Die sechsstündige Vorstellungsrunde von acht Persönlichkeiten mit innovativen Projekten – Treffen der Drehbuchwerkstatt Berlin im Literaturhaus

Worüber spricht man, wenn man sich aus einem Onlineseminar – genauer aus einem von Aleksandra Kumoreks Drehbuchwerkstattseminaren – kennt und sich zum Netzwerken trifft? Natürlich über das Verbindende. Wie naheliegend. Wenn man die Vorstellungsrunde jedoch zelebriert, bei der alle zuhören und nachfragen, dann wird aus einer sonst meist langweiligen, trägen Vorstellung ein Ereignis bunter Vielfalt; dann entsteht eine synergetische Mischung von Erfahrung, Tipps und Spannung.

  • Nummer eins der Teilnehmenden erzählte von seinem Betreuungsprojekt von Iranern in Berlin.
  • Nummer zwei erzählte von einem Filmprojekt zu den trojanischen Geräten einer Firma in der Schweiz und über sein Projekt zum Thema „Dialekt“.
  • Ich als Nummer 3 berichtete von meinem Roman und der Idee, in drei Jahren auszusteigen, um weiterzuschreiben.
  • Nummer vier erzählte von seinem PC-Spiel, an dem er arbeitet, obwohl er gar kein Gamer ist.
  • Nummer fünf erzählte von einem Filmprojekt in der Antarktis, das sie begleitet hat und nun ein Film zum Thema „Schnee“ plant.
  • Nummer sechs berichtete von einem Filmprojekt in Ecuador, wohin sie möglichst bald wieder möchte, weil sie das Dreh- und Schauspielteam zusammenstellen möchte und internationale Fördergelder aufgebraucht werden müssen.
  • Sieben pries eine neu entdeckte Online-Marketing-Strategie an; durch eine gut gefütterte und gewachsene Community ließen sich mehr Interessierte erreichen als durch konventionelle Möglichkeiten – also statt analog.
  • Acht führte ihren Plan aus, einen besonderen Tag ihres Leben als Drehbuch zu verwirklichen.

Ein Projekt spannender als das andere, ein Thema informativer als das andere. Wie eine duftende bunte Blumenwiese mit Schmetterlingen. Zwischendurch haben wir gegessen. Und ich hatte mir eine kleine Pinkelpause genehmigt. Eine. Es war so spannend.

Making of (m)eines Traums – erste Anzeichen von Bewegung

Aleksandra ermunterte mich, doch weniger auf die konventionelle Vermarktungsstrategien meines Romans zu setzen, sondern mir eine Community zu zulegen und diese stärker für mein Projekt „Roman“ zu begeistern, als ich gerade ausgeführt hatte, dass ich erste positive Reaktionen auf meinen Roman erhalten hätte. Sie berichtete von einem Vertag für ein Lehrwerk, den sie letztlich nicht unterschrieben hat, weil sie nicht nur sehr wenig daran verdient hätte, sondern weil sie zudem alle Recht an ihrem Text und an die Verbreitung sowie Nutzung des Inhalts verloren hätte und weil der Verlag letztlich damit hätte machen können, was er gewollt hätte.

Ich halte mich hier zurück, Auszüge meines Romans zu veröffentlichen, um nicht das Risiko einzugehen, dass deswegen kein konventioneller Verlag den Roman übernimmt. Doch ist das nicht eigentlich idiotisch? Aleksandra rät zu Selbstermächtigung – lieber Selbstverlag oder Selfpublishing als mit diesem Knebel in die Öffentlichkeit.

Dann die entscheidende Ergänzung: Ich fragte, ob nicht jemand der Anwesenden als Filmemacher Lust hätte, meine Geschichte von jetzt bis zum Aufbruch, um Schreiben zu können, zu verarbeiten und zu publizieren. Vivien erklärte, dass ich doch besser ein Videotagebuch führen sollte, in dem ich selbst das Making of nach und nach einem Publikum erzähle, dass sich dafür interessiert. Ich solle erzählen:

  • wie es dazu kam, dass ich die Geschichte geschrieben habe,
  • wieso ich die Schule verlassen will und was das mit dem Text zu tun hat,
  • was an dem Thema so reizvoll ist,
  • wie ich zu den einzelnen Themen recherchiert habe,
  • welche Fragen mich noch beschäftigen,
  • wie verschiedene Reaktionen sind, etc.

Dialogisch, die Zuschauenden mitnehmen, Rahmenhandlungen dazu erzählen, Up and Down`s ergänzen. Keine künstliche Autorenmarke, keine aufgespritzte Story, statt dessen das, wofür ich brenne. Am besten auf zwei Kanälen: YouTube und Instagram. Selbstermächtigung statt Bittstellerhaltung. Bettina meinte, ich hätte was zu erzählen, ich wüsste, wovon ich spreche. Das Polarisierende als Element des dialogischen verwandeln und Kampf vermeiden. Handwerk, Technik, Persönliches, Philosophie, Story. Das lässt sich verknüpfen.
Aleksandra erklärte, dass das Ganze eine Dramaturgie benötigt und diese Dramaturgie sei planbar.

Frauen – Frauenthemen – Feminismus

Natürlich ein Roman für Frauen – hab ich auch immer gedacht. Ist er aber nicht eher ein Roman für Männer? Schon mein erstes Thema für einen Videoblog? Vielleicht nicht der günstigste Einstieg. Aleksandra Kumorek berichtete von ihrer bald an den Start gehenden Idee der #Medienmacherinnen über Instagram. Ultrabegeistert. Begründete, wieso sie ein kleines „i“ in ihrem Wort hat, wieso sie sich ausgerechnet an Frauen wendet und nicht an Männer und Frauen. Weiter folgte, was sie plant, wie sie vorgehen wird, weil sie schon vor vielen Jahren die Diskrepanz zwischen Frauenfähigkeiten und Frauenumsetzung gesehen hat. Wie war es zu erklären, weshalb Frauen trotz ihrer Kompetenzen deutlich weniger daraus Gewinn schöpfen können, als Männer? Dann erzählte Aleksandra ausführlich, dass sie ganz sicher auch auf diesen Knebelvertrag des großen Verlags hereingefallen wäre, wenn bestimmte Parameter anders gewesen wären: Angewiesenheit auf die Publikation, mangelnde Sachkenntnis und Sachverstand, keinen anderen Erfolg, Selbstwertschöpfung, Akzeptanz von Gegebenheiten. Die Betreuerin des Verlags hatte ihr versichert, es handelte sich um einen gewöhnlichen Standardvertag. Mindsetting als neues Zauberwort. Den Frauen fehlt es nicht an Kompetenz, sondern an der richtigen Mischung der Selbstdarstellung, dem passenden Selbstbewusstsein und der Lust, nicht passend, lieb und gefällig zu sein, wenn es darauf ankommt.

Statt Manspreading anzuprangern, sich als Frau selbst im Raum behaupten. Statt die Männer Krähen lassen wie Gockel, einmischen und selbst Krähen und zwar selbst dann, wenn man glaubt, es sei nicht wichtig. Dann erst recht.

Und statt Kampf und Konfrontation besser Selbstermächtigung, Vernetzung und neue Territorien. In diesem Sinne – auf in die Gleichberechtigung des Internets?  

Empfehlungsschreiben – Wenn der Text den Texter ungewollt entlarvt.

Als Lehrkraft kommt es vor, dass mich ein junger Mensch um ein Empfehlungsschreiben für seine weitere Laufbahn bittet. Meistens sind es Jugendliche, die sich nach dem erfolgreichen Abschluss des Abiturs für ein Studium um ein Stipendium bewerben. Häufig handelt es sich bei diesen Jugendlichen auch um engagierte Schülys, die sich tatsächlich im Schulleben hervortun, soziale Ämter übernehmen und insgesamt zielstrebig wirken.

In letzter Zeit allerdings häufen sich jedoch Anfragen nach Empfehlungsschreiben an mich, bei denen ich nicht mehr weiß, wie ich darauf angemessen reagieren soll. Dass ich als Lehrkraft gemeinhin als Dienstleistungsfigur betrachtet werde, dass Schülys oft ein klarer Respektbezugsrahmen fehlt und dass es diesen jungen Menschen vor allem an Selbstüberschätzung nicht mangelt, ist mir durchaus bekannt, aber manchmal frage ich mich, ob es dazu Grenzen gibt?

Ein Beispiel von einer Jugendlichen, welche die Klasse 10 besucht:

„Meinen Durchschnitt kennen sie ja… Außerdem bin ich bei den Schulsanis und habe an der TU Dortmund an verschiedene Kurse in verschiedenen Fachgebieten teilgenommen. Ich denke das ich eine führende Rolle in Gruppen arbeiten übernehmen und oft erwachsen und Verantwortungsvoll Handel in der Schule. Sonst keine Ahnung was sie reinschreiben können…. Wir hatten ja auch mal vor zieh Jahren zusammen unterricht…“

Anonym

Der Absenderin ist es völlig egal, was beim anderen ankommt, weil sie davon ausgeht, dass ich sie schon irgendwie verstehe. Natürlich verstehe ich sie irgendwie. Ich kann daraus auch sinnvolle und rechtschreibfehlerfreie Sätze bilden. Doch was ist mit der inneren Haltung der Absenderin? Dudu macht das schon? Es hat so eine rotzige Art. Dieser Art Schreiben sind mehrere zu nennen, Oberstufe sowie Abgangsjahrgang.

Ich erklärte, dass das Stipendiumsgutachten irgendetwas enthalten sollte, was das Besondere des Probandys hervorhebt, zusätzliche Leistungen. Ich erhielt darauf hin folgenden Text, der auf zwei Seiten durch ein übergroßes Format (Schriftgröße) gestreckt war:

anonymisiertes Schreiben

Anerkennend muss ich sagen, die Lobeshymnenfloskeln hat sie gut in Anwendung gebracht. Ohne jeden Inhalt und gleich direkt beweisend, dass es sich ausschließlich um Floskeln handelt. Doch gleichzeitig entlarvt die Schreiberin die Floskeln als das, was sie doch so oft nur sind: Worthülsen.

Beispielhaft zeigt sich, wie wenig von dem umgesetzt worden war, was ich vorher erbeten hatte, denn welche Anforderungen nun die Stiftung oder die Förderer stellen, wird nicht deutlich, ebenso wenig ihr soziales Engagement, ihre Tätigkeiten an der Schule, etc. . Als PDF-Datei ließ sich das nicht ohne Umstände bearbeiten, so dass ich um a) eine erste Fehlerkorrektur á la Rechtschreibprogramm und b) um eine Formatveränderung bat. Im Grunde hätte die Jugendliche lediglich ihre erste Datei zusenden brauchen. Ich bat in einer weiteren Mail also um entsprechende Korrektur, ein anderes Dateiformat und weitere Informationen. (Natürlich hätte ich es in der Zeit drei Mal selbst geschrieben, aber mir geht es hier um die Ernsthaftigkeit der jungen Frau, die doch eigentlich etwas von mir will, nicht ich von ihr. )

Folgende Antwort erhielt ich daraufhin:

„Toll ich habe die Mail abgeschickt ausversehen. Also ich habe keine Ahnung von sowas und das Layout und alles.. Ich habe es auf dem Tablet geschrieben und auch meine Rechtschreibung.. Ich dachte das ist da nicht so das Problem weil sie dsd ja noch „schön machen“ wollen… Woher sollte ich vorher wissen das sie da nur die Unterschrift drunter setzen wollten… Ich habe mein bestes gegeben und von anderen Empfehlungsschreiben abgeschrieben, wenn es eine totale Katastrophe ist, dann habe ich halt Pech und ein Empfehlungsschreiben weniger für das Stipendium.“

anonym

Und mir drängt sich der Gedanke auf, wenn dieses Schreiben das Beste war, was eine ca. 16 Jährige verfassen kann, der zu sich und ihrem sozialen Engagement wenig einfällt, wenn der Tonfall für eine Gefälligkeit (denn zu meinen Aufgaben gehört dieses Service nicht) so geringeschätzend ist, dann kann die Ernsthaftigkeit zwar unbestritten, das Vermögen für ein Stipendium aber wohl kaum gegeben sein.

Auffällig und besonders ist neben all der jugendlichen Selbstüberschätzung, die sicherlich reifebedingt ist, dass die verbale oder schriftliche Äußerung einer Bitte kaum als Bitte gedeutet werden kann, viel mehr als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. Wenn das Ergebnis der vom anderen erbrachten Leistung – in dem Fall von mir -, ungehalten und abfällig kommentiert wird, wenn Verärgerung auf der Seite des Absenders folgt, weil der andere nicht genau so funktionierte, wie man sich das gewünscht hat, statt sich selbst zu fragen, was der andere – als ich – denn mitteilen will, dann gibt es keinen Lernfortschritt.

Dieser Mangel an Sorgfalt jenseits von Leistungsbereitschaft und sozialem Engagement ist es, denn ich zunehmend beklagen ja sogar beweinen möchte. Wird an allen Stellen und Ecken mehr Sensibilität für die Schwächen, für Eigenschaften und Merkmale eingefordert, darf man immer weniger kritisch sagen, was man denkt, weil alles empfindlich persönlich und politisch zugleich wird, so möchte ich eine neue Rücksicht durch Höflichkeit. Bitte einmal den Satz bedenken, den ich gesagt habe. Äußerungen von Lehrkräften nicht sofort als Quatsch, als unangemessen oder als persönlich gewollte Kränkung abtun, sondern die Sachinformation suchen, die Beziehungsebene als „ungleich“ anerkennen, den Appell wirken lassen, und sei es einfach nur, weil wir studiert haben und schon ein paar Jahre mehr Lebenserfahrungen sammeln durften. Mir erscheinen die Jugendlichen mehr und mehr als „Ich will – sofort“-s denn als ernstzunehmende Persönlichkeiten, die etwas zu sagen haben.

Ende der patriarchalen Strukturen? – Wenn sich Liebe vom Rest trennen ließe

Das Glück ist perfekt, der Himmel voller Geigen. Das Gegenüber eine spannende, vielseitige, interessante Person mit einem unentdeckten Universum. Alles ist schön, alles ist gut. So soll es bleiben. Nach einiger Zeit kennt man den anderen, jede Geste ist durchstudiert, die Stimme verrät schon die Stimmung, während dies für andere Ohren unhörbar scheint. Es fühlt sich irgendwie richtig an, trotz Unstimmigkeiten.

Es folgt der Beschluss, zusammenzuziehen. Die Kollision zweier Universen: zwei Kulturen, zwei verschiedene Ritualsysteme, zwei moralische Konzepte, zwei verschiedene System, Probleme zu bearbeiten. Als Experiment sicher spannend: zwei Arten, mit Geld umzugehen, zwei Versionen, Kinder zu erziehen, zwei Formen, mit Freizeit, Sauberkeit, Ressourcen, Raum, etc. umzugehen. Die Scheidungsrate berichtet, wie oft dieses Experiment der Fusion missglückt. Eigentlich ist alles gut, solange es keine Kinder gibt. Ja, aber die sind geradezu der Motor des Karussells des Unglück. Ohne Kinder kann man das noch händeln, dann jedoch kommen Kinder und werden zur Zerreißprobe der Liebe selbst, während sie doch nichts weiter als Liebe bräuchten.

Können wir uns kein anderes Konzept denken?

Es gibt natürlich Modelle, gelebte Modelle, doch die machen uns Angst. Die fühlen sich falsch an. Sie lassen sich denken, wenn man jenseits der Kinderbekommenszeit steht, aber es muss richtig sein, dass Mama und Papa die Kinder aufziehen, allein und wie sie es für richtig halten. Das muss stimmen. Unser morphologisches Gesetz.

Nur: Das Unglück scheint ein individuelles ist aber doch ein gesellschaftliches Problem: Siehe Schule, siehe Jugendhilfe, siehe Selbstmordrate und Jugendlichen, siehe Scheidungsrate … Wenn es uns so gut mit diesem aus meiner Sicht patriarchalen Konzept ginge, dann dürfte das nicht schlimmer und schlimmer werden, seit die Frau aufgestanden ist, eine gleichwertige Person neben dem Mann zu sein!

#Selbstbestimmtheit; # Selbstverwirklichung; # Gleichberechtigung; # Feminismus

Was ist das Modell, dass vielleicht Heilung verspricht?

Tatsächlich kennen wir es als matriarchales System. Aber leitet das die Frau? Nein, sie ist nur der Fokus, weil sie diejenige ist, die die Kinder bekommt, weil sie die Hauptpflege mit den Kindern hat. Es ist eine egalitäre Gesellschaft. Die Verschiedenheit oder Komplementarität von Geschlecht und Alter wird ohne Hierarchie hat gemeinsame Geltungskraft. Es geht also nicht darum, dass Frauen diesmal die Männer beherrschen. Wirklich interessant erklärt das die Autorin Heide Göttner Abendroth in einem Vortrag über Matriarchate.

Das Matriarchat zeigt uns eine ausgeglichene, gleichberechtigte und friedliche Gesellschaft, ohne Krieg und das Gesetz der Herrschaft. Ich bin überzeugt, dass das Matriarchat für eine humane Welt gebraucht wird.

Frauennetzwerk für Frieden – Heide Göttner-Abendroth (frauennetzwerk-fuer-frieden.de)

Nun, sicher ist, dass es nicht die Lösung gibt, die uns alle rettet, die das Paradies auf Erden schafft, denn wir sind Menschen und Menschen sind Tiere. Ich will auch keine Lanze für Matriarchale Systeme brechen und das als neue Heilslösung propagieren. Mir geht es nicht um eine vollständige Umstrukturierung der Gesellschaft, sondern um die Frage, ob wir nicht auch eine andere, friedlichere Form des Zusammenlebens denken können, als die Version „Mama+Papa+Kind(er)“. Das Konzept dazu möchte ich euch hier vorstellen: Großfamilien als organisierte Einheit mit genug Raum für alle, Verbleib in der eigenen Familie (der Ursprungsfamilie), statt zu wandern und was Neues zu mischen. Vor der Sesshaftigkeit könnte eine Zeit des Ausprobierens stehen, eine Zeit der Wanderschaft, des Weltenbummelns. Wenn man jedoch plant, Kinder zu bekommen, dann sollte man in seinen KLAN zurückkehren und dort im Team oder vernetzt leben können, um Kindern Halt zu geben. Diese Ursprungsfamilie stabilisiert das Miteinander für die Kinder, weil eben nicht verschiedene Kulturen, Moralvorstellungen und Lebensweisen kollidieren. Das Familienleben ist nicht anfällig und davon abhängig, ob die Eltern streiten, ob sie sich lieb haben, ob sie ihre Probleme nicht in den Griff bekommen, ob sie die Karriere an erste Stelle stellen, ob sie infantil sind oder die Kinder nur einen Status symbolisieren oder ob sie die Kinder bekommen haben, um von anderen Probleme abzulenken. All das wird es vermutlich trotzdem geben (denken wir nur, wie explosiv Beziehungen zwischen Mann und Frau sind), aber sie werden nicht mehr die Welt der Kinder aus den Angeln heben. Wenn ein lieber Menschen stirbt, ist das immer noch schlimm, aber das Netz ist da, welches die Kinder hält. Stirbt Vater oder Mutter, endet die Ehe wegen Alkohol, Beruf oder ähnliches, dann ist die Welt des Kinds in Gefahr, dann erlebt das Kind ein Trauma. Das zieht sich durch das Erwachsenwerden und bis zu den eigenen Kindern, bei denen sich die Dramen der Kindheit gern wiederholen.

Die Onkel (also die Brüder der leiblichen Mutter) übernehmen die Vaterrolle oder anders gesagt, sie übernehmen in der Erziehung den männlichen Part. Ganz wichtig, denn das nicht der leibliche Vater der sein muss, der diesen Part im Leben der Kinder verwirklicht, ist nicht ungewöhnlich. Also auch meine Kinder haben andere Männer als nur ihren leiblichen Vater in der Verantwortung erlebt. Daran kann erstmal nichts falsch sein. Es ist nicht so, dass der Vater in einem Matriarchat zu seinen Kindern keine Beziehung haben darf, aber er hat seinen Klan, in dem er lebt, mit den Kindern, die er als Onkel/Vater betreut. Und wenn er mit einer Frau zusammen ist, kann er auch mit ihr Leben, bei ihr sein, wird aber in ihrem Klan immer Gast sein. Das kann auch lebenslang funktionieren. Das entscheidende Kriterium ist hier nicht die Beziehung zwischen Mann und Frau, die das Familiendasein trägt, sondern die Familie in mehreren Generation, die einheitlich bleibt.

Ja, das macht Angst. Die Vorstellung, man ist aus seinem Gott-Status gehoben oder man hat keinen Einfluss, wie das eigene Blut erzogen wird oder dass man die Frau weiter mit Treueschwüre knebelt, weil man selbst so eifersüchtig ist oder was auch immer. Was wir aktuell haben, ist jedoch seit Generationen unschön. Die kulturellen Mischungen sind explosive Ladungen – gerade wenn toxische Männlichkeit gefärbt durch eine Religion unsere „Errungenschaften“ von Gleichberechtigungen und unsere Versuche von Selbstermächtigung unterwandern, weil es auf dem Bett der Liebe Einzug in das Leben der Frauen hat, die sich offensichtlich noch nicht lange genug gegen dieses Gift wehren können.

Was aber, wenn die Ursprungsfamilie nicht der Boden ist, auf dem man gedeihen kann?

Dann kann man immer noch so gehen, wie in dieser Welt auch. Was soll daran anders sein? Auch, wenn ich als einsamer Wolf leben will, denke ich, dass man das in einer matriarchalen Struktur durchaus kann.

Wenn man einen neuen Weg beschreiten will, dann sollte es nie diktatorisch sein. Vorbehaltlos sich anschauen, wie erfolgreich die Mutigen sind und dann sehen, ob das Konzept als eigene Idee denkbar ist, mehr kann man doch nicht wollen? Ich würde mir wünschen, wenn meine eigenen Kinder das hinbekommen würden – für sie selbst. Mein Denken ist zu spät, um es anders gemacht zu haben. Rückblickend würde ich das gern, aber so kann ich nur noch theoretisieren und eine neue Idee in den Wind schreiben.

Vielleicht …

„Du bist mir schon eine Marke!“ – Als Autory, oder was?

Vor dem ersten Schritt nachdenken über das, was man sein will? Bevor ich meine erste Lesung halte, mache ich mir Gedanken, wie ich die Lesungen halten will? Bevor ich meinen Roman veröffentliche, mache ich mir Gedanken, was für eine Autorin ich sein will? Und hier komme ich an die Gendergrenze – ehrlich, ich will doch nicht nur mit den Autorinnen als Autorin verglichen werden, wenn ich einen Satz wie diesen schreibe. „Was will ich für ein Autor sein?“ schließt ein, dass ich mit männlichen Autoren verglichen werde statt mit Frauen, gendere ich den Satz, dann sinkt der Vergleichsparameter um die Anzahl der männlichen Vergleichmöglichkeiten. Aber ich bin eine Frau. Diese neue Genderei führt dazu, dass ich mein Frausein in den Fokus rücke, nein in den Fokus ramme. Aber was hat nun mein Geschlecht mit meiner Schreibe zu tun?

Also von Vorne: Was für ein Autory will ich sein?! Klingt komisch, weil ich doch eindeutig weiblich bin. Puh … was ist die Sprache komplex. Versuche ich es ohne Etikette nach Rosenberg, dann fragt sich, was ist das Autorseiende an der Autorenschaft. Es geht doch um die Aspekte von dem, was einen Schreiberling ausmacht! Was aber ist das denn?

Was ist diese Autorenmarke? Und – weiter gefragt – was wäre meine Autorymarke? Das Unverwechselbare? Eine Marketingstrategie? Die Zeiten für diesen Blog in der alten Fassung sind gezählt, wenn meine Marke steht? Steht …
Oha, eine Leiche.

Meine schriftstellerische Besonderheit ist sicherlich die, dass ich gerne viele Figuren bespiele und gerne ungewöhnliche Handlungen meiner Figuren anstrebe. Inhaltlich neige ich dazu, in dem Gewöhnlichen das Tiefsinnige zu suchen – ich kann eben Smalltalk nicht. Gilt auch privat. Und ich hab vielleicht was zu sagen? Vielleicht. Ich mag flach nicht. Und doch, viele Autorys sind gerade deswegen auch sehr erfolgreich, weil flach. Oh du mein Kafka, solch eine bizarre Tiefe. Mag ich diese Tiefe je erklimmen? Was aber ist das unverwechselbare von Proust, von Kafka, von Musil? Ich spüre, dass ich nicht in diese Reihe gehöre, zumindest werde ich das am Ende nie entscheiden können und auch müssen.

Genügte es damals zu schreiben, heute muss man sich zeigen. Zeigen wie diese Autorinnen im Gespräch: FBM18 // Gesprächsrunde: Aufbau einer Autorenmarke. Rasierklinge war Rainald Goetz 1983 und da noch etwas, das Schlagzeilen machen konnte. Heute muss ich das Übermorgen mitdenken, zumindest, wenn ich gehört werden will. Ist mir das egal, bedeutet: dann ist es auch egal, wie ich etwas sage. Und da ist sie wieder, diese eine Frage, die mich seit Jahren umtreibt:

Habe ich etwas zu sagen, dass gehört werden muss/sollte?

Sind meine Worte mehr als das, was meine Kochkunst vermag? Oder gerade so viel? Ein leckeres Essen? Ein amüsanter Abend? Würde es nicht genügen, wenn es mein Vergnügen mehrt – worin ich äußerst erfolgreich bin? Muss ich mich denn um ein großes Ohr bemühen?

Gestern hatte ich Besuch, den ich mit einem komplett selbstgemachten italienischen Menü beglückte: zweierlei Nudeln (Spinat-Ricotta-Ravioli und Basilikum-Tagliatelle) sowie zweierlei Soßen (Linsenbolognese und Spargel-Sahne-Soße) sowie Fladenbrot mit Kräuterbutter vorab und einem Amarenakirsch-Parfait als Dessert. Fünf Stunden Arbeit, eine Stunde Essvergnügen und Huldigung des Essvergnügens durch angenehme Gespräche, verplätscherte Zeit.

Das Verhältnis von Roman Schreiben zu Roman Lesen ist ähnlich. Nur die Ernte für die Mühe fahre ich doch selten ein. Ehrlich gesagt, hätte mir der Prozess der Menüentwicklung keinen Spaß bereitet, wieso hätte ich das machen sollen? Beides ist bereits ein großes Vergnügen. Doch koche ich keine fünf Stunden für mich allein, wenn ich nicht Menschen habe, die das wertschätzen und sich wohlfühlen, eben weil ich ihnen so ein leckeres Diner bereitet habe. Wieso sollte ich den Roman schreiben, wenn ihn außer mir keiner liest?

Meine Autorenmarke? Ich bin die, die Vergnügen bereitet und den Finger in die Wunde legt, die unangenehme Frage stellt und gut zuhören kann, der man sich öffnet wider Willen. Ich bin die, die zweifelt, sich ehrlich in den Spiegel anschaut und der es schaudert, ob des Menschseins – so ungeheuerlich in jeder Hinsicht. Ich bin die, die keine Diplomatie kann, weil ich sie für eine Lüge halte. Ich bin die, die echte Toleranz durch Verstehen erreichen will. Ich bin die, die trotzdem lästert und trotzdem Vorurteile hat. Nur weiß ich, dass ich Vorurteile habe. Und ich mache mich über uns Menschen lustig, weil wir so lustige Vorstellungen von der Welt haben, ganz so, als sei sie für uns gemacht, nicht, als würden wir nur ein Teil davon sein.
Tja, und wie forme ich daraus eine Marke? Einen gebrochenen Spiegel hab ich ja schon als Künstlynamen, sogar ein Hörspiel hab ich dazu gemacht … vor Jahrhunderten scheint es mir. Vielleicht wäre das dann zumindest das Symbol. Eine Unheilige.

Und wie genau stelle ich das dar?

Fundstück der Woche – auf der Suche nach einem Verlag

Besonders schön der Satz: „Den Duden gibt es auch als Buch.“ Hier hätte ich mir ein „jetzt“ dazwischen gewünscht. Ich bin sicher, meine Schüler und Schülerinnen aus der jüngsten Zeit schicken ihre Texte dorthin – alle. Ich könnte niederknien vor diesen Sätzen. [Ähm, ich mach das mit dem Gendern übrigens jetzt mal etwas einfacher und damit lesbarer. Für Infos bitte diese 10 Min opfern: (13) Genderneutrale Sprache? So einfach geht’s (Thomas Kronschläger – Science Slam) – YouTube]

Denke ich doch gerade an meine zwei 10er Schülys (beiderlei Geschlechts), die ein Gutachten für ein Stipendium von mir wollen, weil sie so herausragende Noten haben. Das Wort „herausragend“ ist hier auffällig, liebe Freundys. Ein Notenschnitt von 1,5 (also einsen und zweien) sei herausragend zu nennen? An einer Gesamtschule? An dieser Gesamtschule wohl gemerkt. Puh. Ich fragte die zwei, ob sie noch irgendwas außer dem Notenschnitt vorweisen können, irgendeinen sozialen Einsatz, irgendwas Tolles, irgendein Projekt. Nö. Ich musste mich bemühen, ernst zu bleiben. Ich habe ihnen erklärt, dass sie mir das mal vorformulieren sollen. Dabei flatterte Folgendes in mein Schulmailfach:

„Ich denke das ich eine führende Rolle in Gruppen arbeiten übernehmen und oft erwachsen und Verantwortungsvoll Handel in der Schule. Sonst keine Ahnung was sie reinschreiben können….“

(Mail an mich – genau so)

Wow. Herausragende Leistungen und einen Satz fehlerfrei Formulieren scheitert. Diskutieren wir an dieser Stelle nicht das Verhalten des Schreibys. Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass die Selbsteinschätzung nicht annähernd an die Wirklichkeit heranreicht, diese Heiligen.

Meine Tochter hatte ein Vorstellungsgespräch und Praktikumsplatz nur deswegen bekommen, weil der Professor den genialen Menschen kennenlernen wollte, der heutzutage noch eine fehlerfreie Bewerbung schreiben konnte. Das war vor acht Jahren! Und was mein Partner an Bewerbungstexten zugesendet bekommt, daraus könnte man eine Bühnenshow machen. Ich befürchte aber, bald gibt es niemanden mehr, der diese Sprachwitze verstehen würde, denn es setzt sich immer mehr durch, dass für Bewerbungen genauso wenig gute Noten nötig sind wie eine fehlerfrei Ansprache.

Sucht man jemandy für eine Ausbildungsstelle, der/die vielleicht doch noch ein bisschen was kann, muss man inzwischen im Verhalten, im korrekten Sprachgebrauch und in Grundwissen nachschulen, damit es für die Ausbildung reicht. Liegt das an den unfähigen Lehrys? Liegt es an den bösen Medien? Liegt es an diesem Schulsystem?

Woran liegt es? Die Lehrys – meine Kollegys – sind sicher alles, aber nicht schuld. Mitbeteiligt bestimmt, aber weder die Ursache, noch der Motor. Sicher, sicher: Mangel an Konsequenzen, Angst vor Widerrufen, Desinteresse an endlosen Diskussionen. Bestimmt trifft auch zu, was eine Kollegin neulich zu mir sagte, dass vom Schnitt der Klasse die Cleveren von den weniger Beschenkten auch trotz mangelnden Einsatz und mangelnder Leistungsbereitschaft profitieren und so zur Möglichkeit eines Abiturs getragen werden, wenngleich es an Fähigkeiten dazu mangelt. Dadurch verwässert das gesamte Leistungsbild erheblich. Andererseits wird das Lehry durch die Form des Unterrichtsalltags mürbe wie Teig.

Beschreibe ich also mal eine sehr typische Situation aus meinem Alltag, die pars pro toto die allgemeine Situation an Schulen erklären mag. Vorab: Meine Schülys sind natürlich nicht respektlos und natürlich beleidigen sie mich als Lehrkraft nie, Tonfall ist höflich und zurückhaltend; sie sind Schafe, die zu Unrecht für Wölfe oder irgend sowas gehalten werden. Engel allesamt. Zumindest denken sie es von sich – und zwar mit Überzeugung.

Praktische Philosophie, Stufe 10, Freitag 4. und 5. Stunde in Dortmund: Ich greife mir eine leere durchsichtige Kiste und lasse alle Handys ausschalten und dort hineinlegen. Protest. „Warum?“, „Was soll das jetzt?“, „Das dürfen Sie nicht!“, „Das ist mein Handy!“, „Schreiben wir einen Test?“, „Was hab ich gemacht?“, „Sind Sie dumm, oder was?“, „Dazu haben Sie kein Recht!“ (Erstmal: JA, das des Hausrechts, alle Schülys müssen die Hausordnung lesen und unterschreiben. Darunter auch der Passus, dass die Lehrkraft das Recht hat, die Handys einzusammeln, wenn sie es für erforderlich hält.) Es dauerte 10 Minuten, die Handys am Anfang der Doppelstunde von allen einzusammeln. Von allen. Meines lag auch drin. Danach erklärte ich, dass wir mal ohne diese Dinger in der Tasche schauen können, ob wir uns besser konzentrieren. Danach erklärte ich, dass ich eigentlich nicht erklären muss, wieso ich sie einsammle und danach erklärte ich, dass dieser Protest und die Angriffe gegen mich als Aggressorin (in ihren Augen) nur zeigt, wie abhängig wir alle von diesen Dingern sind. Wieso erklärte ich das denn bloß erst danach? Ganz einfach, vorher war der allgemeine Lärmpegel so hoch, dass ich mich kaum mit meiner Stimme hätte durchsetzen können (und wollen – ich habe schließlich nur die eine). Als ich ihnen das sagte, meinten sie, sie hätten sich völlig normal verhalten und sie haben ja auch das Recht, was zu sagen, sich zu wehren. Der Unterschied von WAS und WIE ist ihnen nicht klar. Daran ändert sich auch dann nichts, wenn sie nach der Schulzeit, also nach 13 Jahren , für ihr respektive unser Durchhaltevermögen ein Abitur erhalten.

Aber was zeigt das? Wir Lehrys kämpfen an einer Front, an der es um Basiseinheiten des Verhaltens und des Miteinanders geht. Dass für den Rest oft zu wenig Zeit bleibt, wenn man auch noch irgendwie bemüht ist, Inhalte zu vermitteln, ist selbsterklärend. Ich befasse mich seit 6 Unterrichtsstunden in der Stufe 8 im Deutschunterricht mit sechs Stilmitteln. Sechs! Unterrichtsziel: sie sollen diese sechs Stilmittel in einem Text finden, erklären und ihre Wirkung bestimmen können. Eigentlich mache ich nur mit fünf Schülys Unterricht, die anderen malen die Buchstaben an. Oh, es geht um Basiselemente: Personifikation (nicht ganz leicht), Metapher (wirklich schwer), Vergleich (geht), Ironie (hohe Schule), rhetorische Frage (sehr schwierig) und Klimax (jaja, das ist wirklich nicht so einfach). Fünf Schülys höchstens versuchen zu verstehen, der Rest interessiert sich für die Inhalte meist sowieso nicht. Keine Frage, das müssen auch Gymnasiastys erst mal verdauen, doch dafür verschwende ich nicht so viele Stunden und ich muss mich nicht zwischendurch aufhalten mit: „Hol mal endlich dein Heft raus und schreib das ab!“ oder „Lass XY in Ruhe, du sollst das abschreiben!“, „Wirklich alles!“ auch nicht mit „Einfach, weil ich es sage! DU musst das in der Klassenarbeit können!“ oder „In jedem Text kommen Stilmittel vor, du solltest die wichtigsten erkennen und auch interpretieren können.“

Ich höre schon, du denkst, vielleicht sollte der Unterricht kreativer sein? Wer mag so trockenen Unterricht? Der Stoff ist langweilig und niemand interessiert das? Ja, sehe ich genauso. Ich habe im gleichen Kurs ein Langzeitprojekt zur Produktion eines Krimis am Laufen, sie sollen einen Krimi verfassen oder als Fotostory entwickeln. Sie haben unterschiedlich spannende Plots entwickelt und nun geht es in die Schreibphase. Die Stilmittel dienen (abgesehen von der nächsten Klassenarbeit) dazu, diese als Spannungssteigerung einzusetzen – gezielt.

Stilmittel erwähnt der Verlag pmaschinery nicht. Dafür das aber:

Anforderungen an Manuskripte – p.machinery – (pmachinery.de)

Süß wirklich, ich sehe im Geiste meine Schülys dort ihre kreativen und innovativen Texte hinschicken. Im PC-Raum, wenn sie mal einen Text abtippen sollen und eine möglichst große Schrift nutzen, verschnörkelt und unlesbar, damit es nach „mehr“ und nach „schön“ aussieht und wenn sie diese Formatierungen nicht rückgängig machen können, meine Digit-Natives, weil sie keine Ahnung haben, was im Hintergrund passiert. Jahrgangsstufe 12 (ca. 18 Jahre alt) völlig überfordert von den Möglichkeiten eines Programms wie Word. Die Generation, die Videofilme auf YouTube rauf und runter guckt, Serien streamt, die aber kein Tutorial passend für ihre PC-Fragen aufrufen kann, um sich dann Schritt für Schritt erklären zu lassen, wie man selbständig (ich weiß, es heißt jetzt selbstständig, aber ich finde das alte selbständig schöner) Veränderungen vornehmen kann. Meine Kinder? Sie sind Königys in ihrer Generation. Kann ja keiner mehr was.

Und dann denke ich, ich müsste bei einem solchen Verlag oder bei jedem sofort punkten:

  • Rechtschreibung = check
  • Satzbau = check
  • Storyaufbau = check
  • Dateiformate = check
  • Gezieltes Anschreiben = check
  • Ansprechende Geschichte = check.

Ironisch gedacht, könnte es natürlich sein, dass die Erfahrung alle Verlage lehrte, dass das Land der ehemals Dichter und Denker inzwischen ausgebrannt ist und man sich nur fremdländische Literatur in die Läden holen sollte, dann ist die Ausbeute besser. Natürlich, da kann ich auch als deutsche Pflanze nicht so viel reißen. Vielleicht dauert es nicht mehr lange, und Verlage lassen eine KI dran, die die Texte produziert: Was ist GPT-3 und spricht das Modell Deutsch? – Lernen Wie Maschinen (lernen-wie-maschinen.ai)

Gut, da ist einiges dran: der Verlag verdient nicht so viel an einem Buch, wie man glauben möchte, der größte Batzen geht wohl an den Buchhandel. Ein fremdländisches Buch respektive ein Roman bedeutet zwar noch Vermarktung und Übersetzung, aber die Kosten und das Risiko sind überschaubar, denn das Buch ist zumindest lektoriert und schon auf dem ausländischen Markt erprobt. Ich habe noch keine nennenswerte Veröffentlichung und auf mich und meine von mir fabrizierten Wortketten wartet keiner.

Sowieso steigt das Risiko, mit meinem aktuellen Roman bei einem konventionellen Verlag zu landen: zu lang (mindestens dreimal so viel, wie ein Erstling lang sein sollte), falsches Genre (Science Fiktion hat in konventionellen Verlagen wenig Lobby), mit der falschen Zielgruppe (Frauen lesen keine SF-Literatur) , dann auch noch so was Experimentelles (zwei Erzähler parallel) und zuletzt das Thema (Pandemie – wirklich jetzt?).

Tja, wie bewege ich einen Verleger dazu, trotzdem durch dieses Fernrohr zu schauen, um die Wahrheit zu erkennen? Die eine Wahrheit, so war mit Gotty helfe!

Ich hoffe, dass Steven King recht behält: Gute Literatur setzt sich durch. Ich meine, aus seiner Sicht hat er damit auf jeden Fall Recht: Entweder wird etwas (wie seine Texte) veröffentlicht und sie sind damit gut oder sie werden nicht veröffentlicht (wie nicht-seine Texte), dann sind sie es nicht wert. Aus meiner Perspektive aber betrachtet: Meine Texte sind gut, nicht aber veröffentlicht. Kein Verlag, keine Agentur hat bislang „HIER“ geschrien. Und ehrlich gesagt, vor allem nach dieser oben genannten Darbietung, hätte ich damit gerechnet. Zumindest ein kleiner Verlag, so ein winziger.

Nichts.

Statt dessen schon vier Absagen.

Sonst Stille.

Und das bei meiner Ungeduld.

Und meiner Eitelkeit.

Politiker:innen so inkonsequent wie Eltern – Maßnahmen müssen auch mal durchgesetzt werden, wenn sie weh tun!

Welche Mama oder welcher Papa weiß es nicht: der Schnulli muss spätestens zur Einschulung auf den Schnulli-Friedhof, sonst kommt der ja gar nicht in den Himmel. Aber es tut doch so weh, das liebgewonnene Beruhigungsmittel aufzugeben. Mama, gib mir meinen Schnulli zurück. Papi, hast du mich nicht mehr lieb?

Und wie sind wir Erwachsene? Also wir wollen auch unseren Schnulli behalten! *stampf. Na gut, wir können das mit Argumenten und Forderungen belegen.

„Ich brauch mein Auto für die Arbeit!“

„Wie soll ich sonst die ganzen Konsum-güter nach Hause schaffen?“

„Ich hab immer so viele Unterlagen, die ich transpor-tieren muss!“

„Nur mit dem Auto kann ich flexibel so viel Zeug regeln, sonst hab ich nicht genug Zeit für alles.“

„Ich brauch das Gefühl von Freiheit vor der Tür!“

Die blöden Politiker (vielleicht auch die weiblichen) verstehen das nicht und machen alles böse teuer. Wenn die Politikerinnen und Politiker in der Lage wären, wie Eltern an den Stellen konsequent zu sein, an denen es erforderlich ist, dann wären die Benzinpreise schon doppelt so hoch, dann würden Lehrkräfte nur noch ortsnah arbeiten (meine Schule liegt 36 km von meinem Wohnort entfernt), dann wären Inlandflüge verboten und die Bahnfahrt kostete in jedes europäische Land weniger als der Flug in selbiges, dann würde das stehende Auto nicht mehr so viel kosten und die Steuern für Familien mit mehreren Autos in einem Haushalt würden höher ausfallen, als für Familien mit nur einem Auto, dann hätte es die E-Auto-Vergünstigung nicht gegeben, sondern das preiswerte Bahnticket für größere Familien und das Stadtbahnticket für einen Euro. Aber das Auto ist unser dickstes Baby, die große Freiheit Nummer sieben.

„Vielleicht brauche ich es nicht, aber ich möchte es vor der Tür stehen haben, weil ich es benutzen könnte.“

Könnte genügt. Könnte ist gut, könnte ist richtig. Schau ich raus und sehe dort auf der Straße, Blech an Blech stehen statt Kinder spielen, sehe ich Bürgersteige statt Platz für Bürger, dann möchte ich die Freiheit ankotzen, die uns das Auto beschert. Im Strahl.

Freiheit durch Blech?

Statt nun den bockenden kleinen Kindern die Schokolade ganz inkonsequent zu geben – oder uns Erwachsenen einen Steuererlass auf Benzin -, müssen die Eltern in den Dialog gehen. Klar, erst der Schnulli (Corona mit Ausgangsverbot) weg, dann noch keine Schokolade (Kein Auto fahren?) und als Ersatz gibt es nur Obst (Bahnfahren und Fahrrad?)? Hart für die kleinen Menschen. Aber als Mama kann ich es erklären und ich kann das arme kleine Menschlein trösten, es für seine Tapferkeit loben und ihm Mut zu sprechen. Ich kann auch den Bürgerinnen und Bürgern erklären, dass das Zeitalter des Autos – wie wir es so lieben – angezählt ist, ebenso wie das fröhliche bunte Reisen durch die Welt (und das sag ich!). Als Politiker oder Politikerin kann ich mich hinstellen und sagen, dass die Erhöhung eigentlich längst überfällig war, dass man allmählich nach alternativen Transportmitteln Ausschau halten muss und nun die Aufgabe der Kommunen ist, das öffentliche Verkehrsnetz schnell auszubauen, attraktiver zu gestalten und etwas mehr Komfort anzubieten. Ich kann Akuthilfe für schwachverdienende Bürger und Bürgerinnen anbieten – die 9€-Monatskarte ist ein starker Anfang. Außerdem muss Homeoffice eine wichtige Größe werden, die den Menschentransport hinfällig macht. Ein Schritt zurück ist das Autosüchtelchen mit Schoki äh Steuererlass auf Benzin zu belohnen. UND auch Erdgas kostet gerade böse was mehr (also, was ich fahre), in RE zurzeit 2,99 € ein Kilo (meiner tankt 12 kg für ca. 400 km Leistung).

Oh ja, ich weiß, ich fahre täglich 36 km hin und zurück zur Arbeit, hasse das Bahnfahren kolossal und verbinde gern 20 oder 30 Dinge auf dem Weg. Von der Schule an der Post vorbei zur Physio, danach einen Yoga-Studio-Step und dann einkaufen, bevor ich nach Hause fahre. Mein ganz normaler Wahnsinn am Donnerstag. Aber, was wäre, wenn es nicht mehr ginge? Wenn sich das nicht mehr rechnete? Und was würde ich tun, wenn ich nicht mehr mit dem Auto fahren könnte? Wie würde ich mich organisieren?

Wir glauben – und das ist eine sehr schräge kindliche oder kindische (bei Erwachsenen) Annahme – dass wir Rechte auf Urlaub haben, dass wir uns was gönnen dürfen, doch Luxus trägt den Sammelbegriff „Luxus“, weil es was Besonderes ist. Ich gehöre bestimmt zu den Privilegierten, denn ich habe sehr schöne Reisen hinter mir, doch andererseits habe ich auch Jahre lang verzichtet, weil es eben nicht so selbstverständlich ist.

Seit wann sind wir eigentlich der Ansicht, „Ich zuerst“ ist fair? Wieso hat Langfristigkeit, Warten, Sparen, Ausdauer und Geduld keine Bedeutung mehr? Wieso adelt das nicht mehr einen Charakter? Wieso sind wir so eine Ausgeburt verwöhnter Gören? Wie unsere Kinder.

Nein, ich bin kein besserer Öko, auch wenn ich Bio-Eier esse, wenn ich auf Fleisch verzichte, wenn ich Erdgas statt Benzin verbrennen lasse, wenn ich vor allem Geld in die Bildung und so Zeug investiere. Mein Öko-Fuß ist auch viel zu groß. Doch statt mit dem Finger auf den größeren Buhmann zu zeigen (ich gendere das mal nicht!), müssten wir nicht Kraft unserer Intelligenz gemeinsam Schritte für eine Ent-Bequemlichkeitshaltung erarbeiten, statt zu warten, bis es noch schlimmer ist und gar nicht anders geht, als zu verzichten!

Aber, was sag ich! Ich spreche ja von Menschen, die lernen erst dazu und sind bereit, auf Bequemlichkeit zu verzichten, wenn es wirklich nicht anders geht. Solange dann jammern, bis … Ja, vielleicht hilft das Quengeln wie bei unseren Kindern.


„Und ich sach noch: Es gibbet nix aus der Kinderquengelecke – aber nein, Heinzchen musste ja die Ü-Eier unbedingt kaufen. Nu ham we den Salat.“

Die Agentur und das Exposé

Meine Logline: Als die letzten Männer nur noch in Frauenkleidern versteckt auf die Straße gehen können, entscheidet eine Ärztin, ob die Männer noch zu retten sind.

Ich habe 13 Agenturen und Verlage angeschrieben und jede Mail fühlte sich wie das Ausbrüten eines Eis an. Für die Henne sicher aufregend, ein Ei zu bebrüten, Tag für Tag, während ich aktuell mit 3 verschiedenen Exposés jongliere und mir einen Spaß daraus zu machen versuche, dass es ein Experiment sei, welches wohl Erfolg bringen könnte. Bringt denn eines Erfolg? Ich habe in den letzten Tagen NUR 13 Agenturen angeschrieben, nicht mehr und nicht weniger. Wenn man aber eine Agentur anschreibt mit dem Wissen, nie wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen, wenn man den Empfänger der Mail nicht direkt erreicht, dann …

Jede Mail ausgebrütet. Während dessen bestimmt auch acht Mal die Leseprobe gelesen und korrigiert. Hier ein Wort, da ein anderer Satz und noch einen Rechtschreibfehler gefunden und da versteckte sich noch ein winziges Detail.

Und jede Agentur will was anderes: Hier mal ein Fragebogen, dort 30, hier 10 Manuskriptseiten (ca. 1800 Zeichen pro Seite), eine Kurzzusammenfassung und ein Exposé und einen Klappentext, dann wieder nur 1 Seite zum Inhalt. Da kann man brüten und brüten.
Ein Hauch Tarantino-Genie hätt ich gern – ein winzigen Hauch. Meine Ausfahrt „Film“ liegt noch etwas in der Zukunft, aber „träumen wird man ja wohl noch dürfen, junges Fräulein.“

Die feministische Near-by-Dystopie erzählt – nach einer großen Katastrophe – aus zwei Ich-Erzähler-Perspektiven von der Umbruchphase der Gesellschaft, die sich in eine mono-geschlechtliche Gesellschaft verwandelt.
Jacek erzählt „Unten“ in passageweisem, philosophisch-essayistischem Präteritum in Form eines Prosatagebuch, während Anna „Oben“ in kurzen, verknappten in Präsenz verfassten Berichten das aktuelle Geschehen sowie ihre Forschung kommentiert und dokumentiert.

(Auszug aus meinem Exposé III)

Klingt das danach, dass man weiterlesen will? Ich meine, es klingt wie eine technische Erklärung, wenig interessant. Wie aber fängt man seinen Leser ein, wenn man ihn nicht kennt, wenn man nicht weiß, welche Interessen er oder sie hat, wenn man keine Infos hat, aber ihn dringend mit den ersten zwei Sätzen für sich gewinnen muss? Ich hab’s versucht, die Homepage gedeutet, die Tonalität, den kritischen oder fröhlichen Ton, mit dem sich Agenturen über unverlangte Manuskripte äußern. Ich sehe ihn vor meinem geistigen Auge, den Agenten oder Verleger, wie er am Strand Stein für Stein lüpft und zur Seite wirft, weil er darauf hofft, einen Bernstein zu finden. Wie er schon Stunde um Stunde und Tag um Tag Steine umdreht, hochhebt und manchmal sogar denkt, dass doch bitte da irgendwo auch etwas Bernstein drin sein könnte. Natürlich weiß er, dass da kein Bernstein im Stein sein kann, nur daran. Ist ja Harz. Aber er wünscht sich so sehr und ist es gleichzeitig müde.

Einfach nur eine Mail schicken, alle Agenturen mit Leseproben und Exposés beregnen… Ich bin kein geduldiger Mensch.

Plötzlich hat sich die Welt verändert, als ein Virus, der als Schläfervirus in die Geschichte eingehen wird, nahezu alle Männer innerhalb weniger Wochen und Monate weltweit auslöscht. Frauen kämpfen um ihre Männer, die Versorgung und die Vermeidung von Seuchen. Börse, Banken schließen, das weltweite Wirtschaftssystem bricht zusammen. In Deutschland wird der Notstand ausgerufen, jedes Bundesland erhält Länderhoheit, nachkriegsähnliche Zustände wie fehlende Nahrungsmittel, fehlende Arbeitskräfte und zahlreiche Tote überall bestimmen den Alltag. Ängste, Hunger sowie Ausweglosigkeit führen zu vielen kollektiv organisierten Selbstmorden.

Politisch setzt sich eine Fraktion durch, die bei den letzten Bundestagswahlen als feminstisch-faschistische Partei gerade in die 5%-Hürde genommen hatte, die belächelt worden war, weil sie nur aus Frauen bestand. Eine scheinbar kleine Gruppe organisierter junger Frauen sucht gezielt nach Überlebenden, um sie zu töten, während andere Gruppierungen nicht aufhören, Trauergesang anzustimmen. Wieder andere sehen darin ein Zeichen Gottes, füllen sich erlöst, während weltweit die Ärztinnen immer weniger Hoffnung haben, rechtzeitig ein Heilmittel zu finden.

Auch aus diesem Exposé III

Ich muss übrigens sagen, dass meine ganze Ironie, die ich in der Corona-Krise immer wieder aus Pietätsgründen höchstens privat äußern durfte, hier hab einfließen lassen. Mir hat es so viel Spaß gemacht, dass humoristisch zu überzeichnen, auch im Roman kommt das immer wieder durch. Bist du interessiert an der Geschichte? Würde dir das reichen, um meinem Manuskript Raum zu geben? Der ganze Rest meines Exposés … hier ist er:

Als der Mann, JACEK KOWALSKI (55), Ehemann der Gynäkologin ANNA KOWALSKI (53) einer der wenigen Überlebenden ist, glaubt die Ärztin, ein Impfstoff oder Heilmittel finden zu können und sucht gezielt nach weiteren Überlebenden, die sie gemeinsam sechzig Tage mit ihrem Mann im stillgelegten Bergwerkstollen versteckt. Die Männer willigen ein, weil sie hoffen, dass Anna auch ein Mittel gegen die Unfruchtbarkeit findet und ihr Versprechen auf Versorgung einlöst. Jacek soll die Verwaltung und Logistik übernehmen.

Untersuchungen, Gespräche, Tests bestimmen den Alltag. Kleine Dinge wie Lebensmittelbeschaffung, Schlachtung von Zuchtvieh, Müllentsorgung werden zu großen. Abendgespräche, Nachrichten vom Tage füllen den Abend. Warten und die Zeit des Wartens Überbrücken werden somit zum Hauptthema im Stollen. Den Höhepunkt erreicht das Warten mit der Inszenierung von Beckets „Warten auf Godot“ durch zwei ältere Herren der Männergruppe.

Anna lebt fortan ein Leben zwischen Stollen, Krankenhaus und weiteren Verpflichtungen, dass ihr jede Zeit zum Nachdenken oder zur Ruhe nimmt. Die Zeit rennt währenddessen den Männern davon, denn wie lange kann ein Impfstoff noch von Nutzen sein, wenn immer weniger Männer in der Bevölkerung sind? Und was passiert mit den Männern im Stollen, wenn das Warten und der Ausgang des Wartens ungewiss sind? Nicht zuletzt, was wird aus der Beziehung zwischen Mann und Frau in diesem allumfassenden Umbruch?

Was ist, wenn die Frauen so überzählig werden, dass sie alles, was an den Mann erinnerte, ausradieren, umgestalten und umwerten? Wohin wird sich die Gesellschaft entwickeln, wenn der Impfstoff nur noch die Jungen retten kann, die noch nicht in der Pubertät sind und damit fünfzehn oder zwanzig Jahre lang keine erwachsenen und reifen Männer unter den Frauen leben? Wie sähe eine weibliche Welt aus? Wäre sie gerechter? Hätten die wenigen verbliebenen Männer eine Chance zu überleben? Würde sich die Dualität in eine Diversität auflösen? Können wir Menschen die Polarität zwischen Dominanz und Unterwerfung überwinden?

Am Ende des Romans ist der Impfstoff zwar gefunden, aber das bietet nun keine Lösung mehr, denn die Welt, wie sie vor dem Ausbruch des Virus existiert hatte, ist verloren. Die Männer ziehen sich in den Norden Deutschlands zurück, während Anna in dem neu gegründeten Frauenstaat Oya bleibt.

Dies ist der erste Teil einer fünfteiligen Handlung, die die Entwicklung der Welt nach dieser Katastrophe erzählt,  bis sie in der vierten oder fünften Generation überwunden werden kann.

Sag, würdest du das lesen wollen oder ist dir das zu viel oder zu schwierig?

Schritttempo – Denkprozesse – Ausstieg und ein Einstieg

Der große Ausstieg. Vielleicht ist es am Ende ganz lautlos, klein und im Rückblick simpel und einfach. Mir scheint es so gewaltig – lange Schatten im Voraus, weil ich weg will.

Ich will reisen und das tun, was ich will.

Gott, ich Privilegierte.

Zerbrechlichkeit der Pläne in dieser Zeit … und doch, ändern muss ich unbedingt etwas. Ich brauche den Raum für das Schreiben. Ich habe es mir versprochen.

Wenn mich der Mut verlässt? Der Mut? Mich verlassen? Wie soll das gehen? Ängste haben doch noch nie mein Leben bestimmt – oder doch? Hoffe ich doch gar darauf, dass eines meiner Kinder Kinder bekommt und mich abhält, eine der waghalsigen Ideen in Taten einzulösen: Mit der Transsibirische Eisenbahn nach Asien; in Italien (vielleicht Sizilien) leben und schreiben; durch Deutschland zu touren – Theaterkurse, Schreibkurse und Housesitting für die Freiheit des Schreibens.

Die Zeit bis zum Ausstieg läuft an, zählbar in Tagen: Das Schuljahr bis zu den Sommerferien (133 Tage), dann noch drei Schuljahre. Überschaubarkeit der verbleibenden Zeit: ein Leistungskurs, drei Literaturkurse, eine halbe Klassenleitung, sogar die Konferenzen sind zählbar. Das allein klingt, als hätte ich Haftlockerungen. Wie oft soll ich sagen, dass nicht der Unterricht das Problem ist, sondern der ganze Rest: morgen zur anderen Schule, weil meine Schüler kleinen Grundschulkindern Angst gemacht haben (vielleicht); ein anderer meiner Schule löste letzte Woche Feueralarm aus; ein Schüler schubst mich (aus versehen), weil ihm nicht gefallen hat, dass ich ihm den Ball abgenommen habe, mit dem er auf dem Flur spielte. Ach, das sind nur so ein paar Schlaglichter, falsch „Schlaglöcher“. Diese Ereignisse erschweren den schleppenden Gang im Unterricht unermesslich. Diskussionen in jeder Stunde, ob man denn überhaupt was lerne! Seitens der Schüler und Schülerinnen wenig Einsatz für irgendwas. Meiner letzten Rettung beraubt, kann ich nicht einmal mehr aus Theaterkursen die nützliche Erkenntnis ziehen, dass sie gar nicht unwillig nur verhindert sind, diese Jugendlichen, diese SchülerInnen. Korrekturen, Frechheiten, Maßlosigkeiten … Natürlich müssen Jugendliche frech, ausfallend, maßlos und anspruchsvoll sein – aber ich habe genug davon gehabt. Mir reicht das jetzt. Ich habe nicht die Größe wie andere Lehrkräfte, darüber zu stehen. Wofür auch? Das ist mein Leben und ich will es zurück, ich will mich nicht permanent für dämliche Richtlinien verbiegen; Dinge lehren, deren Sinn ich nicht erkennen kann; Menschen etwas antun, was sie ein Leben lang beschäftigt, nur weil mein Arbeitgeber keine bessere Idee hat, als als Leistungsüberprüfung Noten zu verlangen; weil die Gesellschaft keine bessere Idee hat, als Noten als Vergleichswert anzuerkennen – trotz aller gegenteiliger Erkenntnis, wie unfruchtbar das ist.

Ich will mein Leben zurück. Ja, das, als ich noch selbst Inhalte meines Denkens bestimmen konnte. Als ich noch meine moralischen Werte vertreten durfte und konnte.

Wenn ich was bewegen könnte – hätte ich was gesagt? Würde ich klagen, wenn ich wirklich was bewegen könnte, was verändern könnte? Kann ich? Lächerlich! Ich kritisiere die Form der Schule: Noten, Unterrichtszeiten, Unterrichtsfächer, Raum, in dem das, was wir Schule kennen, stattfindet, die Regeln, die für das gelten, was wir „Schule“ nennen (Essenszeiten, Arbeitszeiten, Pausezeiten, Klozeiten … alles so unmenschlich festgelegt). Schon das Wort „Schule“ vergiftet jeden Kontext, in dem Lernen stattfinden soll oder kann oder darf.

Aber zurück zum Ausstieg – ich entschuldige mich für diese Emotionalität — ich wollte nur mal klarstellen, dass ich keine Flusen oder Fussel oder Flausen im Kopf habe, weswegen ich meinen Beamtenstatus aufgeben will.

Lucy wird in zwei Jahren und drei Monaten fertig sein. Dann plane ich den Auszug aus dieser Wohnung. Zwar will Diondra bis dahin noch hier wohnen, doch auch sie muss dann weichen. Wohin ist noch unklar. Falls sie hier bleiben will, müsste sie eine WG gründen und das kann sie sich in dieser Wohnung nicht gut leisten – die Schlafräume sind schlichtweg zu klein. Ich möchte zu meiner Freundin ziehen, um unser beider Ressourcen (einmal Strom, einmal Gas, einmal Telefon) zu schonen und um für den Aufbruch eine Reserve zu haben. Lucy will reisen (woher hat sie das bloss?) und ihre Sachen beim Vater unterstellen – der davon noch nicht weiß. Tja, da gibt es Dinge in dieser Wohnung, die ich selbst unterstellen müsste, die ich verkaufen oder loswerden müsste: Möbel, Bilder, Bücher, Akten. Und ich weiß nicht, für welchen Zeitraum. Das ist noch so offen.

Meine Pläne sind vielfältig, was die Zeit nach dem Ausstieg sowie die Vorbereitung darauf betrifft:

„Denken lernen in einer fremden Sprache“ – ein langfristiges Projekt, dass eine Mischung aus populärwissenschaftlicher und wissenschaftlicher empirischer Untersuchung des Erwerbs einer zweiten Sprache sein soll. Ich verfasse während des Lernens der italienischen Sprache Erfahrungsberichte zum Lernprozess. Ziel ist das Denken in der fremden Sprache. Dafür muss ich in Italien leben, wenn ich meinen Job aufgegeben habe. Es gibt Ideen und Optionen: Evtl. gibt es Finanzierungsmöglichkeiten über das Goethe-Institut — mal fahnden. Könnte sein, dass ich dafür ein Exposé bräuchte.

„Wie wollen wir leben? – Kleinfamilie als gesellschaftlicher Tod“ – etwas, worüber ich schon lange schreiben möchte – nicht aber ohne Recherche und Zeit. Aus meiner Sicht ist unsere Gesellschaft zu linear angelegt, die Familie, die Sippe, die Gemeinschaft hat zu wenig eingeräumten Platz darin, sondern muss so irgendwie daneben funktionieren und das macht krank (die Bildung, die Psyche, die Gesellschaft), weswegen wir auch gern die Placebos von Konsum wie Pillen inhalieren, in der Hoffnung, dass das Abhilfe schafft. Ein bisschen hilft es, für den Rest brauchen wir die Psycholog:innen und weitere Ablenkungen. Es gibt aber eine Sehnsucht. Also das würde ich gern schreiben. Das kann ich überall schreiben, auch im Zug der Transsibirischen Eisenbahn.

„Dreh dich, Schwänzchen“ läuft fast von allein. Der zweite Teil meiner Virus-Serie. Drei Jahre nach dem Großen Sterben. Andere Hauptfiguren, andere Nebenrollen. Sklaverei und die Suche nach der Lust. Umgang mit dem Verlust. Ein Krimi mit Mord und Intrigen, die Vorbereitung auf einen Krieg und der Suche nach einem neuen Glauben. Alles drin, was man braucht. Das hab ich schon begonnen und stocke gerade. Stocke, Stocke … ich muss weiter dran.

Außerdem ein paar Kurse, ein paar weitere Projekte, die irgendwie untergebracht werden wollen: Drehbuch-Kurs, DaZ-Zertifikat-Kurs, Cello, Tango, Yoga … am liebsten alles parallel. Einiges davon benötige ich vorbereitend für meinen Ausstieg, auch wenn das gar nicht so offensichtlich ist. Wirklich wichtig von all dem ist der DaZ-Kurs, weil der mir in der Fremde einen Job sichern könnte.

Es gibt auch ein paar Ideen für das sichere Netz, falls ich doch stürzen sollte … ein paar. Schöne Optionen. Mal sehen, was davon am Ende hält.

„Unten – Oben“ – abgeschlossen. AUF AUF zum Exposé

Fühlt sich sehr gut an, wenn man sagen kann: Ich hab’s fertig!

Nicht getippt und ausgedruckt liegt er vor mir, aber als E-Book lesbar. Ein Buch, das dieses Format liebt, denn eigentlich sind es zwei Bücher, die ineinander verwoben sind. Perspektivisches Erzählen. Nun folgt der nächste Schritt ein Exposé. Über alles kann ich schreiben, doch über meine Texte eine klare Aussage zu treffen ist schwierig.

Das Workbook „Deine perfekte Drehbuch-Idee“ von Aleksandra Kumorek im anderen Reiter offen verlangt von mir bereits nach dem ersten Aufschreiben meiner Idee, dass ich überlege, was diese Idee mit mir persönlich zu tun hat.

Was hat die Idee persönlich mit mir zu tun?

Persönlicher Zugang

Persönlich?

Vielleicht, dass Thema Männlein vs. Weiblein? Zum einen mag ich Männer, finde sie interessant, witzig und reizvoll, weil sie anders sind als Frauen, zum anderen sind Männer – nicht alle – aggressiv, dominant und feindselig. Ich kenne solche Männer nicht – möchte ich sagen, aber das ist nicht wahr. Ich bin eine Frau und habe Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt gemacht, die ersten mit elf. Toxische Männlichkeit wird das inzwischen genannt, weil wir endlich darüber reden. Andererseits: So sind Männer gar nicht. Seit meiner Ermächtigung habe ich nur einen Grenzfall erlebt, meistens sind sie wirklich vor allem anders als wir Frauen. Ich schätze diese Sachlichkeitsbezüge, diese eigenwillige Blickweise und diese andere Form des Seins. Rollenbilder, Idealisierungen, Stereotype – alles nur Konstrukte. Unsere Gesellschaft entwirft diese Gedankengebäude, in denen wir dann gefangen sind. Insofern stimme ich Adorno zu, dass wir nicht über diesen Tellerrand hinaus erkennen, dass wir in diesen unsichtbaren Gefängnissen leben, weil wir es nicht können. Die Morphologie lässt das nicht zu.

Aber ist das mein persönlicher Zugang?

Vielleicht der: Ich hab 2009 wegen einer Theatergruppe, die zu einem sehr hohen Anteil aus Frauen bestand, ein Frauentheaterstück entwickelt. Ein männlicher Kollege leitete den Musikpart und unterstützte die Theaterarbeit. Aus einem Spaß heraus entwickelte ich die Frage: Was wäre, wenn plötzlich alle Männer weg wären und wenn schon lange keine Männer mehr auf der Erde leben, weil sie ausgestorben waren? Wie würde sich die Gesellschaft verändern? Und was, wenn dann ein paar Jugendliche, aus Trotz und Neugier, Männer klonen, weil das Klonen verboten werden soll, weil das Sprechen über die Männer verboten ist, weil sie Männer überhaupt nicht kennen, außer als Testosteron-Monster? Was würde dann passieren, wenn die Frauen mit dem Mann nach 50 Jahren konfrontiert würden? Würden Männer dann nicht andere Rollen aufgedrückt bekommen? Welche wären das? Was für Rollenbilder und idealisierte Stereotype bleiben dann? Zumindest mein Kollege und ich hatten Spaß an dem Thema. Und mich hat es nicht losgelassen – hab das Stück drei mal inszeniert und bin drei Mal gescheitert.

Persönlicher?

Ich dachte, aus dem Scheitern heraus gäbe es eine Chance, nämlich das Transfermedium zu wechseln – oder mir erneut andere Probanden zu suchen 🙂 Also Drehbuch. Schreib ich das selbst, dann hab ich beim Film auch die Möglichkeit der Schauplatzinszenierung, also Bild statt Worte. Die reifen Figuren könnten durch Spieler:innen dargestellt werden, die auch reifer sind. Dann sind da diese vielen denkbaren Nebenhandlungen: Familie, Architektur und Kunst, Beziehung und Liebe, ein totalitäres Regime, all das kam bislang zu kurz.

Dafür wollte ich nur die Vorgeschichte kurz niederschreiben … 800 MS-Seiten weiter ist das Ergebnis. War das genug, um den Punkt „Authentizität“ zu erfüllen?

Dein größter Schatz ist deine Lebenserfahrung. Deine Erlebnisse, deine Begegnungen, dein individuelles Denken und Fühlen. Das ist es, was deinen Stoff einzigartig macht. Was ihn von den anderen Stoffen abhebt. Was ProduzentInnen interessiert.
Überlege: Wo kannst du aus deiner Erfahrung schöpfen? Worin bist du ExpertIn? Deine Erlebnisse, deine Begegnungen, deine Einsichten sind dein persönlicher Schatz, den es zu bergen gilt. Natürlich darfst du deine Geschichte auch als Science-Fiction-Thriller, als historischen Stoff oder als Fantasy-Romanze erzählen. Aber das ist nicht die Basis deiner
Geschichte. Die Basis ist deine Lebenserfahrung, dein individueller Blick auf die Welt.“ (Aleksandra Kumorek)

Ich zähle auf den Workshop bei ihr und hoffe, dass ich am Schluss ein schickes erstes Exposéchen habe.

Welche Schritte haben nun zu folgen?

  1. Betaleseratten ab Februar Texte verteilen
  2. Parallel Exposés an Agenturen senden
  3. Ostern abarbeiten der Rückmeldungen der Betaleseratten
  4. Bis zum Sommer abwarten, was für Rückmeldungen von den Agenturen kommen
  5. Abhängig von Rückmeldung die Vermarktung planen.
    1. Vermarktung?
    2. Vermarktung?
    3. Vermarktung?

Meine Figuren — alle neune

Neune – das wäre ja schön …

Schritt 4 verlangt von mir, dass ich über mein Figurenensemble nachdenke. Über alle? Irgendwie wohl. Ein Schnelldurchlauf will mir da nicht gelingen. Es gibt schauplatzabhängige Figuren, manche wichtiger als andere, manche nur phasenweise wichtig.

Unten sind anfänglich 29 Männer sowie die fünf Frauen aus Annas Team. Von den 29 Männern sterben einige (Jannick, Alex, Nils Dimitri, Niklas, Dennis), andere kommen dazu. Zunächst sammelt Paul Pierre in der Stadt auf, der Angst vor Frauen hat und eunuchisiert wurde, dann folgen fünf, die die Impfung überlebt haben, unter anderem der drogenabhängige Doktor und der frauenhassende Feuerwehrmann. Am Schluss sind es wohl 30 Männer, die den Stollen gemeinsam verlassen und in den Norden Deutschlands aufbrechen. Wozu brauch ich die alle? Damit es glaubwürdig eine Männerenklave wird, ein anderes Konzept wäre, die Figurenzahl einzudampfen und Emmas Liliths Schwestern viel aktiver Überlebende einzusammeln. Führte dennoch zu einer großen Zahl Männer, man müsste aber nicht so ständig mit ihnen hantieren.

Soweit zu den Männern, da gibt es aber auch noch etliche Frauen vor allem OBEN: Die Clique von Anna (Bianca, Fran, Nadel (die tot ist), Miri, Nicole), das Team von Anna (Salma, Nanja, Emma, Katharina), die direkt bedeutenden Kolleginnen im Krankenhaus Tina und Francis und die Leiterin der Notstand II (Martina) sowie die Bürgermeisterin Andrea … Daneben noch einige Randfiguren, wie eine Uturistin und sich als Liliths Schwester ausgebende Frau, sie tauchen auf und ab. Viele viele Figuren. So viele kleine Geschichten und Episoden ergeben sich daraus, die teilweise nur angedeutet werden, wie zum Beispiel die Liebesgeschichte zwischen Jannick und Nanja, die sich im Stollen entwickelt und kurz vor Ende der 60 Tage durch Hinrichtung beider Liebenden zerstört wird. Wie soll ich das alles in ein kurzes fünfseitiges Exposé bringen?

Schreiben – korrigieren – weiterschreiben

„Unten“ ist fertig, „oben“ ist fertig – also theoretisch. Die Handlung ist erzählt. Allerdings muss ich „oben“ deutlich überarbeiten. Streng kürzen, denn es handelt sich um einen Berichtstil. Anna berichtet von ihren Forschungsarbeiten. Das ist langweilig. Sie hat keine aktive Handlung zu berichten, selbst das ist eben ein Bericht. Das ist auch langweilig … Puh. Mein erstes Problem.

„Oben“ habe nicht gut gesichert. Alle Arbeiten von Oktober bis Dezember sind futsch und muss ich nachholen … Bin demoralisiert und scheue mich vor der Menge der Arbeit … Alles geht mir damit sehr langsam von der Hand. Mein zweites Problem.

3. Problem = ich übertrage den gesamten Wordtext Stück für Stück – wegen der Überarbeitungen – in ein anderes HTML-Programm, damit ich daraus ein E-Book für meine Betaleser machen kann. So können sie hinterher entscheiden, ob sie die Tage chronologisch erst Oben oder Unten lesen wollen oder ob sie jeweils einen Handlungsstrang nach dem anderen lesen mögen. Das ist viel Arbeit – too.

4. Problem = Unterwegs beim Korrigieren kleiner und großer Schwächen des Textes, suche ich nach besseren Formulierungen, such ich nach Bildern und ergänze eine ganze Menge. Der Text vorher war ein Rohprodukt. Etwas davon zu kürzen, was schlecht ist, das fällt mir nicht schwer, aber es kommt so viel Neues hinzu, dass ich die 10-Prozent-Marke nicht erfüllen kann.

5. Hürde = Zeit: In 16 Tage läuft meine Zeit ab und bis dahin, werde ich nicht mal mit den Leseproben für die Literaturagenturen fertig – so viel Ehrlichkeit ist kaum zu ertragen.

Dabei ist es so, dass ich den Text durchgehe, eine Textstelle überarbeiten will und dafür noch mal hier was lese, da noch einmal quergucke und dann den Text nach stilistischen Schwachstellen filtere. Anschließend versuche ich die Textstellen zu verdichten und sprachlich aufzuhübschen. Inzwischen finde ich schneller Bilder oder sprachliche Vergleiche oder Metaphern, doch mache Textstellen verlasse ich, ohne sie gut überarbeitet zu haben. Ich komme mir vor, als hätte ich ein riesiges Haus, von dem ich genau weiß, was wohin soll, doch in dem einen Raum sind noch alle Möbel mit Tüchern verhangen, manchmal finde ich sogar noch Spinnweben, in dem anderen Raum ist der Boden fertig, aber es stehen keine Möbel drin, nur Platzhalter und im dritten Raum ist alles bis zur letzten Ecke fertig. Durch den streife ich auch immer wieder, freue mich, dass er so weit ist. Halte mich auf, um noch eine Fluse vom Stuhl zu entfernen, obwohl ich weiß, dass alle Räume fertig werden müssen. Dann trenn ich mich schweren Herzens und fang lustlos an einer andern Stelle in dem großen Haus an. Allerdings packt mich dann das Schleifen des Tisches für den Raum so sehr, dass ich ganz vertieft bin, für Stunden. Schaue ich dann hoch, stelle ich fest, dass ich nicht so viel geschafft habe, wie ich gerne hätte. Dann flitze ich schnell durch die Räume, um mal eben noch was an Boden zu gewinnen.

Vielleicht bin ich zu detailverliebt, doch andererseits kann ich das nicht übertreiben.

Ich will es gut machen. So gut, dass es keine Langeweile gibt, wenn man mit dem Buch anfängt.