man nur einen Schritt vor den anderen setzen.

Was sind meine nächsten Schritte?

Wenn ich den Roman selbst publizieren will, sind es bestimmt Schritte, die ich sozusagen vor der Publikation erledigen muss.

  1. Cover des ersten Romans gestalten lassen, damit es eine gewisse Professionalität ausstrahlt.
  2. Mich über die Möglichkeiten, Richtlinien und Fallstricke als Selfpublisher informieren.
  3. Nach der Beta-Lese-Runde die korrigierte Endfassung mit dem Cover als Selfpublisher veröffentlichen. Dafür einen gut gewählten Zeitpunkt aussuchen.
  4. Konzept, Verlaufsplan zu dem Videoblog (oder so ähnlich) „Making of dysTOPOI“- womit ich schon begonnen habe.
  5. Werbestrategien planen und anlaufen lassen.
  6. Community Betreuungskonzept entwickeln.
  7. Startschuss für Video-Logbuch und für den Roman festlegen.
  8. Und dann die Betreuung, das Nachfassen, das Nachsorgen. Da beginnt die Arbeit.

Es ist ein Prickeln in meinen Blutbahnen, verheißungsvoll und voller Bewegung. Eine bewegte Aufbruchstimmung, die sich immer wieder mit den Sorgen und der Angst vermischt. Mit den Zweifeln, die wie Schatten an der Angst kleben. Angst – kenn ich gar nicht, dachte ich. Angst, selbst hier muss es schon ein besonderes Format bekommen, damit sie mir den Hals abschnürt. Und doch, die Euphorie, das Gefühl, etwas Besonderes gefunden zu haben …

Bleib doch, bleib bei der Euphorie!

Die sechsstündige Vorstellungsrunde von acht Persönlichkeiten mit innovativen Projekten – Treffen der Drehbuchwerkstatt Berlin im Literaturhaus

Worüber spricht man, wenn man sich aus einem Onlineseminar – genauer aus einem von Aleksandra Kumoreks Drehbuchwerkstattseminaren – kennt und sich zum Netzwerken trifft? Natürlich über das Verbindende. Wie naheliegend. Wenn man die Vorstellungsrunde jedoch zelebriert, bei der alle zuhören und nachfragen, dann wird aus einer sonst meist langweiligen, trägen Vorstellung ein Ereignis bunter Vielfalt; dann entsteht eine synergetische Mischung von Erfahrung, Tipps und Spannung.

  • Nummer eins der Teilnehmenden erzählte von seinem Betreuungsprojekt von Iranern in Berlin.
  • Nummer zwei erzählte von einem Filmprojekt zu den trojanischen Geräten einer Firma in der Schweiz und über sein Projekt zum Thema „Dialekt“.
  • Ich als Nummer 3 berichtete von meinem Roman und der Idee, in drei Jahren auszusteigen, um weiterzuschreiben.
  • Nummer vier erzählte von seinem PC-Spiel, an dem er arbeitet, obwohl er gar kein Gamer ist.
  • Nummer fünf erzählte von einem Filmprojekt in der Antarktis, das sie begleitet hat und nun ein Film zum Thema „Schnee“ plant.
  • Nummer sechs berichtete von einem Filmprojekt in Ecuador, wohin sie möglichst bald wieder möchte, weil sie das Dreh- und Schauspielteam zusammenstellen möchte und internationale Fördergelder aufgebraucht werden müssen.
  • Sieben pries eine neu entdeckte Online-Marketing-Strategie an; durch eine gut gefütterte und gewachsene Community ließen sich mehr Interessierte erreichen als durch konventionelle Möglichkeiten – also statt analog.
  • Acht führte ihren Plan aus, einen besonderen Tag ihres Leben als Drehbuch zu verwirklichen.

Ein Projekt spannender als das andere, ein Thema informativer als das andere. Wie eine duftende bunte Blumenwiese mit Schmetterlingen. Zwischendurch haben wir gegessen. Und ich hatte mir eine kleine Pinkelpause genehmigt. Eine. Es war so spannend.

Making of (m)eines Traums – erste Anzeichen von Bewegung

Aleksandra ermunterte mich, doch weniger auf die konventionelle Vermarktungsstrategien meines Romans zu setzen, sondern mir eine Community zu zulegen und diese stärker für mein Projekt „Roman“ zu begeistern, als ich gerade ausgeführt hatte, dass ich erste positive Reaktionen auf meinen Roman erhalten hätte. Sie berichtete von einem Vertag für ein Lehrwerk, den sie letztlich nicht unterschrieben hat, weil sie nicht nur sehr wenig daran verdient hätte, sondern weil sie zudem alle Recht an ihrem Text und an die Verbreitung sowie Nutzung des Inhalts verloren hätte und weil der Verlag letztlich damit hätte machen können, was er gewollt hätte.

Ich halte mich hier zurück, Auszüge meines Romans zu veröffentlichen, um nicht das Risiko einzugehen, dass deswegen kein konventioneller Verlag den Roman übernimmt. Doch ist das nicht eigentlich idiotisch? Aleksandra rät zu Selbstermächtigung – lieber Selbstverlag oder Selfpublishing als mit diesem Knebel in die Öffentlichkeit.

Dann die entscheidende Ergänzung: Ich fragte, ob nicht jemand der Anwesenden als Filmemacher Lust hätte, meine Geschichte von jetzt bis zum Aufbruch, um Schreiben zu können, zu verarbeiten und zu publizieren. Vivien erklärte, dass ich doch besser ein Videotagebuch führen sollte, in dem ich selbst das Making of nach und nach einem Publikum erzähle, dass sich dafür interessiert. Ich solle erzählen:

  • wie es dazu kam, dass ich die Geschichte geschrieben habe,
  • wieso ich die Schule verlassen will und was das mit dem Text zu tun hat,
  • was an dem Thema so reizvoll ist,
  • wie ich zu den einzelnen Themen recherchiert habe,
  • welche Fragen mich noch beschäftigen,
  • wie verschiedene Reaktionen sind, etc.

Dialogisch, die Zuschauenden mitnehmen, Rahmenhandlungen dazu erzählen, Up and Down`s ergänzen. Keine künstliche Autorenmarke, keine aufgespritzte Story, statt dessen das, wofür ich brenne. Am besten auf zwei Kanälen: YouTube und Instagram. Selbstermächtigung statt Bittstellerhaltung. Bettina meinte, ich hätte was zu erzählen, ich wüsste, wovon ich spreche. Das Polarisierende als Element des dialogischen verwandeln und Kampf vermeiden. Handwerk, Technik, Persönliches, Philosophie, Story. Das lässt sich verknüpfen.
Aleksandra erklärte, dass das Ganze eine Dramaturgie benötigt und diese Dramaturgie sei planbar.

Frauen – Frauenthemen – Feminismus

Natürlich ein Roman für Frauen – hab ich auch immer gedacht. Ist er aber nicht eher ein Roman für Männer? Schon mein erstes Thema für einen Videoblog? Vielleicht nicht der günstigste Einstieg. Aleksandra Kumorek berichtete von ihrer bald an den Start gehenden Idee der #Medienmacherinnen über Instagram. Ultrabegeistert. Begründete, wieso sie ein kleines „i“ in ihrem Wort hat, wieso sie sich ausgerechnet an Frauen wendet und nicht an Männer und Frauen. Weiter folgte, was sie plant, wie sie vorgehen wird, weil sie schon vor vielen Jahren die Diskrepanz zwischen Frauenfähigkeiten und Frauenumsetzung gesehen hat. Wie war es zu erklären, weshalb Frauen trotz ihrer Kompetenzen deutlich weniger daraus Gewinn schöpfen können, als Männer? Dann erzählte Aleksandra ausführlich, dass sie ganz sicher auch auf diesen Knebelvertrag des großen Verlags hereingefallen wäre, wenn bestimmte Parameter anders gewesen wären: Angewiesenheit auf die Publikation, mangelnde Sachkenntnis und Sachverstand, keinen anderen Erfolg, Selbstwertschöpfung, Akzeptanz von Gegebenheiten. Die Betreuerin des Verlags hatte ihr versichert, es handelte sich um einen gewöhnlichen Standardvertag. Mindsetting als neues Zauberwort. Den Frauen fehlt es nicht an Kompetenz, sondern an der richtigen Mischung der Selbstdarstellung, dem passenden Selbstbewusstsein und der Lust, nicht passend, lieb und gefällig zu sein, wenn es darauf ankommt.

Statt Manspreading anzuprangern, sich als Frau selbst im Raum behaupten. Statt die Männer Krähen lassen wie Gockel, einmischen und selbst Krähen und zwar selbst dann, wenn man glaubt, es sei nicht wichtig. Dann erst recht.

Und statt Kampf und Konfrontation besser Selbstermächtigung, Vernetzung und neue Territorien. In diesem Sinne – auf in die Gleichberechtigung des Internets?